Im folgenden ein Textausschnitt aus der Kommentierung von Th. Jettel (dem Mitübersetzer der BidF) zu dem ich im Schluss verweise. Er weist aus der Schrift nach, dass die "Hure Babylon" Jerusalem (gewesen) ist
https://jettel.ch/wp-content/uploads/20 ... ez2022.pdfExkurse zur Frage nach der Identität von Babylon
Der himmlische Bote sagte dem Apostel Johannes, wer die Hure ist (Off 17,18): „Die Frau, die du sahst, ist die große Stadt, die die Königsherrschaft über die Könige des Landes (o.: der Erde) hat.“.
Mehr braucht der Engel dem Apostel Johannes nicht zu sagen. Die Aussage war klar genug. Die Stadt muss demnach eine bekannte sein. Es kommen letztlich nur zwei in Frage: Rom oder Jerusalem.
Viele bibeltreue Vertreter der Auffassung, die Stadt sei Rom, deuten die Hure auf das religiöse römische System, die römisch katholische Kirche und auf den Vatikanstaat (einen Stadtteil von Rom) und/oder im weiteren Sinne auf die Ökumene oder eine „endzeitliche, synkretistische Welteinheitsreligion“.
Aber eine Religion, eine Ökumene oder die Kirche, ist nicht „die große Stadt“. Und inwiefern soll der Fall jener Religion oder Kirche für die ersten Leser der Off von Belang gewesen sein? Aus welcher Stadt sollten die Briefempfänger „herausgehen“ (18,4)?
„Babylon“ muss nach Off 18,20 eine bereits damals bekannte Größe gewesen sein. Nicht die Ökumene oder Welteinheitskirche verfolgte damals die Apostel, die Heiligen und die Propheten. Die katholische Kirche als solche gab es noch nicht. Die römische Kirche entstand erst mit dem Papsttum, frühestens gegen 400 n. Chr. Die vehementesten Christenverfolger in der damaligen Zeit waren nicht Katholiken oder Ökumeniker, sondern die Juden, die „Synagoge des Satans“ (Off 2,9; 3,9; 1Thes 2,14–16).
Der Aufruf „Geht aus ihr hinaus, mein Volk“ (18,4) war für die d a m a l i g e n Leser äußerst aktuell.
Einige Fakten
1. Von Off 17,18 her ist die „große Stadt“ eine vom AT her bekannte Stadt (11,8; 18,9. 10): Sie hat „die Königsherrschaft über die Könige des Landes“. Die Brautstadt ist durch die Verwerfung ihres Königs (1Thes 2,14. 15) zur ehebrecherischen Hure geworden (vgl. Hos2,4–15; Jes 1,21) und die Versammlung Jahwehs zur „Synagoge des Satans“ (Off 2,9; 3,9).
Die Braut des Königs hat den Messias getötet. Sie ist zur „Witwe“ geworden (Off 18,7; vgl. Klg 1,1). Das ursprünglich ihr verheißene Königtum (Hes 16,13) wurde von ihr genommen (Mt 21,43). Sie gibt sich jedoch nach wie vor als „Königin“ aus (Off 18,7. 8): „Wie viel sie sich verherrlichte und in Üppigkeit lebte, so viel Qual und Trauer gebt ihr, weil sie in ihrem Herzen sagt: ‘Ich sitze als Königin, und eine Witwe bin ich nicht, und Trauer werde ich auf keinen Fall sehen. ’“
Vgl. mit Klg 1,1: „Wie sitzt einsam die volkreiche Stadt, ist einer Witwe gleich geworden die Große unter den Völkern! Die Fürstin über die Provinzen ist fronpflichtig geworden.“
Jerusalem war seit langer Zeit „die Große unter den Völkern“, „die Fürstin“ (vgl. auch Jes 2,3; 60,1ff; 62,3. 4; Ob 21; Mi 4,8).
2. Die Stadt wird eine große Hure genannt. Sie hat in der Vergangenheit eine Geschichte, die sie eng mit dem Gott Israels verbindet. Sie hatte eine Bundesbeziehung zu Gott, gleichsam eine „Ehe“ (Hes 16,8–14; Jer 2,2; vgl. Hos 2,4ff), wurde aber durch ihren Götzendienst zur „Hure“: Jes 1,21: „Wie ist zur Hure geworden die treue Stadt!“ Hes 16: V. 1: „So spricht der Herr, Jahweh, zu Jerusalem: … 15: Aber du vertrautest auf deine Schönheit; und du hurtest auf deinen [guten] Namen ‹und Ruf› hin. Und du ergossest deine Hurerei über jeden Vorübergehenden: ihm wurde sie zuteil. … 23: Und es geschah, nach all deiner Bosheit – wehe, wehe dir!, spricht der Herr, Jahweh – … 38-41: Und ich richte dich nach den Rechtsbestimmungen für Ehebrecherinnen und Blutvergießerinnen und bringe Zorn und Eifer über
dich. Und ich gebe dich in ihre Hand, und sie werden deinen Hurenaltar zerstören und deine Höhen niederreißen und dir deine Kleider ausziehen und deine prächtigen Geschmeide nehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. Und sie werden eine Versammlung gegen dich heraufkommen lassen und dich steinigen und werden dich mit ihren Schwertern niedermetzeln. Und sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen und Strafgerichte an dir üben vor den Augen vieler Frauen. Und so werde ich dich aufhören lassen, Hure zu sein, und Lohn wirst du nicht mehr geben.“
Das alttestamentliche Jerusalem war durch seinen Götzendienst und Abfall von Jahweh zu einer Hurenstadt geworden.
Im Text geht es noch weiter
Über diese Sicht würde ich gern diskutieren