Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Niemand glaubt daran, dass vier sich widersprechende Aussagen allesamt "Wissen" sein können.
Wissenschaftlich schon. Oder wie wolltest Du entscheiden, welche von mehreren wissenschaftlichen Ergebnissen, die sich widersprechen, richtig oder falsch sind? - Ich stimme Dir zu, dass die allgemeinsprachliche Verwendung von "Wissen" semantisch anders tickt.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Klar, viele Studien sind schlecht gemacht
Auch das. Aber das hat damit nichts zu tun. Wir reden hier von Studien, die zur selben Fragestellung saubere Ergebnisse abliefern, die aber gegenseitig widersprüchlich sind.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Das ist aber alles etwas anderes als Deine radikale Auffassung, dass aufgrund angedichteter systemimmanenter Defekte der Wissenschaft es da gar kein Wissen gibt (zumindest eines, das den Namen auch verdient).
Du vermengst hier allgemeinsprachliches Verständnis ("Wissen ist, was tatsächlich so ist") mit wissenschaftlichem Verständnis ("Wissen ist, wenn Beobachtungen mit einem zugrundeliegenden Modell übereinstimmen"). Wir sind uns vielleicht darüber einig, dass es diese Diskrepanz zwischen allgemeinsprachlichem und wissenschaftlichem Verständnis in den Naturwissenschaften weitgehend nicht gibt, weil die dort verwendeten Begrifflichkeiten in der Regel einvernehmlich verstanden werden.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Glaubst Du ernsthaft mir fällt Deine Masche nicht auf?
Maschen langweilen mich. Versuche einmal, das Problem zu sehen. Würde es jeder sehen, würden nicht ständig Teil und Gegenteil in den Medien als "wissenschaftlich nachgewiesen" bezeichnet werden.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Wo es Widerspruch bei den Ergebnissen gibt, kann man erforschen, wie der zustande kommt. Hat man das herausgefunden, kann man die Ergebnisse harmonisieren und so kommt es zu Konvergenz.
Soweit kommt es meistens nicht, weil gerade in gesellschaftswissenschaftlichen Studien oft ein Interesse besteht, Ergebnisse in eine bestimmte Richtung zu bekommen. Natürlich kann man erforschen und herausfinden, dass die 35% extremistischen Islamisten deshalb so viele sind, weil "extremistisch" so definiert wurde, dass so etwas herauskommen kann (das ist Teil des Modells). Das BKA kommt deshalb auf weniger als 1%, weil es "extremistisch" verfassungs-orientiert definiert. Insofern ist die Frage geklärt, was aber die Verfechter der 35%-Version nicht davon abhalten wird, diese als "wissenschaftlich nachgewiesen" zu publizieren. Formal zu Recht, denn in der Modellbeschreibung steht ja die Definition von "extremistisch" drin, aber halt für den gesunden Menschenverstand unseriös. Das Problem: "Gesunder Menschenverstand" ist kein wissenschaftlicher Begriff, weshalb man ihn nicht gelten lässt. Zur Geltung kommt dieser Verstand im Volk oft erst an der Wahlurne - und dann kann es zu spät sein.
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Aug 2024, 00:54
Halten wir also fest: Wissenschaft ist für Dich eine Nabelschau, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Wissenschaftliche Ergebnisse sind keine absoluten Ergebnisse, sondern methodisch herbeigeführte Ergebnisse, die sich in der Wirklichkeit bewähren können. In den Naturwissenschaften ist dies sogar die Regel. Das Problem liegt in den philologischen/gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen, die über semantische Manöver die Wirklichkeitswahrnehmung manipulieren können und in Fällen auch bewusst manipulieren sollen.
Beispiel: Es gibt wissenschaftliche Studien, wonach es "nachgewiesen" sei, dass Kinder, die von Leihmüttern ausgetragen werden und von homosexuellen Eltern aufgezogen werden, keinerlei Schäden gegenüber Kindern hätten, die mit den leiblichen Eltern aufwüchsen. Solche Nachweise sind leicht führbar, wenn man im Modell Parameter definiert, die keine Unterschiede zwischen den beiden Modellen zeigen. Geistig orientierte Menschen können ganz andere Parameter sehen. Nehmen sie diese als Grundlage eines wissenschaftlichen Modells, kann was ganz anderes rauskommen. Davon abgesehen, dass Verfechter solcher geistiger Ansätze keinen großen Drang spüren, solche wissenschaftlichen Arbeiten zu verfassen, eben weil sie wissen, was "Wissen" in der Wissenschaft ist, wird man dafür auch wenig Drittmittel-Spendierer finden. Das heißt: In gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen ist die Gefahr groß, wissenschaftliche Ergebnisse im Sinne eines postulierten Mainstreams zu erhalten. Trotzdem glaube ich, dass hier Gegenkräfte wirksam bleiben, deren Ergebnisse dann der Samen für zukünftige Entwicklungen sein können, wenn der gesellschaftliche Wind wieder von anderer Richtung her weht. Nebenbei: Dieses Einspannen von Wissenschaft ist keine Spezialität des 21. Jh - das haben vorher die Kirchen jahrhundertelang so gemacht. Es ist das "Recht" des Stärkeren - man muss es real sehen.
Warum musst Du meinen, dass "wissenschaftliche Nachweise" begrifflich gleichzusetzen seien mit "Wirklichkeit"/"das, was der Fall ist"/ontische Realität? Du überbürdest den Begriff "Wissenschaft".