Hallo Hiob,
Hiob hat geschrieben: ↑Di 4. Mai 2021, 14:48
1Johannes4 hat geschrieben: ↑Di 4. Mai 2021, 11:34
PeBs „Schlussfolgerung“ ist also meiner Meinung nach nur der Lehre von der Dreieinigkeit geschuldet. Und diese Schlussfolgerung ist meiner Ansicht nach falsch, weil sie den Ausdruck „Anfang“ als Anfang von allem missversteht.
Trinitarismus hätte ich jetzt gar nicht im Köcher gehabt. - Was bedeutet dieser Satz denn für einen Unitaristen?
Jedenfalls keine Präeixstenz einer zweiten Hypostase oder Person Gottes - also für mich am Ehesten das, was ein „Normalo“ darunter verstehen würde, nämlich beginnend bei der Begriffsfülle, die im griechischen Ausdruck Logos steckt, dass es quasi die Idee Gottes von dieser Welt ist, den Heilsplan inbegriffen. Die Analogien zum Schöpfungsbericht hinsichtlich dem gesprochenen Wort, der Erschaffung des Lichts und des Lebens sind jedenfalls auffällig.
Es kommt mir dabei gar nicht so sehr darauf an, was es genau ist, denn das beschreibt Johannes in seinem Prolog auch nicht, aber wenn z.B. Trinitarier bei potentiell vieldeutigen Aussagen durch gezielte Verspickerei einerseits und ignorieren des Kontextes andererseits einem Text eine alleinige Bedeutung in ihrem Sinn verleihen wollen, sind sie meiner Meinung nach in der Beweispflicht, da sie ja nicht nur eine Möglichkeit lehren, sondern ein angebliches Dogma im Sinne eines von jedem Gläubigen zu glaubenden Glaubensgrundsatz.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 4. Mai 2021, 14:48
1Johannes4 hat geschrieben: ↑Di 4. Mai 2021, 11:34
Hinsichtlich dem Threadthema wird damit auch klar, dass solche und ähnliche dogmatischen Sichtweisen sich wie eine Brille beim Lesen des Textes verhalten: das, was dasteht, wird im Sinne des geglaubten Dogmas in der Bedeutung verschoben.
Das ist überall so. Egal, ob man Trinitarier oder Unitarier ist, findet immer eine Horizont-Verschmelzung von Objekt und Subjekt da - will heißen: Der Mensch interpretiert immer mit dem Inventar, das subjektiv in ihm ist. Das ist also nichts Neues oder Beunruhigendes - entscheidend ist, ob das, was man subjektiv erkennt, authentisch ist mit dem, was Gott objektiv ist. Genau das aber kann man nicht wissen - deshalb heißt es ja "glauben".
Ähm, einerseits zwar richtig, dass man nur mit dem „Inventar“ interpretieren kann, das in einem ist, aber dieses kann dennoch mehr umfassen als was man „glaubt“. Beispielsweise überlege ich durchaus auch Aussagen gemäß einer trinitarischen oder modalistischen Sicht und verstehe auch, warum so viele Leute darauf hereinfallen, aber letztendlich entscheiden für mich eben nicht irgendwelche mystischen Bibelpassagen, wo man alles mögliche rein interpretieren kann, sondern die klaren Aussagen.
Von jenem Tage aber oder der Stunde weiß niemand, weder die Engel, die im Himmel sind, noch der Sohn, sondern nur der Vater.
MARKUS 13:32 ELB
Wenn der Sohn Gottes und Gott, der Vater, im Sinne der Dreieinigkeit oder des Modalismus IMMER nur EIN Gott wären, könnte es keinen solchen Unterschied im Wissen geben. Im unitarischen Sinn liegt der Geist Gottes auf Jesus und Jesus wusste nicht mehr und nicht weniger als Gott ihm offenbarte, was selbstverständlich auch solche Unterschiede zulässt - etwas das also nur so „funktionieren“ kann, wenn Jesus NICHT (auch) selbst der EINE Gott ist.
Die Dogmen der Glaubensgemeinschaften geben aber eine Sichtweise vor zu der sich auch die Mitglieder bekennen müssen um nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Das ist also eigentlich nicht wirklich das eigene „Inventar“ der Gläubigen, sondern eher die bittere Pille, die viele schlucken, um letztendlich etwas Weltliches zu erhalten - die Anerkennung anderer Leute.
Wenn man nun bei sprachlichen Ausdrücken wie „Wort“ im Johannesprolog eine geistliche Bedeutung behauptet, die unvereinbar ist mit anderen klaren Aussagen der Bibel, spricht man nicht vom Geist der Bibel, sondern einem außerbiblischen Geist.
Man kann in viele biblische Aussagen irgendetwas hineininterpretieren … um so besser je geheimnisvoller oder unklarer etwas ausgedrückt ist. Umgekehrt wird manchmal in der Bibel erst in einer Metaebene etwas klar, was ausdrücklich so nicht mal dasteht. Ein Beispiel wäre für mich der Wandel des Petrus an Pfingsten: vorher so ängstlich, dass er Jesus verleugnete, danach sogar öffentlich vor dem Hohen Rat sich zu Jesus bekennend.
Eine andere implizite Ausdrucksform der Sprache ist z.B. die Wiederholung. Beispielsweise wird in der Apostelgeschichte mehrmals auch die verkündete Botschaft erwähnt: Jesus wurde von Gott aus den Toten auferweckt. Daraus wird für mich deutlich, dass das ein zentraler Bestandteil der frohen Botschaft ist. Oder fast alle Briefe beginnen mit einer Art Bekenntnis der gemeinsamen Glaubensgrundlage: also die ausdrückliche Erwähnung von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Da versteht doch jeder Leser, dass da von Zweien die Rede ist - aber das Dogma erwartet, dass diese beiden als EINER zu bekennen seien. Also ein Beispiel, wo Sprache und Geist eigentlich komplett entkoppelt wären, wenn man das denn glaubt.
Grüße,
Daniel.