Hallo Tomek!Tomek hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 18:25 Es gibt wohl eigentlich nur Tertullian der an eine Art Trinität glaubte, aber nicht so wie heute. Er sagte auch, dass die meisten Christen nicht an seine Dreiheitslehre glauben und ihm den Vorwurf machen er glaubt an drei Götter. Tertullian ist eine Ausnahme, er glaubt im Übrigen auch im Gegensatz zu den meisten heutigen Trinitariern, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte.
Tertullians Vorstellung von der Prolatio ("Hervorbringung"), in der der Logos aus dem Vater hervorging, und eine eigenständige Person wurde, passt wohl zu deiner Aussage. Wobei man klarstellen muss, dass Tertullian davon ausging, dass es den Logos schon von Beginn an gab, aber der Sohn als personifizierte "Wortgestalt" kam erst mit Schöpfung der Erde hervor. Und somit lehrte er, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht war, eine Ansicht, die vom Konzil von Nizäa ganz klar abgelehnt wurde.
Aber gerade diese Unterschiede zur heutigen orthodoxen Lehre machen eigentlich deutlich, dass Tertullian die Trinität lehrte, auch wenn seine Lehre nicht frei von Fehlern war.
Was Origenes angeht, kann man klar sagen, dass seine Ansichten zur Trinität sehr komplex waren.
Er vertrat zum Beispiel die Ansicht, dass der Sohn dem Vater untergeordnet wäre. Gott der Vater wurde von Origenes als Quelle oder Ursprung der Gottheit Jesu angesehen. Diese Lehre ("Subordinatianismus") ist auch der Grund, warum Origenes in späterer Zeit von vielen Theologen als problematisch bezeichnet wurde.
Aber Origenes schrieb auch von der ewigen Zeugung des Sohnes, was ausdrückt, dass der Sohn ohne Anfang vom Vater hervorgebracht wurde. Auch wenn Origenes also den Sohn als dem Vater untergeordnet ansah, lehrte er im Gegensatz zu Tertullian nicht, dass es eine Zeit gab, in der es den Sohn nicht gab.
Ich denke wir können Origenes nicht als antitrinitarisch bezeichnen, auch wenn sein "Subordinatianismus" als unorthodox gesehen wird.
Was dies aber widerspiegelt ist die Tatsache, dass die Trinität vor dem Konzil von Nizäa gelehrt wurde (nicht nur von Tertullian und Origenes, sondern auch zB von Athenagoras, Irenäus von Lyon, Hippo und Novatian) und diese verschiedenen Lehrmeinungen unter einen Hut gebracht werden mussten. Dazu wurde das Konzil von Nizäa in 325 einberufen und es wurde erklärt, dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater sei ("homoousios"), dh. die wesentliche Gleichheit von Vater und Sohn, aber gleichzeitig auch ihre Unterscheidung in den Personen.
Ich verstehe nicht ganz warum du sagst, dass die Trinität nicht vor dem Konzil oder durch das Konzil gelehrt wurde sondern später. Das macht historisch betrachtet keinen Sinn, wenn du mich fragst.