Reinhold hat geschrieben: ↑So 25. Dez 2022, 19:34
Ebenfalls unabhängig Herr Professor. Glauben Herr Professor wirklich im Ernst, dass deine obigen Weisen des Morgenlandes im Auftrage Gottes unterwegs waren?
Einen konkreten Auftrag hatten sie wohl nicht. Das wird auch nicht angedeutet im Matthäusevangelium. Aber welches Motiv trieb sie, einen jüdischen König aufzusuchen und zu huldigen ? Das kann eigentlich nur eine Art von messianischer Erwartung und eine Sympathie für das jüdische Volk gewesen sein. Eine gewisse Rolle spielte bei ihnen vielleicht auch die Faszination für Prophezeiungen und die Erwartung, ob sie mit ihrer Interpretation richtig lägen. Wäre vielleicht nicht das edelste Motiv, aber als Edelleute werden sie auch nicht dargstellt.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 25. Dez 2022, 19:34
Jesus lag weder zu diesem Zeitpunkt in einer Krippe in einem Stall, sondern wohnte (s.o.) schon in einem
Haus. Nicht Gott sondern eine andere Macht muss ihnen mittels eines (künstlichen) Sternes den Weg gewiesen
haben. Oder was meinst du wohl warum ihnen befohlen wurde nicht zu Herodes zu gehen um zu berichten wo Jesus lebt?
Kapitel 2 des Matthäusevangeliums leitet damit ein, dass der Besuch der östlichen Weisen zur Zeit der Geburt Jesu war. An den Lebensumständen der Familie Joseph wird sich also nicht viel geändert haben, egal ob die Weisen nun ein paar Tagen nach seiner Geburt oder Wochen und Monate später kamen. All zu lang wird die Familie Joseph sich sowieso nicht in Jerusalem aufgehalten haben wollen, denn ihr eigentlicher Wohnort war in Nazaret, wohin sie ja auch später zurück kehrten.
Was diese ominöse Macht angeht : Die "Stimme" im Traum (von Gott oder einem Engel Gottes ist hier nicht die Rede), die sie warnte, zu Herodes zurück zu kehren, muss wohl eine andere gewesen sein, als die, die sie zunächst zu Herodes führte. Da sie einen König suchten, war für sie die erste Anlaufstelle natürlich der Königspalast. Und da wird es schon ziemlich kurios, denn wenn sie eine messianische Erwartung hatten, die für sie ja schon eine Besonderheit hätte darstellen müssen, wieso wurden sie nicht skeptisch, dass es schon einen amtierenden König in Jerusalem gab ? Das wussten sie vielleicht vorher nicht, aber spätestens vor Ort war ihnen das klar. Was war also an diesem neuen Kindskönig so besonders ? Das wussten sie vielleicht selber nicht, da sie einfach nur Prophezeiungen toll fanden. Oder manchmal hat man an fremden Orten in fremden Situationen auch einfach mal ein Brett vorm Kopf
Die Story ist zwar komisch. aber deswegen gerade nicht unglaubwürdig. So viele Fragen blieben hier offen. Jemand, der sich das einfach nur in der Schreibstube ausgedacht hätte, dem wären diese Fehler aufgefallen und er hätte seine Geschichte von Grund auf sauberer konstruiert. Aber hier ging es dem Evangelisten nicht um ein sauberes Puzzle, sondern um authentische Abbildung der Überlieferung, auch wenn sie lückenhaft ist.