Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

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Claymore
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Claymore »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 03:30 Warum dürfen Zeugen Jehovas Aussteiger nicht mehr grüßen, noch nicht einmal, wenn diese zur eigenen Familie gehören?
Das basiert auf einer Fehlinterpretation (meiner Ansicht nach) von:
1. Korinther 5:9-11 hat geschrieben:Ich habe euch in dem Brief geschrieben, nicht mit Unzüchtigen Umgang zu haben; nicht überhaupt mit den Unzüchtigen dieser Welt oder den Habsüchtigen und Räubern oder Götzendienern, sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit einem solchen nicht einmal zu essen.
Wer aus der Gemeinde der Zeugen Jehovas austritt, wird nicht mehr Bruder (oder Schwester) genannt. Ein Ex-Zeuge Jehovas fällt also doch generell nicht mehr unter diese Regel.

Abgesehen davon ist ein Aussteiger erst einmal nur ein Aussteiger. Vielleicht ist er nun ungläubig. Oder vielleicht glaubt er weiterhin an Gott, Jesus, das Evangelium, etc. und ist nur aus Gewissensgründen aus den Zeugen Jehovas ausgetreten.

Jedenfalls: nur weil er nicht mehr Mitglied bei den Zeugen Jehovas ist, ist er nicht: Unzüchtiger, Habsüchtiger, Götzendiener, Lästerer, Trunkenbold oder Räuber.

Erschwerend kommt dazu, dass die ZJ das ganze sogar auf die engste Familie beziehen. Wirklich nichts an 1. Korinther 5:9-11 gibt es her, dass man das auf Eltern, Kinder, Geschwister, mit denen man ganz natürlich einen gewissen Kontakt hat, anwenden soll. Ja, dass man noch nicht einmal ein Wort mit ihnen wechseln darf!

Für mich bezieht sich 1. Korinther 5:9-11 einfach auf (nicht verwandte) Gemeindemitglieder, die durch ihr Verhalten extrem negativ auffallen.
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Nobody2
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Nobody2 »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 03:30 Warum dürfen Zeugen Jehovas Aussteiger nicht mehr grüßen, noch nicht einmal, wenn diese zur eigenen Familie gehören?
Ich denke, das hat etwas mit "Selbstschutz" zu tun. Jeder, der nicht mit der LK konform geht, gefährdet die Einheit, die Harmonie der Gemeinschaft. Er sät Zweifel, beschwört Konflikte herauf, bringt die Leute zum Nachdenken und Diskutieren, natürlich auch emotional. Darum muss er unbedingt von der Gemeinde ferngehalten werden. Das Seelenheil hängt vom Zusammenhalt und der Einmütigkeit der Gemeinde ab. Das sind relativ starre, enge Bahnen, in denen sich das Verständnis bei den Zeugen bewegt. Dieses Gerüst muss unbedingt intakt bleiben. Darin besteht ja eine Kern-Stärke der Zeugen, dass sie diesen starren Rahmen haben, der sie eint und zusammenschweißt.

Soweit ich weiß, müssen familiäre Bindungen nicht aufgelöst werden, wenn die Mitglieder voneinander abhängig sind, also zB die Kinder sollen nicht rausgeschmissen werden und man soll auch mit ihnen reden, was geredet werden muss. Nur wird man dazu aufgefordert, Abstand zu halten und die Religion auszuklammern, es sei denn, es besteht die Hoffnung einer Rückkehr. So etwas in der Art. Natürlich hat man auch die Freiheit, es zu handhaben, wie es einem entspricht, solange es niemand mitbekommt... Nur die Zeugen sind doch recht konform mit der LK und halten sich normalerweise daran, auch dann, wenn es weh tut.

PS: Mit Bibelzitaten bei den Zeugen - das spare ich mir. Viele Deutungen der Zeugen sind für mich null nachvollziehbar, ergeben überhaupt keinen Sinn. Anders gesagt, ich halte sie für wertlos und schaue daher auf einen tieferen Sinn aus Sicht einer Organisation. Die Organisation will, dass die Mitglieder auf Linie sind und dass sie sich eins sind, einig sind. Eine Spaltung darf es nicht geben. Das entzieht der Gruppe ihre Kraft und Attraktivität und würde sie mit der Zeit zersetzen. Darum legt die LK größten Wert auf eine Gleichschaltung und Isolation. Biblische Begründungen kann man sich immer irgendwie herleiten, egal wozu.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Claymore
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Claymore »

