Nach Auskunft einiger ranghoher Vertreter der CDU (beispielsweise Volker Kauder oder Matthias Zimmer) ist es das sogenannte Christliche Menschenbild, das die christdemokratischen Parteien auszeichnet. Dieses Menschenbild basiert nicht auf der Bibel, sondern auf der Christlichen (vor allem der katholischen) Soziallehre. Das klingt jetzt immer noch ganz toll, aber ich bin dem mal intensiv nachgegangen und konnte für mich feststellen, dass dieses Menschenbild nichts mit Nächstenliebe oder Gnade zu tun hat, sondern weitgehend dem entspricht, was der homo oeconomicus für die Klassische Ökonomie ist. Der Auto Markus Till vom Blog Aufatmen in Gottes Gnade fasst es treffend zusammen (ohne kritischen Blick sondern eher zustimmend) :
Die Bücher von Volker Kauder und Matthias Zimmer habe ich gelesen und auch darüber im Forum schon einige Worte verloren. Man findet meine Beiträge dazu einfach über die Suchfunktion.Rechte Politik rechnet mit dem Bösen im Menschen
Rechte Positionen rechnen viel eher damit, dass der Mensch im Kern auch etwas Böses in sich trägt, das unabhängig von den Umständen zu Egoismus, Aggression und Faulheit neigt. Rechte Politik geht davon aus, dass Menschen aktiv gelockt (Karriere, Gehalt, Status, Steuervorteile) und mit Druckmitteln (z.B. Noten, Versetzungsdruck, gelockerter Kündigungsschutz etc.) angespornt werden sollten, Leistung zu bringen und Verantwortung für Andere zu übernehmen (z.B. für eine Familie mit Kindern oder für einen Betrieb), weil sie es von sich aus nur mangelhaft täten. Der Staat sollte Ungleichheiten nicht übermäßig ausgleichen, denn „Leistung muss sich lohnen“. Die soziale Marktwirtschaft ist mehr noch als der pure Kapitalismus die konsequente Antwort auf dieses kritische Menschenbild, weil sie berücksichtigt, dass auch Unternehmer letztlich Egoisten sind, die ihre Arbeitnehmer hemmungslos ausbeuten würden, wenn man sie nur ließe. Natürlich sind eine starke Polizei und Armee bei diesem Menschenbild absolut unverzichtbar, um die nationale und internationale Ordnung aufrecht zu erhalten.
Quelle : https://blog.aigg.de/?p=3517
Der Zusammenhang zwischen Christlichem Menschenbild und Homo oeconomicus ist nicht zufällig, sondern stehen in der gleichen Tradition, die aus einer kirchlich philosophischen Weltanschauung kommt, die von von Aristoteles und der Stoa beeinflusst sind. Entscheidend war hier die Zeit der Scholastiker und Spätscholastiker, die erfolgreiche Wirtschaftsakteure auf Seite der Kirche ziehen wollten, bevor diese sich gegen sie richten, wenn man sie zu sehr einschränkt (so wie heute Steuererleichterung für Reiche aus Angst, dass sie abwandern). Und auch Adam Smith, der ja gemeinhin als einer der Begründer der Klassischen Ökonomie gilt, war statt Christ eher Anhänger fernöstlicher Religionen und der Stoa. Sein Gedanke einer "unsichtbaren Hand" des Marktes, auch wenn er dieses Bild nur selten und m Rande benutzt, hat nichts mit einem Lebendigen Gott zu tun, der die Welt in Händen hält, sondern mit unperönlichen Naturkräften und Mechaniken, die die Welt immer in einem harmonischem Gleichgewicht halten. Das entspricht auch der Vorstellung von einem sogenannten "Unbewegten Beweger" des Aristoteles.