Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
PeB hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:05
Gott fragt und die beiden Angesprochenen weisen die Schuld jeweils von sich. Ich sehe da keinen Interpretationsspielraum.
Für mich ist es genau umgekehrt. Die Antworten von Adam, Eva und der Schlange bedeuten für mein Verständnis offensichtlich und auf keinen Fall, dass sie die Schuld von sich gewiesen haben. Bzw. ihre Antworten schließen das Anerkennen einer eigenen Mit- oder Hauptschuld nicht aus.
Dann lies dir den Text doch nochmals genau durch.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Angenommen, jemand begeht ein Verbrechen. Zum Beispiel jemand stiehlt etwas in einem Laden. Er wird erwischt und festgehalten. Man fragt ihn: Warum hast Du das getan?
Er sagt dann zB: Weil ich Hunger hatte. Oder: Weil meine Frau neue Schuhe will aber ich mir das nicht leisten kann. Und so weiter.
Das war aber nicht die Antwort von Adam und Eva. Sie sagten doch keineswegs: "ich war hungrig, deshalb habe ich davon gegessen" oder "mir tat Eva so leid, die so hungrig war...".
Gott fragte: "warum habt ihr davon gegessen?" Adam sagte: "Eva hat mir das gegeben" und Eva sagte: "Die Schlange hat mich dazu verführt".
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Weist man damit die Schuld automatisch von sich?
Ja.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Was wäre denn die "richtige" Antwort? "Weil ich ein Verbrecher bin und Lust darauf hatte."
Ja, zum Beispiel. Auch wenn das eine drastische Variante ist.
Sie hätten sagen können: "Es tut uns leid, wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, bitte, verzeih uns".
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Macht so eine Antwort denn Sinn?
Absolut! Denn sie zeigt Einsicht.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Wenn Dich jemand nach einem Grund fragt, geht es um Ursache oder Wirkung.
Aha.
Du meinst also, Gottes Frage nach dem "warum" zielte lediglich auf die Ursache ab?
Nun, aber er fragte: "warum...wo ich euch doch geboten hatte, NICHT davon zu essen".
Die Frage lautete also: "warum habt ihr gegen meine Anordnung verstoßen?"
Die richtige Antwort kann da doch nicht lauten: "weil die Sclange es gesagt hat..."
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Es ist genauso wie wenn Du Dich am Ende des Tages hinsetzt und darüber nachdenkst, warum Du was getan hast. Dann denkst Du auch nicht: Weil ich das so wollte. Sondern Du schaust Dir an, welche Faktoren eine Rolle gespielt haben.
Na, darin scheinen wir uns dann wohl zu unterscheiden. Ich gehe am Ende des Tages (und nicht nur dann) durchaus selbstkritisch mit mir ins Gericht und überlege mir nicht bloß, wie es - quasi automatisch - dazu gekommen sein mag.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Es macht auch schon von daher keinen Sinn, weil es ja offensichtlich ist, dass Du etwas verbrochen hast.
Gott muss keine Beweisführung ansetzen. Es geht nicht darum, wie offensichtlich das Vergehen war, sondern ob der Delinquent Einsicht zeigt, so dass ihm vergeben werden kann.
Wer darauf abhebt, dass er ja schließlich nichts dafür kann - Eva hat ihm die Frucht ja gegeben - dann kann ihm dafür auch nicht vergeben werden; denn schließlich geht er ja davon aus, dass er sich nichts zu Schulden kommen ließ.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Du hast mal wieder zu viel gegessen. Die leckeren Chips.
Du willst das nicht. Du willst nicht immer die ganze Packung essen. Weil das dick und krank macht. Du weißt ganz genau: Ich will das nicht. Und ich bereue das. Jedesmal. Ich will, dass sich das ändert. Dann fragst Du: Warum? Und die Antwort lautet natürlich nicht: Weil die Chips so lecker sind und ich Lust darauf habe. So eine Antwort bringt Dich nicht weiter. Sie macht überhaupt keinen Sinn.
Denn Du willst das ja nicht tun.
Doch. Genau diese Antwort würde dich weiterbringen, weil sie selbstkritisch ist.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Mögliche Antwort: Weil ich so viel Chips zu Hause habe. Wenn sie im Schrank liegen und griffbereit sind, fällt es mir schwer, dem Drang zu widerstehen. Also nehme ich mir vor, in Zukunft einfach kleinere Packungen zu kaufen, wo weniger drin ist.
Aha. Und der Vorsatz weniger zu kaufen wird von dir eingehalten, während der Vorsatz, weniger zu essen, unmöglich von dir einzuhalten ist?
Was sagt das denn über dich aus?
(Ich meine nicht dich persönlich, sondern gehe davon aus, dass wir von einer hypothetischen Person sprechen)
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Oder ganz radikal: Ich wiege 100g ab und den Rest entsorge ich in die Tonne vorm Haus. Oder gebe sie dem Nachbarn. Was weg ist, das kann ich auch nicht mehr essen. Und der Drang ist nich so stark, dass ich extra deswegen nochmal einkaufen gehen würde.
Oder RICHTIG radikal: ich kaufe die doppelte Menge und stopfe die Schränke damit voll und entschließe mich dennoch, keinen Krümel davon zu essen.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Schiebst Du die Schuld auf andere, wenn Du so denkst? Ich denke: Nein.
Lass mal überlegen.
Ja, jetzt wo du es erwähnst: meine Frau hat die Chips gekauft und die wurde von der Schlange einer Verkäuferin verführt.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Di 18. Mai 2021, 12:39
Ich führe das Gespräch mal weiter:
Gott: Warum hast Du das getan?
Adam: Weil Eva mir die Frucht gab und meinte: Probier mal.
Gott: Du schiebst die Schuld also auf Eva?
Adam: Nein, natürlich nicht. Du wolltest wissen warum. Von allein wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Das ist klar. Aber es ist ja offensichtlich, dass ich die Frucht gegessen habe. Leugnen ist zwecklos. Also: Ja, sicher bin ich Schuld. Aber wenn Eva mich nicht dazu aufgefordert hätte. Das ist doch auch wahr, oder nicht?
Also du wirfst mir hypothetische Interpretationen vor, legst aber gleichzeitig Gott Worte in den Mund, die nie gesprochen wurden?
So würde der Dialog schon deshalb nicht ablaufen, weil Gott bereits vorher ein Verbot ausgesprochen hatte.
Vielmehr so:
Gott: Warum hast Du das getan?
Adam: Weil Eva mir die Frucht gab und meinte: Probier mal.
Gott: Du schiebst die Schuld also auf Eva?
Adam: Nein, natürlich nicht. Du wolltest wissen warum. Von allein wäre ich nicht auf die Idee gekommen. Das ist klar. Aber es ist ja offensichtlich, dass ich die Frucht gegessen habe. Leugnen ist zwecklos. Also: Ja, sicher bin ich Schuld. Aber wenn Eva mich nicht dazu aufgefordert hätte. Das ist doch auch wahr, oder nicht?
Gott: also Adam! Ich hatte auch dir zuvor ausdrücklich verboten von der Frucht zu essen. Du kannst dich jetzt nicht damit rausreden, dass Eva dir davon zu kosten gegeben hat. Du hättest meinen Willen kennen müssen...