Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44Es geht nicht ums "Was", sondern ums "Dass". - Also nicht "Was ist das Absolute, aus dem relatives Sein ist?", sondern "Dass es ein Absolute gibt, aus dem relatives Sein ist". --
Ich habe nicht geschrieben “Was ist?” sondern: “Was ist damit gemeint?”
Du setzt die Frage “Was bedeutet X?” immer mit “Was ist X?” gleich. Aber auch wenn man “höchster Berg der Erde” in seiner Bedeutung versteht, muss man doch nicht wissen, was der höchste Berg der Erde ist.
Und eben hier hakt es schon bei der bloßen Frage, was “das Sein” überhaupt
bedeutet. Aber selbst das geht mir zu weit, weil mein Anliegen ist, die Existenz eines uns Unbekannten abhängig zu machen von unserem Vermögen, es zu erkennen.
Aber man sollte doch wenigstens vermitteln können, was die Bedeutung dieses Unbekannten ist.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44
"Absolutes" Sein ist eigentlich nur Gott. -
Die Definition wechselst du fast täglich: mal sind es
res extensae, das Ding-an-sich, Gott. Alles wird durcheinander geworfen, obwohl das doch eigentlich grundverschiedenes ist.
Ich meinte damit nur, dass es nicht verschiedene Modi oder Arten gibt wie etwas existiert, sondern genau
eine, vom Kontext losgelöste. Das war doch deine These, oder?
Hier geht es nicht um ein ideal Absolutes, sondern um ein "Es ist". - Bspw.:.
Das
absolut war auf die Loslösung vom Kontext bezogen. Du stellst damit eine universelle philosophische These auf aber bringst als Belege immer nur einzelne Beispiele. Das funktioniert nicht.
WENN es den Satan gibt, dann existiert er selbst dann, wenn er wissenschaftlich widerlegt wäre
Ziemlich abwegig. Als ob es zur Existenz Satans je einen wissenschaftlichen Konsens geben würde.
Aber ok. Ich habe immer betont: Kein Mensch ist unfehlbar, keine menschliche Institution ist unfehlbar. Egal unter welchen Bedingungen.
Jedoch muss die Existenz oder Nicht-Existenz Satans doch
irgendetwas bedeuten. Das hatten wir im Detail am Beispiel Gott durchexerziert. Adi Shankara (Hindu-Philosoph, Begründer von Advaita Vedanta) meinte: Das Spiegelbild des kosmischen Geistes (Brahman) im Spiegel von Maya erscheint uns Menschen als Ishvara, als der persönliche Schöpfergott. D. h. Gott ist gemäß Shankara nur pragmatisch – oder besser:
nur soteriologisch – wahr.
Nun zu Satan: er ist kein gewöhnliches, materielles Ding wie der Eiffelturm oder ein Blumenkohl.
Anhänger von Anton Szandor LaVey reden den ganzen Tag von Satan und meinen damit nur eine Art Idealbild oder Archetyp. Klammern wir das aus! Die Grenzen zwischen der Satan-Idee und Satan halte ich für etwas zu groß um in diesem Sinne von “Satan existiert” zu sprechen.
Aber dennoch: was würde es nun für uns bedeuten, dass Satan existiert? Genau diese Frage (in der alles Wesentliche steckt) lässt du immer aus. Du schießt dich lieber auf ein absolutes (d. h. vom Kontext losgelöstes, unverständliches) “Sein” ein.
Meinst du wir können Satan anders als soteriologisch verstehen? Was würde es denn noch bedeuten, dass Satan existiert, wenn dieser nicht auf die Menschen einwirkt, nicht einmal indirekt? Das ist doch sinnfrei.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44Da weiß ich zu wenig. Ich erinnere mich lediglich an ein Dossier der ZEIT vor vielen Jahren, das in Richtung ging "Mit "nichts" ist nicht "nichts" gemeint.

Lies mal Kitarō Nishida zum Thema
Absolutes Nichts.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44
Da kommt was vorher:
1) Es IST ein Sinn, den man kommunizieren will (diese Stufe lässt Du aus).
2) Man nutzt Chiffren in Gestalt von Sprache.
3) Und jetzt kommst Du: Die Worte bekommen einen Sinn, weil wir sie interpretieren können. --- IM IDEALFALL.
Das heißt: Es ist nicht ausreichend, dass man Worte hört und für sich irgendeinen Sinn interpretiert, sondern es kommt letztlich darauf an, dass der Sinn, den der zu Interpretierende gemeint hat. - Diese Rückbesinnung auf den Sender hält man heute oft für Luxus.
