Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 23. Sep 2023, 09:32
Daher "was" ist das Evangelum, also nicht was du glaubst, oder "wie" es wirkt, sondern was dazu das Textzeugnis hergibt. In unseren Kreisen nennen wir das Bibelstudium und Textexegese. Was wir mit dem Text anfangen ist klarerweise was der HG uns damit lehren will, aber das werde ich wie gesagt in weiteren Schritten gerne vornehmen.
Der erste Schritt einer methodischen Vorgehensweise wäre zu schauen, in welchem Kontext der Begriff Evangelium im NT vorkommt.
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 23. Sep 2023, 09:32
Ich habe es auf drei Kernpunkte, wie schon aufgezeigt, zusammengefasst dargestellt. Dazu nun die Frage. Würdest du an dem noch etwas hinzufügen oder abändern? Gerade deine Mitarbeit hätte ich mir dazu gewünscht, weil wir das zuvor schon des öferen getan hatten. Warum also nicht gleich hier?
Und dann komme ich zu einem Ergebnis, das deinen genannten
drei Punkten zwar nicht widerspricht, aber nach meiner Auffassung dennoch im Kern auf etwas anderes hinaus will. Das Evangelium ist ein Angebot für die Menschen, aber aus deinen drei Punkten geht ausschließlich ein Vorwurf an die Menschen hervor, dass ein jeder Hörer verkehrt wäre. Aber verkehrt an was für Maßstäben gemessen ? Die Verkündigung, dass ich ein Sünder sei, ist erst mal keine Frohbotschaft und die daran angehängte Aussage, dass ich umkehren könne/solle/müsse erscheint hier vollkommen überheblich. Wer diese Einsicht in die Sünde schon mitbringt, der ist natürlich für das Evangelium nach Helmuth empfänglich. Deswegen kann das Evangelium Jesu nicht primär aus einem Vorwurf bestehen, sondern muss uns Menschen etwas schmackhaft machen das besser ist, als die jetzigen Verhältnisse. Dann erklärt sich daran, dass es das menschliche Handeln und Wandeln insgesamt ist, welche dem versprochen Reich Gottes im Wege stehen.
In Lystra verkündigen Barnabas und Paulu das Evangelium so :
Apostelgeschochte 14,15 Ihr Männer, was macht ihr da? Auch wir sind Menschen, von gleicher Beschaffenheit wie ihr, und predigen euch das Evangelium, daß ihr euch von diesen eitlen Göttern bekehret zu dem lebendigen Gott, der den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat;
16 der in den vergangenen Zeitaltern alle Heiden ihre eigenen Wege gehen ließ;
17 und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes getan, uns vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsre Herzen erfüllt mit Speise und Freude.
Warum bzw. an welchem Maßstab gemessen der Empfänger des Evangeliums ein Sünder ist, das arbeitet Jesus in der Bergpredigt heraus.
"Selig sind die..." Alle die dem bereits entsprechen oder die mit diesen Ansprüchen an Seligkeit sympathisieren können, für die ist das Reich Gottes eine Frohbotschaft. Die stören sich dann auch nicht an dem Vorwürf : "Sünder", sondern sind erleichtert darüber, dass sich Umkehr lohnen wird bzw. darüber, dass sich der Weg entgegen dieser Seligpreisungen nicht lohnen wird.
Statt geistlich arm zu sein (Matthäus 5,3) immer den unerschütterlichen Helden zu spielen.
Statt zu trauern (Matthäus 5,4), sich zusammen reißen und tu tun, als wäre nichts, um die Leute nicht zu nerven.
Statt sanftmütig zu sein (Matthäus 5,5), eher draufgängerisch, dominant und rücksichtslos.
Statt nach Gerechtigkeit zu hungern und dürsten (Matthäus 5,6), sich zu nehmen was man kriegen kann, jeder müsse schauen, wo er bleibt.
Statt barmherzig (Matthäus 5,7), pingelig, kleinlich, unnachgiebig.
Statt reines Herzens (Matthäus 5,8), verborgene Motive, hinterhältig, Menschen an Knebelverträge binden.
Statt friedfertig (Matthäus 5,9), die ganze Welt gehört mir, wer zuerst kommt hat gewonnen, wer am lautesten schreit hat Recht.
Statt um der Gerechtigkeit Willen verfolgt werden (Matthäus 5,10), sich mit Tricks und Mauscheleien durchs Leben mogeln, jede Art von Verlust als Versagen oder Todesurteil betrachten.
Statt Schmähung, Verfolgung und Verleumdung in Kauf zu nehmen (Matthäus 5,11), immer den Leuten nach dem Mund reden, allen gefallen wollen, Missstände nicht kritisieren, Anpassung und Konformität (an eine verkehrte Welt) predigen.
Für diese Botschaften ist Jesus ans Kreuz gegangen. Er hat das gelebt und mit seinem Lebenswandel bezeugt, was er gepredigt hat. Wenn wir das Evangelium predigen, dann predigen und berichten wir sein Leben das zum Tode am Kreuz führte, nicht seinen Kreuzestod allein.