Thaddäus hat geschrieben: ↑Mi 11. Jan 2023, 14:54Dieses Problem stellt sich nicht erst bei Klon-Kopien von Menschen. Es stellt sich bereits bei jeder Seele, die als den Tod über-lebende individuelle Person ohne Körper gedacht wird, falls diese Vorstellung überhaupt irgendeinen Sinn ergibt, - was ich bezweifle.
Aber das Problem ist nicht anders als wie im gewöhnlichen irdischen Leben. Da erinnert man sich vielleicht an sein 12-jähriges Ich und die Vorstellung "das war mal ich" mutet einen seltsam an.
Bei der Wiederauferstehung als "materielles Wiederherstellen des Körpers" ist das Problem sehr viel simpler und fundamentaler. Denn die Kopie könnte bereits vor dem Tod erstellt werden. Dann existiert man ... doppelt? Das ist doch völlig absurd. Man ist also
nicht seine Kopie. Und dass sich die eigene Existenz und die Existenz der Kopie nicht zeitlich überschneidet, ändert daran nichts.
Die personale Identität, die Antwort auf "was macht mich aus", ist natürlich wie jede der großen Fragen philosophisch ungelöst.
Du bist vielleicht analytische Philosophin, Argentinierin, dies und das, aber das ist sicher alles keine essenzielle Eigenschaft, ohne diese Eigenschaften wärst Du immer noch Du.
Bei der Frage nach dieser Essenz, also was den Menschen
wesentlich ausmacht, haben sich zwei Lager gebildet:
- psychische Kontinuität (Selbstbewusstsein)
- biologische Kontinuität (Lebewesen)
Beide leiden unter offensichtlichen Problemen (Amnesie; siamesische Zwillinge, die sich wichtige Organe teilen ...).
Dann kann man die Essenz auch einfach verneinen, und den Menschen wie ein Artefakt betrachten: Ein Gebäude wurde "beschädigt", wenn es in groben Zügen noch vorhanden war. Es wurde "zerstört", wenn die Schäden zu groß sind. Aber dann sagt man: Diese Trennung ist nicht eindeutig und nur Konvention, und so sollten wir auch die personale Identität behandeln. Ein Pseudoproblem, wie das Schiff des Theseus.
Ich sehe jedoch (wie bekannt) die personale Identität in der Morphe (Form), des Menschen, was oberflächlich dem Ansatz der biologischen Kontinuität ähnelt - nur halt ohne den Reduktionismus. D. h. siamesische Zwillinge sind zwar ein Organismus, aber zwei Formen.
Wenn ein Baum gefällt wird, hat der Stumpf die Möglichkeit wieder Triebe auszutreiben, wieder sich voll als Baum auszubilden. Die Morphe ist also noch da, d. h. das Prinzip, was dem Baum innewohnt und ihn zu einem Baum macht. Zerstört man aber auch den Stumpf, ist die Baum-Form zerstört.
Beim Menschen ist das ähnlich - nur da die menschliche Form (Seele) eben immaterielle Operationen ausüben kann, muss sie teils immaterieller Natur, d. h. subsistierend (den Tod überdauernd) sein. Sie kann getrennt von Materie weiterexistieren. Der "Stumpf" des Menschen ist sozusagen unzerstörbar.
Thaddäus hat geschrieben: ↑Mi 11. Jan 2023, 14:54
Ganz abgesehen von dem Problem, wie man sich eine Person/Seele ohne Körper überhaupt funktions- und "überlebenstüchtig" vorstellen können soll, stellt sich auch die Frage, wie man Tod definieren kann und soll, wenn die Seele munter weiterlebt. Dann gibt es per Definition nämlich keinen Tod, jedenfalls keinen, wie er landäufig verstanden wird als Ende des Lebens.
Puh, das ist entweder ein staubtrockenes, haarspalterisches Argument, typisch für analytische Philosophie. Oder ein berechtigter Einwand gegen platonische, cartesische Vorstellungen: der Körper als Seelengefängnis.
Ich löse das so: Leben verstehe ich biologisch. Der Tod ist das Ende des Lebens. Die menschliche Seele
existiert ohne Körper fort, aber das ist nur poetisch-übertragen "Leben".
D. h. es geht meiner Ansicht nach nicht natürlich munter weiter, weil die Seele alles ohne Körper kann (wie Platon es schildert; oder wie es sich zwingend aus dem Cartesischen Dualismus ergibt). Die Einschränkungen sind extrem - denn der immaterielle Intellekt benötigt Gedächtnis und Vorstellungen, und die hat er nicht ohne Gehirn, Körper - es bedarf Gottes Hilfe, um in diesem Zustand auch nur einen simplen Gedanken zu fassen.