Unter der Voraussetzung, dass der zu Interpretierende tatsächlich einen Sinn in die Worte gelegt hat! Und sich nicht bloß seiner Verwirrtheit unzureichend bewusst war.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44
Ich weiß hier nicht en detail, was Descartes unterm Strich dazu gemeint hat. Ich vermute, dass er eine geistliche Ich-Identität abgesprochen hat. Hätte er "Seele" im Sinne von "Alle Natur ist beseelt" abgesprochen, würde dies gegen die christliche Vorstellung verstoßen.
Zweifelst du denn daran? Descartes verstand doch die Welt als ein riesiges Uhrwerk, welches einmal aufgezogen, automatisch immer weiterläuft; und in dem die Tiere und Pflanzen selbst wieder Automaten sind – Module eingebettet in diesen großen Mechanismus.
Dass Descartes damit gegen christliche Vorstellungen verstieß ist korrekt. Das haben schon seine Zeitgenossen festgestellt.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44Möglicherweise definierst Du "Seele" so, dass ich zustimmen kann.
Die Definition war hier:
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 17. Jan 2022, 22:47Sie verstanden unter der Seele die Gesamtstruktur, das Funktionsprinzip ihres Körpers – anima, “das, was sie animiert”. Das, was sie fühlen lässt. Was sie antreibt. Die “Lebensgeister”.
Was ist daran denn unklar?
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44Gleichzeitig ist er weniger mega-anthropozentrisch als Heutige, die meinen, sie könnten ontologisch entscheiden, ob Res exensae Vorstellungen sind oder Entitäten.
Warum “oder”? Ein Hindu denkt, was wir erleben ist der Traum Brahmans (um zum x-ten Mal dieses Beispiel zu bringen), d. h. nicht res extensae und auch nicht seine Vorstellung. Also ist das “oder” falsch, eine falsche Dichotomie.
Bei der Gelegenheit nochmal “anatta” – es gibt da eine verwandte Idee im Hinduismus. In Advaita Vedanta ist Atman (Einzelseele) gleich Brahman.
Darauf hätte Descartes wenigstens kommen können: Er fragt sich, ob er die Welt bloß träumt. Aber nie, ob er von der Welt bloß
geträumt wird. Advaita Vedanta sagt genau das: Brahman träumt auch dich!
Die Res cogitantes und Res extensae sind ergo nur Vorurteile Descartes’s. Da besteht keine Pflicht sich anzuschließen.
Hätte Descartes mit
“Ich will, also bin ich” angefangen, wäre z. B. wieder eine ganz andere Philosophie herausgekommen.
Und “die Heutigen” machen zu diesen cartesischen Konstrukten keine ontologischen Aussagen. Warum sollten sie denn? Das ist doch gar kein Thema mehr.
Hiob hat geschrieben: ↑Di 18. Jan 2022, 00:44Zu spüren, dass es eine geistliche Wirklichkeit gibt, und in der Lage sein, sich auf Ich-Du-Ebene damit auseinanderzusetzen (egal ob intellektuell oder emotional).
D. h. du baust die christliche Weltanschauung fest in deine Definition von Ich ein. Ich verstehe nicht, warum es Neusprech sein soll, “Ich” anders zu definieren. Als ob Christen die Oberhoheit über dieses Wort hätten. Auf mich wirken eher deine Orwell-Unterstellungen Orwellsch.
Aber nun, warum soll eine KI eigentlich nicht spüren können, dass es eine geistliche Wirklichkeit gibt, und sich damit auseinandersetzen?
Beileibe nicht "immer".
Aber immer öfter…
- Wenn man heute statt "mal nachblättern" "googeln" sagt, ist das keine böswillige Sprachveränderung. - Ich meine damit lediglich die Sprachgestaltung von Profis, die im Wissen der Bedeutung von alten Begriffen dieselben usurpiert haben und mit semantisch neuen Inhalten versehen haben.
Wie gesagt – viele Begriffe sind normativ. Folter ist z. B. ein normativer Begriff. Alle Menschen verstehen unter Waterboarding das gleiche. Aber nicht unter Folter.
Die US-Regierung hat in der Vergangenheit Waterboarding nicht als Folter klassifiziert sondern als erweiterte Verhörmethode. Nach ihrer Definition von Folter reicht das, was der Gefangene beim Waterboarding erleidet, für Folter eben nicht aus. Es ist aber lächerlich zu meinen, dass Folter nur eine simple Definitionssache wäre, bei der man halt nach Konvention “schwere körperliche Schäden” als notwendiges Kriterium evtl. hinzufügt oder nicht. Das Wort Folter ist normativ (und hat rhetorische Wirkung).
Und genauso ist es bei “Ich”, “Person”, etc.. Warum sollte man irgendwelchen traditionellen Philosophien das Recht zugestehen, diese normativ aufgeladenen Begriffe dauerhaft besetzen zu dürfen?