Genau so sehe ich es auch. - Grüße zurück nach Wien.
So sagt man oft - allein, ich glaube es nicht, weil aus dem Text überhaupt nicht ersichtlich ist, dass sich A+E subjektiv in einer Situation des "Ich muss mich jetzt für oder Gott entscheiden" befanden. - Im Gegenteil: Als Gott kurz danach kommt, schämen sie sich. - Wenn ich mich für etwas entscheide, schäme ich mich nicht: "Ich habe mich entschieden, zukünftig vegan zu leben - das tut mir aber leid". Passt nicht.um sich bewusst für oder gegen Gott entscheiden zu können?
Inhaltlich geht dies in die richtige Richtung. Reichelt scheint die Bibel psychologisch zu deuten.
Bingo. Wahrscheinlich liegt es an unserem Verständnis von "Sünde". Wir verstehen ja unter "Sünde" so etwas Ähnliches wie "Jetzt habe ich aber gerade konkret etwas falsch gemacht". Das ist nicht falsch. Aber es gibt auch noch eine allgemeine Bedeutung von Sünde, nämlich das Sich-Entfernen von Gott.
Und genau das passiert, wenn der Mensch aus dem Guten, also aus Gott, herausgeht, um gut und böse unterscheiden zu können - egal ob er das bewusst oder unbewusst tut. "Sünde" ist also nicht nur ein persönliches Versagen, sondern ein Zustand. Da kommt übrigens auch der Begriff der Erbsünde her, der ja nicht heißt "Du hast gerade was angestellt", sondern "Du kannst gar nicht anders, als zu sündigen, weil Du auf einem Terroir lebst, wo Sünde unvermeidbar ist". - Das heißt NICHT, dass man deshalb als Individuum entlastet wäre ("Ach so, dann kann ich ja nix dafür"). Aber es heißt, dass Sünde/Schuld ein unvermeidbares Attribut des menschlichen Daseins ist.
Umgekehrt, das wäre die andere Seite: Wenn man gut und böse erkennen will, was die Voraussetzung ist, Gott bewusst als das Gute zu erkennen, gibt es keine Alternative zum Sündenfall.