der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Rund um Bibel und Glaube
renato23
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von renato23 »

@rudolfer
Wenn Paulus, der zu dem durch Jesus Christus offenbarten Gottesglauben gewechselt hat dazu aufgefordert hat, sich alle bisherigen negativen Denk- und Verhaltensweisen -willentlich abzugewöhnen um nurmehr im Geist zu wandeln.....

....dann ist nurmehr geistliche Gesinnung weder gnostisch noch esoterisch auch keine östliche Weltflucht ..sondern vollkommen CHRISTLICH geprägtes Leben in der Liebe Gottes, Reich Gottes REALITÄT geworden wo dies wahrhaftig gelebt wird.

Was verstehst Du denn unter geistlich gesinnt sein respektive nurmehr im Geist wandeln? Hat das aus Deiner Sicht denn nichts mit Galater 5,22 und 23 zu tun? Das ist doch wahres Leben...erfolgte ERLÖSUNG von allen bisherigen allfälligen Untugenden....dann ist man REINEN HERZENS.
Gesegnete Grüsse renato
Wie verstehst Du denn Johannes folgenden Worte Gott ist Liebe und wer in der Liebe BLEIBT BLEIBT in Gott und Gott in ihm?
rudolfer
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von rudolfer »

renato
warum steigst du nicht auf das Thread-Thema ein?

Wie gehst du mit deinem "seelischen Unfrieden" um? Wie verstehst du die 8 Gedanken? Was hälst du von der Zuordnung in leibliche und seelische?
Kannst du überhaupt der mit dieser speziellen Form des inneren Weges (der ja von den Wüstenväter, über die Benediktiner bis hin zu den Dominikanern (Meister Eckehard) hinein ins Mittelalter führt, etwas anfangen oder ist es dir völlig fremd?

Wenn dich ein anderes Thema interessiert, dann mach doch einen Thread dazu auf

Nachtrag:
Hab ich mal gemacht:

viewtopic.php?p=594653#p594653
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
Spice
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von Spice »

rudolfer hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 11:40
Spice hat geschrieben: Sa 11. Jan 2025, 15:27 Willst du mich in ein schlechtes Licht rücken? - Ich habe doch bereits alles beantwortet. Aber vielleicht kannst du die Antwort nicht verstehen, weil du meinst, nicht alle irdischen Abhängigkeiten seien schlecht. Dann liegt der Fehler einzig bei dir. Nein, von allem habe ich keine positive Vorstellung und ich finde das von dir Genannte auch nicht gut, sondern allein Frieden, Freiheit, Freude, Glück im Ewigen.
Meine Hauptgedanken (Hauptlaster) sind Zorn und Ruhmsucht. Ich bin schnell auf Angriff und möchte gern, dass meine Leistungen nicht nur anerkannt, sondern auch gerühmt werden. Aber hier finde ich langsam mit Gebet, Texten der Heiligen Schrift und geistiger Hilfe zur Normalität
Dann solltest du dich fragen, "weshalb ist mir das so wichtig?
Die Akedia als Depression ist ein immer wiederkehrende Gefahr, Aber die anderen tümpeln so dahin und haben mich nicht mehr im Griff.
Ja, wenn man zu wenig beachtet wird, kann man schon depressiv werden. Es hängt doch alles aneinander.
Dadurch bin ich nicht heilig, aber innerlich beruhigter als noch vor Jahren
Schön, aber die Lösung scheinst du noch nicht gefunden zu haben.
"Frieden, Freiheit, Freude und Glück für immer und ewig" erinnert mich eher an östliche Weltflucht und permanenter Realitätverweigerung.
Das ist eben der Unterschied zwischen dir und mir. Du hängst an deinem Ego und willst es nur ein bisschen frisieren, damit es besser aussieht und du dich in deiner Haut wohler fühlst. Aber wenn man nur die Laster von Außen bekämpft, ändert sich nichts grundlegend.
Die Außenwelt wird sich nie völlig nach den Wünschen der Menschen richten. Also bleibt jedes Suchen nach Erfüllung an und in ihr letzten Endes immer unbefriedigt. Also heißt es das aufzugeben, will man wirklich glücklich und heil werden, wie ich es erwähnt habe. Das Bessere habe ich, indem ich mich über mein Ewiges freue, dass ja per se unabhängig von allem Äusseren ist. Einen anderen Weg gibt es nicht.
rudolfer
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von rudolfer »

