Missbrauchs-Skandal Köln

Politik und Weltgeschehen
Hiob
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Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Hiob »

Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:10 1. ist "GUT" ein relativer Begriff.
Das bezog sich auf Aufbau und Inhalt - jeder kann es verstehen.
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:10 2. bei einem eingefleischten "JEINER" läuten bei mir sofort alle Glocken. :lol:.
Naja - wir leben zwar in einer egomanischen Meinungs-Gesellschaft, aber Dinge differenziert anzugucken, sollte nicht verboten sein. :lol:
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:18 Sondern???? Mit Verlaub-jetzt muss ich k.....n.
Dann solltest Du Dich seriös informieren - das Gutachten ist abrufbar im Netz: https://mam.erzbistum-koeln.de/m/2fce82 ... d-2018.pdf

Du zeigst eine medien-versklavte Reaktion.
Timmi hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:26 Was bedeutet dies genau? Was ist ein formaler Mißbrauch?
Gibt es nicht - aber darum geht es hier nicht. - Es geht im Gutachten primär um den Umgang mit dem, was man heute (!) "Missbrauch" nennt, und nur sekundär um diesen selbst. Eine Vergewaltigung war damals dasselbe wie heute - auch in der Bewertung der Verantwortlichen. --- Nein - hier geht es um Verstöße gegen die Aufarbeitung des Umgangs mit Vorkommnissen - diese Verstöße können substantiell und formal sein. - "Substantiell" wäre bspw, dass man einen Täter gesagt hätte "Macht nichts - mach weiter". Hierzu schreibt das Gutachten:
Gercke, S. 747
„Hinsichtlich der Motivlage ist festzustellen, dass für die Gutachter keine Absicht der Verantwortungsträger erkennbar ist, die Täter einer Bestrafung zu entziehen oder gar weitere Missbrauchstaten zu ermöglichen“
Formaler Verstoß ist, wenn bspw. Vorgänge wie eine exhibitionistische Handlung aus den 70/80/90er Jahren nach deren Meldung zwischen 2010 und 2015 nicht an die Staatsanwalt gemeldet wurde (weil es eh verjährt war) und nicht nach Rom gemeldet wurde (weil da nichts rauskommen konnte). Die allermeisten Verstöße im Gutachten sind formale Verstöße dieser Art.
Heinz Holger Muff

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Heinz Holger Muff »

Hiob hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:58
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:10 1. ist "GUT" ein relativer Begriff.
Das bezog sich auf Aufbau und Inhalt - jeder kann es verstehen.
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:10 2. bei einem eingefleischten "JEINER" läuten bei mir sofort alle Glocken. :lol:.
Naja - wir leben zwar in einer egomanischen Meinungs-Gesellschaft, aber Dinge differenziert anzugucken, sollte nicht verboten sein. :lol:
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:18 Sondern???? Mit Verlaub-jetzt muss ich k.....n.
Dann solltest Du Dich seriös informieren - das Gutachten ist abrufbar im Netz: https://mam.erzbistum-koeln.de/m/2fce82 ... d-2018.pdf
Du zeigst eine medien-versklavte Reaktion.
Da hat Herr Wölki sich offensichtlich den falschen Juristen Beistand ausgesucht. :lol: Vermute mit dir wäre
auch das 2. Gutachten ins Nirvana verschwunden- zensiert? ;)
Hiob
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Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Hiob »

Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 17:30 Da hat Herr Wölki sich offensichtlich den falschen Juristen Beistand ausgesucht.
Was hat das mit Medien zu tun? - Das juristische Gutachten lässt zwar einige Fragen offen, ist aber wirklich sehr differenziert gemacht - UND gibt auf den ca. 900 Seiten sehr viel juristische Informationen. - Wieso stellst Du Deine Frage als Reaktion auf "Medien-Versklavung"? - Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Heinz Holger Muff

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Heinz Holger Muff »

Hiob hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 17:43
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 17:30 Da hat Herr Wölki sich offensichtlich den falschen Juristen Beistand ausgesucht.
Was hat das mit Medien zu tun? - Das juristische Gutachten lässt zwar einige Fragen offen, ist aber wirklich sehr differenziert gemacht - UND gibt auf den ca. 900 Seiten sehr viel juristische Informationen. - Wieso stellst Du Deine Frage als Reaktion auf "Medien-Versklavung"? - Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Unterlasse bitte dein Ablenkungs-Gemurkse so dumm biste nämlich gar nicht. ;) Du unterstellst mir eine "Medien Versklavung". Nicht nur ich bin offensichtlich "Medien-versklavt" sondern offensichtlich auch Insider direkt an der Quelle:
https://www.t-online.de/region/koeln/ne ... koeln.html
Der oberste Katholik von Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken, hat die Spitze des Erzbistums Köln wegen ihres Agierens in der Missbrauchskrise kritisiert. "Die Stimmung im Erzbistum Köln war noch nie so auf dem Tiefpunkt wie derzeit", sagte Picken in seinem Podcast "Spitzen aus Kirche und Politik". "Die Luft ist dünn und wird immer dünner."