Nobody2 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 21:36PS: Mit Bibelzitaten bei den Zeugen - das spare ich mir.
Ja, das ist letzlich der vorgeschobene Grund. Aber dieser vorgeschobenen Grund findet sich in 1. Korinther 5:9-11.
Nobody2 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 21:36 Ich denke, das hat etwas mit "Selbstschutz" zu tun. Jeder, der nicht mit der LK konform geht, gefährdet die Einheit, die Harmonie der Gemeinschaft. Er sät Zweifel, beschwört Konflikte herauf, bringt die Leute zum Nachdenken und Diskutieren, natürlich auch emotional. Darum muss er unbedingt von der Gemeinde ferngehalten werden. Das Seelenheil hängt vom Zusammenhalt und der Einmütigkeit der Gemeinde ab. Das sind relativ starre, enge Bahnen, in denen sich das Verständnis bei den Zeugen bewegt. Dieses Gerüst muss unbedingt intakt bleiben. Darin besteht ja eine Kern-Stärke der Zeugen, dass sie diesen starren Rahmen haben, der sie eint und zusammenschweißt.
Wenn man zynisch ran geht, dann ist es auch ein ganz simples Druckmittel, damit Mitglieder nicht austreten. Wer will schon riskieren, dass die eigenen Eltern, (erwachsenen) Kinder, Geschwister und engen Freunde nicht mehr mit einem reden?
Nobody2 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 21:36Soweit ich weiß, müssen familiäre Bindungen nicht aufgelöst werden, wenn die Mitglieder voneinander abhängig sind, also zB die Kinder sollen nicht rausgeschmissen werden und man soll auch mit ihnen reden, was geredet werden muss.
Das ist korrekt (und eigentlich inkonsequent). Wahrscheinlich gibt es diese Ausnahme, damit Zeugen-Jehovas-Eltern sich nicht strafbar machen müssen, wenn ihr minderjähriges Kind ein “Apostat” ist.

Aber bzgl. Erwachsenen ist die Regel eindeutig: Kein Kontakt zu Apostaten. Selbst unter engsten Verwandten. Du sollst nicht mal “Hallo” zu Vater / Mutter / Bruder / Schwester oder erwachsenem Sohn / Tochter sagen.
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Johncom
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Johncom »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 03:30 Das liegt daran, dass 4religion so etwas wie eine Interessensgemeinschaft ist.
Ich meinte die Real-Welt um uns. Für die meisten Menschen in West-Europa spielt Glauben keine Rolle und Politik und Medien ziehen ihn stückweise aus der Wahrnehmung.
So kommt mir das aber vor. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Denominationen zwar unter der Überschrift "Ökumene" angenähert. Aber einige Klüfte bestehen weiterhin. Und wer die Denomation wechselt und dabei nicht nur zum übernächsten Nachbarn geht, der wird in seiner Herkunftskirche oder -gemeinde nicht mehr als vollwertig akzeptiert und eventuell sogar ausgeschlossen und geschnitten.

Für die Katholiken bin ich "abgefallen", und den Evangelikalen bin ich zu "katholikenfreundlich", um ein Beispiel zu nennen. Ich lasse mich aber von denen nicht verbiegen und vereinnahmen... wer SO über andere Christen denkt und spricht, wie das (auf beiden Seiten) oftmals der Fall ist, der ist wiederum für mich irgendwo glaubensbehindert und noch nicht "vollwertig", und zwar u.a. deshalb: 1. Joh. 4,20. Ich sortiere die Geschwister nicht nach Gemeindezugehörigkeit, sondern, das ist viel einfacher: In Kain und Abel.
Vielleicht hat es auch mit der Unreife zu tun überall, und man selbst hat hohe Erwartungen an seine Glaubensbrüder. So richtig gegenseitige Akzeptanz und Brüderlichkeit kommt wohl ganz von selbst, wenn man gemeinsam "praktiziert". Die Jünger haben den heiligen Geist erfahren, waren wie verwandelt. So was passiert wahrscheinlich selten beim Kirchenbesuch, da ist der Ablauf vorgeschrieben. Die Besucher kommen aus Gewohnheit, man ist nett und gibt sich die Hand und geht wieder. Oberflächlich.

Das Wort Bruder will mehr, Brüder sind eine Familie. Kirchen wollen keine Familien-ähnlich Nähe schaffen, dann wären sie selbst weg und auch die Distanz zum "Klerus" (der ist eine Kaste im indischen Sinne). Kirchen sind meiner Meinung nach hierarchische Systeme mit einem Ordnungsauftrag. Für die Welt!
Kleine Denominationen, ich würde ruhig sagen, Sekten, können mehr leisten, mehr Geist einladen und auch menschliche Nähe. Zumindest wenn sie lebendige Gemeinschaften sind.

