Die Bibel ist für mich eine Bereicherung aber kein Gefängnis.PeB hat geschrieben: ↑Di 6. Jul 2021, 09:56 Oh, die Bibel ist kein Gefängnis. Sie enthält die Wahrheit. Es macht dich keineswegs frei, wenn du dir daraus nur die Rosinen rauspickst, die zu deinen persönlichen Überzeugungen passen. Denn deine persönlichen Überzeugungen müssen ja nicht der Wahrheit entsprechen, nur weil du es so willst.
Es geht nicht darum, sich die Rosinen herauszupicken. Sondern es geht darum, sich der Wahrheit anzunähern, sie soweit als möglich zu ergründen.
Gründe für diese Ansicht:
- Wie es in der Bibel zu lesen ist: Satan ist der Herrscher dieser Welt. Er gibt oder nimmt sie, wie es ihm gefällt. Das Böse ist unübersehbar in unserer Welt und es mischt sich überall ein. Die Annahme, etwas so Bedeutendes wie die Bibel, die das Fundament eines Glaubens sein soll, durch den wir die Erlösung aus seiner Knechtschaft finden können, bliebe von seinem Einfluss unberührt, halte ich für äußerst naiv und einen riesigen Fehler.
- Ebenso halte ich es für einen Fehler, die Entstehung der Bibel allein dem Heiligen Geist zuzuschreiben. Denn Menschen waren es, die die Texte schrieben und Menschen sind fehlbar, sie irren, sie haben Schwächen, und das ist die Strategie des Satans, die Schwachstellen des Menschen anzugreifen.
- Vernünftiges, gesundes Denken führt unweigerlich zu dem Schluss, dass die Bibel und alle Menschen, die ihr Leben auf Gott ausrichten wollen, ein unbedingtes Hauptangriffsziel darstellen und es somit zwangsläufig zu Verirrungen und Missverständnissen kommen muss und niemand sicher sein kann, dass er in seiner Anschauung richtig liegt.
- Wenn ein Mensch sagt: Sola Scriptura. Dann schließen sich automatisch sämtliche Türen zu allen anderen Quellen. Gott könnte sich auf unendliche viele Arten versuchen, dem Suchenden mitzuteilen aber er wäre blind dafür, weil er die Augen verschließt. Gäbe es Irrtümer in der Bibel, könnte selbst Gott sie nicht ausräumen, denn sein Wort würde man nicht gelten lassen. Ist es nicht also genau im Interesse des Satans, die Menschen glauben zu lassen, allein die Bibel wäre das Wort Gottes und vollkommen ausreichend?
- Die Annahme, dass Gott sich ausschließlich durch die Bibel offenbart hat, halte ich für sehr unschmeichelhaft für einen Gott der allumfassenden Liebe, der doch sieht, wie seine Kinder in dieser Welt der Täuschungen, Illusionen und Verführungen umherirren. Den Menschen lediglich dieses sehr umstrittene, missverständliche Buch zu geben hielte ich für eine absurde Grausamkeit.
- Die Bibel kann sich selbst unmöglich zur allein nötigen und allein wahrhaftigen Schrift erklären, schlichtweg weil es sie bei der Entstehung der Inhalte noch nicht gegeben hat.
- Ich wüßte auch nicht, dass Jesus konkret und eindeutig die Erstellung einer solchen Schrift angeordnet oder auch nur angedacht hat.
- Wenn er es gewollt hätte, hätte er schon zu Lebzeiten dafür Vorsorge treffen können und es wäre natürlich auch die einzig richtige Vorgehensweise gewesen, wo es vielleicht eine Chance gegeben hätte, dass das Ergebnis der Wahrheit entspricht.
- Und für den Fall, dass er das getan hat, würde das bedeuten, dass die heutige Bibel unmöglich das gewünsche Original sein kann, denn offenbar hatte Jesus mit der Entstehung der Bibel nichts zu tun.
- Er hätte in dem Fall die Inhalte auch selbst diktiert oder man hätte Abschriften seiner Predigten erstellt. Keine einzige Schrift ist jedoch als sowas deklariert oder erkennbar.
- Zu sagen, dieses Bibel- und Konfessionschaos war gottgewollt, ergibt wohl auch wenig Sinn.
- Zumal immer wieder betont wird, dass die Christen unbedingt untereinander eins sein sollen. Was ist der Wert einer Bibel, wenn sie so sehr die Ursache von Streit und Spaltung ist?
- Und eine Hauptursache dafür ist eben die Uneindeutigkeit, die Missverständlichkeit und Widersprüchlichkeit der Bibel.
- Ich denke, es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, eine Schrift, die auf so viele unterschiedliche Arten verstanden und kontrovers diskutiert wird, die durchaus mit Widersprüchen behaftet ist, für alleinwahr und alleinausreichend zu halten.
- Ich denke, es ist sehr unvernünftig, die Zeugnisse zahlloser Menschen und auch Christen, zu missachten und verwerfen, gerade dann, wenn die Inhalte dem eigenen Verständnis der Bibel zumindest teilweise widersprechen.
- Allein die Tatsache, dass es so viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, die Bibel zu verstehen, auszulegen, zu interpretieren und dass sich das auch in den hunderten von Konfessionen sehr klar spiegelt, ist ein Beleg dafür, dass die Bibel uneindeutig ist und es darum auch keinen Sinn macht, sich auf sie zu fixieren.
- Ist man ganz nüchtern und ehrlich ohne Rücksicht auf Dogmen und Grundsätze, wird man dem zustimmen müssen, dass es nicht gerechtfertigt ist, davon auszugehen, das rechte Verständnis der Bibel zu haben, zumindest nicht, solange man nicht die Vollkommenheit erreicht hat.
Wer sich unvoreingenommen, umfassend und tiefergehend mit der bemerkenswerten Fülle an Zeugnissen aller Art über Gott und alles Weitere, was religiös, spirituell oder auch esoterisch genannt wird, befasst, der muss früher oder später zu der Einsicht kommen, dass es keinen Sinn macht, sich nur auf die Bibel zu fixieren. Er wird das alles vielmehr als Bereicherung sehen und schätzen lernen als eine Hilfe darin, die Bibel besser zu verstehen.