Spice hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 14:34 Du hängst an deinem Ego und willst es nur ein bisschen frisieren, damit es besser aussieht und du dich in deiner Haut wohler fühlst.
Wenn du mit diesem Thema nichts anfangen kannst und du über deine seelische Struktur und dein Ego nicht nachdenken willst. Warum schreibst du dann in diesem Thread?
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
Spice
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von Spice »

rudolfer hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 14:39
Spice hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 14:34 Du hängst an deinem Ego und willst es nur ein bisschen frisieren, damit es besser aussieht und du dich in deiner Haut wohler fühlst.
Wenn du mit diesem Thema nichts anfangen kannst und du über deine seelische Struktur und dein Ego nicht nachdenken willst. Warum schreibst du dann in diesem Thread?
Ich denke, ich habe wichtiges gesagt. Aber wenn du es nicht anwenden willst, wirst du keine guten Erfahrungen machen. Ein reines Herz hat man dann, wenn man sein Ego aufgegeben hat. Aber das ist ja, nach deiner Meinung, östlich. Es ist zutiefst christlich. Das gilt es zu erkennen.
rudolfer
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von rudolfer »

Spice hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 15:29 Ich denke, ich habe wichtiges gesagt. Aber wenn du es nicht anwenden willst, wirst du keine guten Erfahrungen machen. Ein reines Herz hat man dann, wenn man sein Ego aufgegeben hat. Aber das ist ja, nach deiner Meinung, östlich. Es ist zutiefst christlich. Das gilt es zu erkennen.
Das Aufgeben des Egos ist Thema des Ostens.
Das Aufgeben des Eigenwillens ist Thema des Christentums.

Die Absonderung von Gott und die daraus entstandene Hybris des Eigenwillens, dessen Personifikation Satan ist, die daraus notwendige Erlösung von diesem Eigenwillen findest du im AT wie im NT und in der christlichen Tradition.

Du folgst den Fußstaben der indischen Gurus und Buddhas. Ist wirklich ein anderes Konzept.

Gott ist eine Person und hat uns als Unikate geschaffen, wir müssen uns nicht auflösen, sondern unseren Willen immer mehr und mehr mit Seinem Willen in Einklang bringen

Aber das passt nicht in dein Denken - weil es eben nicht christlich ist
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
oTp
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von oTp »

Das Aufgeben des Egos ist Thema des Ostens.
Das Aufgeben des Eigenwillens ist Thema des Christentums.
Rudolfer, was ist der Unterschied zwischen Eigenwillen und Ego ?

Sind beide nicht zumindest ähnliche Bezeichnungen ?

Ich persönlich ziehe aber eine Grenze:
Es gleibt noch genug Möglichkeiten, sich auch sündlos individuell zu verhalten. Keine völlige Auflösung der Persönlichkeit.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
rudolfer
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von rudolfer »

oTp hat geschrieben: Di 14. Jan 2025, 16:32 Rudolfer, was ist der Unterschied zwischen Eigenwillen und Ego ?

Sind beide nicht zumindest ähnliche Bezeichnungen ?
Was ist dieses Ego?
Swami Sivananda, unser Guru

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 32-34

Ego, Egoismus, Egozentrik - Ahamkara in Sanskrit, ist das selbstbehauptende Prinzip, das aus Ignoranz (Prakriti) geborene Tattva. Abhimana ist Egoismus, Garva ist Egoismus.

Der Same dieses Egos ist der unterscheidende Intellekt, Bheda Buddhi. Es ist das Ego, das die Getrenntheit von Gott, Atman, erschafft. Das Ego ist die Ursache allen Leides, die Ursache von Geburt und Tod.

Dieses Ego identifiziert sich mit dem Körper, mit dem Geist und den Sinnen. Wo immer Ego ist, ist Ich und Mein, Mögen und Nichtmögen, Lust, Ärger, Habsucht, Heuchelei, Stolz, Eifersucht, Verblendung, Arroganz, Dünkel, Anmaßung, Vasanas (Denkbahnen), Trishna (Verlangen nach Sinnesgenuss), Vrittis (Erregung des Geistes), Sankalpa (Wille), Abhinivesha (Anhaftung am Leben), Kartha (Ansporn), Bhokta (Genuss).