Vor einigen Jahrzehnten hatte ein Wechsel der Konfession aber noch viel einschneidendere Folgen als heute. Ging man aus einer Landeskirche z.B. in eine Freikirche, musste man damit rechnen, sich nochmals taufen lassen zu müssen und im Familienkreis als "Sektierer" angesehen zu werden. Distanzierte man sich mit zunehmender Erkenntnis von einigen Lehrsätzen der Herkunftskirche, galt man als "anathema"-- damals im Sinne von "verflucht"; heute interpretieren sie es als "ausgeschlossen".
Ja, das ist furchtbar, das kann Menschen schwer treffen. Und dieser Brauch ist Tausend Jahre alt: exkommunizieren. Ein Drohung zum Machterhalt.
Sozial ausgestoßen werden kann manche in den Wahnsinn treiben.
Aber das andere: man sollte auch selbst nicht aburteilen, wenn andere anders ticken. Vieles läuft über das Gefühl, man hat eine abweichende Glaubensmeinung aber behandelt jeden herzlich, und schon ist alles vergessen.
Warum dürfen Zeugen Jehovas Aussteiger nicht mehr grüßen, noch nicht einmal, wenn diese zur eigenen Familie gehören?
So etwas meine ich mit "Kastendenken".
Weil sie ein bestimmtes Zitat sehr wörtlich nehmen.
Es ist sehr problematisch, wenn zwei entschiedene Gläubige zweier verschiedener Religionen miteinander eine Ehe führen wollen. Das geht eigentlich nur dann ohne Hauen und Stechen, wenn beide in ihrem Glauben Kompromisse machen. Damit verlassen sie aber das Original, und Glauben und Leben stimmen dann nicht mehr überein.
Sehe ich ähnlich. Zumindest sollten beide die gleichen Werte und Ziele teilen, also geistig und im Glauben. Ich sehe Glauben als eine Wachstumsprozess, einen Weg zur Heiligung, man wird geistig geführt. Kirchen, Sekten und bestimmte Dogmen, das kann sich ablösen. Die versuchen es, aber sollten nicht reinreden. Wenn die Ehepartner im Inneren sicher sind können sie mal hier und mal da Veranstaltungen besuchen.
Jesus hat niemals befohlen, Menschen unter Androhung oder Ausübung von psychischer oder physischer Gewalt zu zwingen, Ihm zu glauben.
Aber viele Kirchen.
Wenn der Geist Gottes nicht der Kontrollgeist gewesen sein kann, und Christen sich nicht gegen Angriffe von außen verteidigen oder Glaubensgenossen in Bedrängnis zu Hilfe eilen mussten, sondern selbst angriffen und verfolgt wurden-- dann war es ein anderer Geist. Ein Religiöser Geist. "Juden aus der Synagoge des Satans" Offb. 3,9 ... irgendetwas in dieser Richtung.
Wahrscheinlich wirkt ein sehr raffinierter Geist, der alles Gute, Heilige sehr geschickt ins Gegenteil verdrehen will.
In der jetzigen Zeit wird vieles offenbar.

In unserem Widerstand verteilen wir Schildchen so wie Aufkleber, jeder kann Vorschläge einbringen. Auf einem steht:
"Die Wahrheit wird euch frei machen. Aber zuerst hat haut sie euch um."
8-)
Isai
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Isai »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 12. Feb 2022, 03:30 Warum dürfen Zeugen Jehovas Aussteiger nicht mehr grüßen, noch nicht einmal, wenn diese zur eigenen Familie gehören?
Offiziell deswegen, um nicht an ihren bösen Werken teilzuhaben (2. Johannes 10).
Z. B. wenn jemand an JHWH, Jesus und die Bibel glaubt aber nicht die jw-organisation anerkennt (welche Arche, Mutter und Kanal Gottes auf Erden ist, durch die Führung der Männer in Warwick).
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg 2:38

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
1. Joh 4:15
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Zippo
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Re: Nachgefragt: Sind Christen die besseren Menschen?

Beitrag von Zippo »

Hallo zusammen,

ich würde mich nicht unbedingt als besseren Menschen bezeichnen. Gott hat mich auf die christliche Botschaft angesprochen, wahrscheinlich, weil ich eher ein schlechterer Mensch war.
Gott spricht immer wieder von Erwählten.
Der Herr Jesus war der erwählte Knecht Gottes. Mt 12,18-21; Jes 42,1-4 Dann hat er sich nach dem Rat Gottes, seines Vaters, seine Jünger erwählt. Lk 6,13; Joh 15,16-19
Manche dieser Jünger wurden dann später zu den erwählten Aposteln. Apg 1,2
In Rö 9,16 spricht der Apostel Paulus von der freien Gnadenwahl und in 1 Kor 1,27 davon, daß es nicht unbedingt die weisen und die angesehenen Personen sind, die Gott erwählt.

Die Frage sollte also nicht sein, ob ein Christ besser ist, wie andere Menschen, sondern, warum spricht die Bibel von Erwählung und erwählten Menschen ? Mt 22,14

Was findet Gott an den Menschen, die von ihm erwählt werden ?

Gruß Thomas
2 Kor 13,13 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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