Isai hat geschrieben: ↑Mi 17. Nov 2021, 23:20
Wenn ich mich nicht irre, war die Vision dann schon um das Jahr 1999 (nach der Buchvorstellung im Link zu schließen).
Wobei diese Jahreszahl den Inhalt von Méndez Ferrells 'Vision' fast wieder weniger bemerkenswert macht. Im Februar 1998 wurde in The Lancet der
Artikel von Andrew Wakefield veröffentlicht. Dieser Artikel hat der Antivax-Bewegung einen Push gegeben(von wegen Impfungen verursachen Autismus), von dem sie effektiv gezehrt hat, bis die Covid-Impfung als Hauptthemenpunkt übernommen hat.
Oder um es wie
Vincent Iannelli zu sagen:
Arguably, the one study that turned the anti-vaccine movement into a veritable crusade was the publication of a 1998 study from British physician Andrew Wakefield, who claimed that the measles, mumps, and rubella (MMR) vaccine predisposed children to neurological conditions, including autism
Im Zuge einer in den Jahren nach der Artikelveröffentlichung erstarkenden Antivax-Bewegung und damit verbunden auch einer zunehmenden Impfdebatte, erscheint es doch nicht ungewöhnlich, wenn man entsprechende vor Impfung warnende Bilder in apokalyptischen Vorhersagen dieser Zeit findet. Der
scare of the day, eben.
Ebenfalls Teil des historischen Kontexts ist hier, dass 1997 in den USA die Regeln für Medikamentenwerbung gelockert wurden. Während zuvor wichtige Informationen wie Nebenwirkungen Teil des Werbespots sein mussten, war es von nun an ausreichend, wenn im Spot eine Anlaufstelle (Hotline, website etc) angegeben wurde, auf der diese Infos zu finden waren. Allein von 1997 auf 1998 wurden die Ausgaben für Medikamentenwerbung mehr als verdoppelt:
The pharmaceutical industry quickly seized on the policy change, more than doubling its spending on television advertising from $310 million to $664 million between 1997 and 1998
Quelle:
A History of Drug Advertisement
Vor diesem Hintergrund erscheint auch folgende Aussage wenig verwunderlich.
They made much noise with their lying advertisements on TV and through every media source making people addicted to medication they never required or that would heal them either.
Der Kritik, die in diesem Satz steckt, schließe ich mich voll an. Die Werbeindustrie rund um vor allem verschreibungspflichtige Medikamente hat viel zu verantworten, allein schon den wesentlichen Anteil an der Opioid-Krise. Aber es ist eben Kritik an etwas das 1999 bereits der Fall war. Als Vorhersage geht das nicht wirklich durch.
Wenn man lustig ist, kann man die ganze Passage schon irgendwie auf die heutige Zeit anwenden, aber unter Berücksichtigung des historischen Kontexts wirkt der Text für 1999 doch recht tagesaktuell.