:wave:
Timmi

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Timmi »

Hiob hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 16:58 Gibt es nicht - aber darum geht es hier nicht. - Es geht im Gutachten primär um den Umgang mit dem, was man heute (!) "Missbrauch" nennt, und nur sekundär um diesen selbst. Eine Vergewaltigung war damals dasselbe wie heute - auch in der Bewertung der Verantwortlichen. --- Nein - hier geht es um Verstöße gegen die Aufarbeitung des Umgangs mit Vorkommnissen - diese Verstöße können substantiell und formal sein. - "Substantiell" wäre bspw, dass man einen Täter gesagt hätte "Macht nichts - mach weiter". Hierzu schreibt das Gutachten:
Aha, verstehe. Ich sehe mir das Gutachten mal an.
Hiob
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Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Hiob »

Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 17:52 Nicht nur ich bin offensichtlich "Medien-versklavt" sondern offensichtlich auch Insider direkt an der Quelle
Gut möglich - aber vielmehr steckt da was anderes dahinter: Es gibt im Hintergrund einen Kampf zwischen "modernen" Katholiken und "traditionellen" Katholiken (zu denen Woelki gehört)- man versucht also, seinen Interesse gegen die andere Seite zuzuarbeiten durch Schädigung der anderen Seite. - Konkret: Würde Woelki zurücktreten und ersetzt werden, dürfte man hoffen, dass ein "modernerer" Katholik die Stelle besetzt. - Das heißt also: Die "moderne" Seite nutzt die Medien besser, weil klar ist, dass die Medien in deren Gesinnungs-Orientierung darauf anspringen. - Aber so was muss man erst mal als Leser durchschauen, was allerdings leider objektiv ziemlich schwierig sein kann.

Weiterhin: Wenn Du das Datum der Dechant-Aussage beachtest, siehst Du, dass diese von der Zeit VOR der Veröffentlichung des Gutachtens stammt. Oder andersum: Das Gutachten muss für alle, die auf der "modernen" Seite stehen, ein Schlag in die Magengrube sein. - In einem Punkt hat der Dechant recht: Das Krisen-Management (also WIE man mit der Krise umgeht und nicht, was inhaltlich los ist) war/ist nicht PR-gerecht.
Timmi

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Timmi »

Die Dekonstruktion der katholischen Kirche ist doch in vollem Gange. Schon seit langem. Die Machtkämpfe im Inneren sind doch ein deutliches Symptom dafür.
Heinz Holger Muff

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Heinz Holger Muff »

Hiob hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 18:07
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 17:52 Nicht nur ich bin offensichtlich "Medien-versklavt" sondern offensichtlich auch Insider direkt an der Quelle
Gut möglich
Verstehe-dann ist der holde Hiob offensichtlich noch näher an der Quelle des Unheils-zensiert? ;)
Hiob
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Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Hiob »

Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 19:05 Verstehe-dann ist der holde Hiob offensichtlich noch näher an der Quelle des Unheils-zensiert?
Verstehe ich nicht. - Wie auch immer - es geht BEIDES gleichzeitig:
1) Verurteilung von Missbrauch.
2) Faire Beurteilung dessen, was seitens der Kirche passiert ist.

Was für mich viel interessanter wäre: Gibt es auffällige Unterschiede in der Häufigkeit von Missbrauch durch Geistliche und in Familien? Die Zahlen, die ich kenne, sind hier widersprüchlich. - Im Netz habe ich mal für den säkularen familiären Bereich 300.000 Fälle pro Jahr gelesen - aber auch 15.000 pro Jahr, die polizeilich bekannt sind. - Bei Geistlichen (aller Kirchen) scheinen es seit 1945 ca. 2.000 Fälle in summum zu sein - bei durchschnittlich 40.000 Priester pro Jahr.

Wenn man nun Missbrauchsfälle pro Anzahl der Tätergruppe errechnet, wären dies.

300.000 : 30.000.000 (tatfähiger Bevölkerungsanteil) = 100 - oder:
15.000 : 30.000.000 =5
2.000 : 40.000 = 500
Das hieße: Der Anteil bei Geistlichen wäre mindestens das 5 Fache, vielleicht sogar das 100Fache - was natürlich auffällig wäre.

Nun sind aber mit 15.000 bzw. 300.000 pa Täterfälle gemeint, nicht Missbrauchsfälle - im Klartext: es gibt zwischen 15.000 - 300.000.000 Täter im familiären Bereich pa, während die Rechnung bei Geistlichen meines Wissens Missbrauchsfälle und nicht Täter beschreibt - wir wären also, wenn wir pro Täter 5 Fälle unterstellten, nicht bei 2.000, sondern bei 400 Tätern seit 1945:
400 : 40.000 = 100
Das hieße: Der Anteil bei Geistlichen wäre mindestens das Selbe bis zum 20Fachen - was immer noch auffällig wäre.

