Oleander hat geschrieben: ↑Mo 12. Jun 2023, 18:26Johannes 1,1
Ein Erstgeborener wird erst, hat also einen Beginn.
Nochmals zum Prolog von JoEv:
Es ist offensichtlich, dass diese Schrift ca. 60 nach Jesu Tod geschrieben wurde, mit starkem hellenistischem Akzent und Philosophie. Demnach muss man nicht fragen, was will ich verstehen, sondern was will der Schreiber vermitteln, aber mit dem Hintergrund, dass sich schon nach dieser eine gewisse Eigendynamik in der entwickelt hat, wer nun Jesus sei.
Nirgends im NT wird Jesus als Gott beschrieben, und Jesus selber sagt nirgends von sich solches.
Joh 1,1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 2 Dieses war im Anfang bei Gott.
Das Wort, der Logos: Rede, Sagen, Ausdruck, Spruch, Wort, Kunde, Sage, Gedanke, Erwägung, Überlegung, Berücksichtigung, Bedeutung, Geltung u.a.
Die Gesamte Schöpfung ist doch Aussage, Ausdruck Gottes, welche Er durch sein Wort aus dem Nichts hervorbrachte. Und was daraus hervorgeht, ist nicht der Schöpfer selbst.
Weiter ist zu beachten, Gott hat keinen Anfang, keinen Beginn, er wurde nicht einfach mal wer.
Das Zweck vom JoEV ist:
Joh 20,31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Und nicht, dass Jesus selber Gott sei.
Berücksichtigt man nun, dass der Begriff „
Sohn Gottes“ damals noch ein Titel war, eine hervorragende Auszeichnung (keiner meinte damit ein physikalische Abstammung Gottes, die andere Deutung entwickelte sich erst später), was heute verdrängt wird, da man ja das Konzept der Trinität entwickelte und übernahm (und zwar von einer Minderheit nach kaiserlichem Richtentscheid bestimmt), so fällt diese spätere Deutung dahin, hier etwas hineinzulegen, was hier nicht gemeint ist.
The Oxford Dictionary of the Jewish Religion stellt fest, dass “Sohn Gottes” im jüdischen Sprachgebrauch klar
metaphorisch ist. Zitat: “Sohn Gottes, Terminus, der in der jüdischen Literatur gelegentlich gefunden wird, biblisch und nachbiblisch,
aber nirgends physikalische Abstammung von der Gottheit impliziert”.1)
Hasting’s Bible Dictionary kommentiert:
Im semitischen Gebrauch ist “Sohnschaft” ein Begriff, der sich eher auf moralische, als auf physikalische oder metaphysische (übernatürlich) Beziehungen bezieht. ... Ebenso ist ein “Sohn Gottes” ein Mann oder ein Volk, der den Charakter Gottes widerspiegelt. Es gibt wenig Beweise dafür, dass der Titel in jüdischen Kreisen für den Messias verwendet wurde und eine Sohnschaft, die mehr als eine moralische Beziehung bedeuten würde, stände im Widerspruch zum jüdischen Monotheismus.2)
1) Werblowsky, R. J. Zwi and Geoffrey Wigoder. S. 653.
2) Hastings, James. Dictionary of The Bible. S. 143
Der Schreiber vom JoEv präzisiert dann auch:
Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus (Moschiach Jehoshua), erkennen.
Also: den
einzigen allein wahren Gott zu erkennen, und seinen Gesandten den Gesalbten.
Wenn nun etwas „göttlich“ ist, so ist es nicht Gott. Dies vermerken etliche chr. Theologen und Gelehrte:
Joseph Henry Thayer, ein Theologe und Gelehrter, der an der American Standard Version mitwirkte, sagte einfach: „Der Logos war göttlich, nicht das göttliche Wesen selbst.“ Und der Jesuit John L. McKenzie schrieb in seinem Dictionary of the Bible: „Jn [Johannes] 1:1 müsste genau genommen lauten: ,. . . das Wort war ein göttliches Wesen.‘ “ (Siehe auch Jürgen Becker, Das Evangelium nach Johannes, „Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament“, 1979.)
In Jo 10,33ff verteidigt sich Jesus selber, dass er sich nicht zu Gott macht, sondern weist auf die Göttlichkeit des Menschen hin.
34 Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«? 35 Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging – und die Schrift kann nicht aufgelöst werden –
Und hier betont er nochmals, dass die Schrift, also Torah und die Propheten und die Schriften nicht ausgelöst werden dürfen und auch nicht können!
Mi 5,3 Und er wird auftreten und sie weiden in der Kraft des HERRN (JHWH) und in der Hoheit des Namens des HERRN (JHWH), seines Gottes; und sie werden sicher wohnen; denn er wird groß sein bis an die Enden der Erde.
Also der Fürst ist nicht ein Menschgewordener Gott, sondern JHWH ist der Gott von diesem Fürsten, und Jesus sagte ja, dass die Schrift nicht aufgelöst werden kann, was aber der Kirche egal war, denn man änderte ja auch Sabbate und Festtage, da man sich von dieser Schrift wegwandte um der eigenen Ideologie, Philosophie nachzugehen, und diese dann dem Menschen aufzwängte. (mal Abgesehen, dass Micha 5 überhaupt nicht auf die Zeit und zu Jesu passt, mit welchem man Jesus bestätigt haben will).
In JoEv 15 stellt sich Jesus als Weinstock dar (was wesensverwandt mit der Rebe ist), also nicht Wesensverwand mit dem Weingärtner, der der Vater von ihm wie auch von uns ist.
Wie auch Jesus schlussendlich in Jo 20,17 sagt, dass er zu
seinem wie auch unserem Vater und Gott auffährt.
Also es dürfte damit deutlich sein, dass der Schreiber vom JoEv mitnichten einen Jesus-Gott verkündet.
Fazit:
Eine Gottheit Jesu kann nicht abgelehnt werden, da es sie nicht gibt, sondern sie wird einfach in einem Dogma, welches
Jesus nie gegeben hatte, behauptet. Sie hat keinerlei Konsequenzen, wie Trinitarier zu gerne behaupten, denn genau diese Konsequenzen berufen sich ja in der eigenen Lehre der Trinität. Also Schlussfolgerungen ist die Trinität auf sich selber bezogen, auf ein Glaubensgebäude, welches aber reine These ist, und von Jesus nicht gelehrt wurde, und auch nirgends im AT angedeutet wird.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?