Glauben und "sehen" sollen zueinander kommen. Wenn ich nicht erkenne, das "Sünde" ins Unheil führt, nur aus Angst vor Strafe versuche, meine Sündhaftigkeit zu unterdrücken, dann stimmt was nicht. Aus dem Herzen heraus sehen und anerkennen, dass Liebe und Freigiebigkeit wirklich glückselig macht, das erfordert Beobachtung, Selbsterkenntnis. Das ist kein bequemer Weg, es kann schmerzhaft sein, sich von alter Lasterhaftigkeit zu trennen. Man kann auch den klassischen Weg gehen: die Dämonen sind Schuld, sie wollen mich "verführen". Rituale wie Exorzismen, "abschwören" usw .. aber wird man nachhaltig befreit? Oder legt man nur eine Decke über das, was gerne verdrängt wird?.
Johncom, wieso klassischer Weg: "Die Dämonen sind schuld" ? Das ist einfach ein Selbstbetrug, wenn man nicht erkennt, dass man selber sich in Böses verstrickt hat. Aber man sollte auch noch dazu fähig sein zu erkennen, dass bestimmte Bedrängungen ein dämonischer innerer Zwang sein können. Sogar mit eigentlich wesensfremdem Verhalten.
Natürlich begreift das Niemand, der nicht erkennt, dass Beides möglich ist. Aber in der Regel muss man sich sowieso bemühen, die Sünden zu besiegen.
Dabei gibt es auch wieder zwei unterschiedliche Ansichten: Nur Gott kann es bewirken, dass der Mensch die Sünde überwindet. Und die andere Meinung: Es ist einzig mein eigenes Bemühen, die Sünde zu überwinden. Gnade oder Werke ?
Auch hier sollte man die richtige Mitte finden.
Solche Aussagen wie aus dem Thomas-Evangelium brauche ich noch nicht mal: In und hinter allen Dingen ist sowieso Gott. Und man erkennt ihn inwendig in uns. Wenn man das absolut sieht, kann man gleich ein mystischer Hindu werden.
Aber das Christentum ist ein Glaubenssystem, das durchaus alles bereit stellt, was man zum Wachstum braucht. Wenn man richtig versteht. Wenn nicht, meint man noch etwas Entscheidendes zusätzlich zu brauchen.
Andererseits kann man so in seinem christlichen Glaubenssystem gefangen sein, dass man die Welt nur noch begrenzt sieht, sich abschottet von Realitäten, die man darin nicht findet und deshalb damit nichts anfangen kann. Die Bibel als geschlossenes System.
Dazu gehört für mich eben, dass Christen sich trotz Schöpfungsgeschichte und Sintflut für die Realität, die die Wissenschaft aufdeckt, interessieren.
Oder die neuzeitliche Norwendigkeit, über ausserchristliche Mystik richtig zu denken. Dazu gehören auch Nahtoderlebnisse. Man sieht ja, wie Christen oft damit gar nicht zurecht kommen.
Und zu denken gibt schon, dass Christen sowohl selber sehr fehlerhaft sind, und trotzdem für sich beanspruchen, allein alles richtig zu sehen und richtig zu beurteilen.
Solche Besserwisser braucht die Welt natürlich nicht.
Wenn die Bibel so eindeutig wäre, würde man auch leicht erkennen, wer recht hat in der Frage: Seelentod oder direktes Weiterleben ? Statt dessen gibt es unterschiedliche Ansichten darüber. Und es macht einen sehr großen Unterschied, was man da selber glaubt.
Den Weg durch diesen ganzen Wirrwarr muß man selber finden.
Es gibt natürlich "Experten", etwa John Wimber. Ich habe genug viele Bücher von solchen Verstehern, die anderen den christlichen Weg und den eigenen Sieg in Christus rühmen. Aber ich sehe bei Vielen, dass man solch individuelle Ansichten und Wege nicht einfach nachahmen kann. Jeder lebt quasi in seiner individuellen Welt, die auch individuelle Wege erfordert.
Erfolgreiche Pastoren und Bücher: Auf viele davon kann mal wohl verzichten. Zumal, wenn der Verkauf der Bücher auch noch Erfolg auf dem eigenen Konto bedeutet.