Dazu käme noch die Dunkelziffer dazu, die mal normalerweise mit Faktor 10 bis 20 annimmt. Der Punkt hier: Die kirchlichen Fälle wurden traditionell untersucht, weil JEDE Art von Sexualität ein Verstoß gegen den Zölibat war (also vollkommen unabhängig von Opfern) - mit anderen Worten: Hier wird die Dunkelziffer sicherlich um Faktor x niedriger sein als bei säkularen Fällen, zumal zusätzlich die seit 10 Jahren laufende Kampagne ja so ziemlich alles auf den Kopf gestellt hat - und sich nach 2010 die meisten (zu Recht oder zu unrecht) Betroffenen gemeldet haben, die auf Missbräuche bis zurück in die 50er Jahre hinweisen.

Man stelle sich nun vor, dass dadurch eine Verzerrung von Faktor 10 zustande käme - dann wäre eine Beispielsrechnung:
300.000 x 20 : 30.000.000 (tatfähiger Bevölkerungsanteil) = 2000 - oder:
15.000 x 20 : 30.000.000 = 1000
2.000 : 5 x 10 : 40.000 = 1000
Das hieße: Der Anteil bei Geistlichen wäre das Selbe bis zum 0,5 Fachen - was im Grunde hieße: In etwa dasselbe.

Dazu kriegt man keine Zahlen (oder habt Ihr welche)? - Und zwar nicht, weil es nicht genug Statistiken dazu gäbe, sondern weil jeder vorher festlegt (jetzt wären wir wieder beim Zauberwort: hermeneutische Vorannahme - allerdings im bösen Wort Sinn), wie er es haben will. Natürlich verkauft man all das als "wissenschaftlich" - ist es ja auch, aber es sagt halt nichts aus.
Timmi hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 18:21 ....
Schau Dir doch mal obige Rechnung an.
Timmi hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 18:21 Die Dekonstruktion der katholischen Kirche ist doch in vollem Gange. Schon seit langem. Die Machtkämpfe im Inneren sind doch ein deutliches Symptom dafür.
So ist es. - Botho Strauß hat neulich in der ZEIT sinngemäß geschrieben, dass nach 3 bis 4 Jahren Kultur-Vergessenheit diese Kultur nicht mehr restauriert werden kann, sondern quasi neu aufgebaut werden muss. Dazu gäbe es viele Beispiele in der Geschichte. --- Dies gilt auch für den katholischen Glauben.

Es geht los in den 60er Jahren als Protest gegen etwas, was man noch sehr gut verstanden hat - man war halt dagegen. In den 80/90er Jahren war der Katholizismus schon erheblich reduziert auf meistens ältere Leute - heute sind es fast nur noch Opa und Oma, die in dieser Tradition leben. In 10 Jahren wird ein Enkel nur noch die Uroma fragen können, also im Grunde keinen mehr. Dann ist das Ding erstmal geistlich (!) tot, selbst wenn noch meinetwegen 30% der deutschen Arbeitnehmer katholische Kirchensteuer zahlen werden, die aber weitestgehend einem "modernen" Katholizismus frönen, der stark säkularisiert, also weitgehend ent-geistlicht ist.

In diesem Sinne habe ich Ratzinger immer als Epigonen verstanden, der zwar heute immer weniger verstanden wird, aber in vielleicht 100 Jahren als letzter Kirchenlehrer gelesen werden wird, dem im Grunde die Rolle des geistlichen Nachlassverwalters zukommt. --- Ratzinger scheint dies ähnlich zu sehen, wenn er dafür plädiert, dass sich die Kirche aufs Maximum reduzieren solle (vielleicht 1 Mio Katholiken in D?), um aus diesem Samenkorn in den nächsten Generationen wieder durchzustarten.

Mit anderen Worten: Der RKK ist die Lage sehr wohl bewusst.
Heinz Holger Muff

Re: Missbrauchs-Skandal Köln

Beitrag von Heinz Holger Muff »

Hiob hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 20:35
Reinhold hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 19:05 Verstehe-dann ist der holde Hiob offensichtlich noch näher an der Quelle des Unheils-zensiert?
Verstehe ich nicht. - Wie auch immer - es geht BEIDES gleichzeitig:
1) Verurteilung von Missbrauch.
2) Faire Beurteilung dessen, was seitens der Kirche passiert ist.
Mit Verlaub-jetzt muss ich aber mit harten Bandagen gegen halten. Du faselst o. von "Faire Beurteilung dessen, was seitens der Kirche passiert ist". Kann es sein, dass du immer noch deine Tantiemen von dieser Kirche jeden
Monat einstreichst? ;) Ich kann mir ansonsten beim besten Willen nicht vorstellen, dass du trotz der erdrückenden Beweislage bezgl. des unzähligen dortigen Missbrauchs von einer nach deiner Ansicht "unfairen Beurteilung" daher faselst. Magst du uns bitte aufzeigen wie eine "faire Beurteilung" der Missbrauchsfälle in der kathl. Kirche nach deiner natürlich neutralen Beurteilung auszusehen hätte? :)
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