Es bedarf eines tiefen Verständnisses über die Beschaffenheit dieses Egos, um es vernichten zu können. Vernichten des Egos ist nichts weiter als das Vernichten des Geistes. Vernichten von Gedanke, Wunsch, Verlangen, Ich und Mein, Eifersucht, Stolz und Lust sowie die Kontrolle der Sinne sind wirkliches Vernichten von Ego und Geist.

Egoismus erscheint in subtiler Form. Der grobe Egoismus ist nicht so gefährlich wie der subtile. Der gesellschaftliche Egoismus ist eine subtile Form. Der Mensch identifiziert sich mit der Gesellschaft und haftet an ihr beziehungsweise ihrem Kult an. Es fehlt an Universalität.

Das Wirken des Egoismus‘ ist rätselhaft. Es ist sehr schwer, seine unzähligen Wege zu erkennen. Es bedarf eines feinen und scharfen Intellekts, um ihm auf die Spur zu kommen. Gehe täglich in die Stille und schaue nach innen, dann wirst du in der Lage sein, seine geheimen Pfade zu erforschen. Dieses Ego liebt seinen Geburtsort, seinen Landkreis, die Menschen seiner Stadt, seine Muttersprache, seine Verwandten und Freunde, seine Essgewohnheiten, seinen Kleidungsstil. Was es nicht mag sind die Lebensformen der anderen.

Dieses Ego möchte Macht und Einfluss über andere gewinnen. Es will Titel, Ruhm, Respekt, Wohlstand, Haus, Frau und Kinder. Es will sich selbst erhöhen. Es will andere dominieren und über sie bestimmen. Wenn jemand es auf seine Schwachstellen hinweist, fühlt es sich in seiner Eitelkeit gekränkt. Wenn es jemand würdigt, ist es in Hochstimmung. Dieses Ego spricht: ‚Ich weiß alles. Er weiß nichts. Was ich sage, ist richtig. Was sie sagt, ist falsch. Er ist mir unterlegen. Ich stehe über ihr.‘ Das Ego fordert von anderen, dass sie seinen Wegen folgen.

Dieses Ego lauert wie ein Dieb, wenn du dich nach innen wendest und dich der Selbstanalyse unterziehst. Es wird deinen Versuchen und deinem Erkennen ausweichen. Sei auf der Hut. Wenn du Gottes Gnade erlangst - durch Japa, Kirtan, Gebet und Hingabe, dann kannst du das Ego leicht vernichten. Nur durch die Gnade Gottes wird deine Selbsthingabe vollkommen.

Wenn das Ego mit dem kosmischen Ego verschmilzt, erlangst du die Einheit in Gott, auch Selbstverwirklichung genannt. Mögest du das Ziel des Lebens erreichen und ewige Glückseligkeit erlangen - durch Vernichtung dieses kleinen Egos!
https://wiki.yoga-vidya.de/Ego#Ego_und_das_Selbst

Das ist eine gute Darstellung des Egos, wie es in der östlichen Spriritualiät gesehen wird. Letztendlich steht die Auflösung dieses Egos im Mittelpunkt
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
rudolfer
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Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von rudolfer »

Und hier eine christliche Darstellung zum Eigenwillen:
Ich unterscheide zurzeit drei Willen:

Der souveräne Wille
Der freie Wille
Der eigene Wille

Nachfolgend möchte ich diese drei unterschiedliche Willen definieren, damit überhaupt darüber diskutiert werden kann, wer über welchen Willen verfügt! Zwar spricht Luther in seinem Aufsatz auch über den eigenen Willen; aber er meinte damit wahrscheinlich den freien Willen. Meines Wissens hat er die oben genannte Unterscheidung gar nicht gemacht. Ich gehe aber davon aus, dass er in der Regel an den freien Willen dachte, da er schwergewichtig vom „unfreien Willen“ schrieb.
Der souveräne Wille

Als Souverän bezeichnet man eine Macht, die absolut und unteilbar ist (Quelle: Wikipedia). Auch wenn nach Aussage von Wikipedia der König oder der Kaiser als souverän bezeichnet wird, so sehe ich eindeutig nur beim allmächtigen Gott einen souveränen Willen! Nur Gott selbst ist in der Lage, auch alles zu tun, was Er will. Dass Könige und Kaiser längst nicht alles tun konnten, was sie wollten, hat die Geschichte schon längst gezeigt! Ausnahmslos alle Geschöpfe sind verschiedenen Gesetzen und Bestimmungen unterworfen, so dass sie nur einen beschränkten Bewegungsspielraum haben. Der souveräne Wille Gottes kommt in den folgenden Stellen ganz klar zum Ausdruck:

ELB Dan 4:32 - Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?
ELB Röm 9:19 - Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden?
ELB Mt 19:26 - Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.
ELB Jer 32:17 - Ach, Herr, HERR! Siehe, du hast die Himmel und die Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgestreckten Arm: kein Ding ist dir unmöglich;

Selbst der eigene Wille des Geschöpfes kann dem souveränen Willen Gottes auf lange Sicht nicht widerstehen:

Jes 45:23-24 - Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist Gerechtigkeit hervorgegangen, ein Wort, das nicht zurückkehrt: Ja, jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören 24 und sagen: Nur in dem HERRN ist Gerechtigkeit und Stärke.

Wir sehen also, dass nur Gott allein über einen absolut souveränen Willen verfügt! Selbst Satan darf nur so viel ausführen, wie Gott zulässt, er kann längst nicht alles vollführen, was er will. (Hi 1 + Hi 2). Einen souveränen Willen, bei dem die Geschöpfe machen können was sie wollen, gibt es eindeutig nicht! Einem Geschöpf ist es sogar nicht einmal möglich, aus sich selbst heraus den absoluten Gehorsam Gott gegenüber zu leisten, denn Paulus schreibt:

Röm 11:32 - Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt.

Selbst im bekehrten Zustand kann der Mensch nicht das tun, was er will:

Röm 7:19 - Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.

Auch der große Apostel Paulus hat die Erfahrung gemacht, dass er über keinen souveränen Willen verfügte, er machte als Gläubiger sogar die Erfahrung, dass er nicht einmal das Gute, das er wollte, tun konnte.
Der freie Wille

Der freie Wille ist meiner Ansicht nach ein Wille, der frei wählen kann, was er will, aber nicht tun kann, was er will! Aus meiner heutigen Sicht finden wir, laut Aussage der Bibel, bei den Geschöpfen keinen freien Willen im absoluten Sinn! Trotzdem dürfen wir uns die Frage stellen: „Kann der Mensch wollen, was er will?“ Um diese Frage zu beantworten, müssen wir u. a. wissen, wie der Wille eines Menschen entsteht. Diese Frage wird jedoch erst später beleuchtet. Der Begriff „freier Wille“ lässt sich in der Bibel nicht finden. Was wir finden, sind Begriffe wie „freiwillig“ oder „Willigkeit“. Hier stellt sich aber die Frage, wie es zu dieser Willigkeit gekommen ist. Wurde ein Mensch durch den „Eigenwillen“ Gott gegenüber willig oder wurde er durch das „Einwirken Gottes“ willig gemacht? Diese Frage möchte ich anhand der Geschichte des Apostels Paulus verdeutlichen:
Saulus wollte mit seinem Leben Gott dienen und für die Sache Gottes eintreten. Wie es zu diesem Willen kam, wissen wir nicht. Seine Veranlagungen und seine Erfahrungen aus der Vergangenheit haben diesen Willen entstehen lassen. Wir können davon ausgehen, dass ihm das Schriftstudium Freude machte und dass er auch erkannte, wie er sich durch seine intellektuellen Fähigkeiten von seinen Altersgenossen abhob (Gal 1:14). Eine solche Erkenntnis hebt das Selbstwertgefühl und motiviert einen Menschen außerordentlich. Ich gehe davon aus, dass der Wille, Gott zu dienen, bei Paulus durch das gehobene Selbstwertgefühl und die große Motivation gestärkt wurde. Doch dieser Wille machte aus Paulus einen Eiferer, der die Gemeinde Gottes verfolgte! Er meinte zwar, Gott zu dienen; aber in Wirklichkeit tat er genau das Gegenteil. Erst durch das Einwirken Gottes kam es zu einem gottgemäßen Willen. Aber auch hier erklärt Paulus den Philippern:

Phil 2:13 - Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.

Es ist eindeutig, dass das gottgemäße Wollen auf das Wirken Gottes zurückzuführen ist. Indirekt wird dies auch aus Pred 3:14 deutlich:

Ich erkannte, dass alles, was Gott tut, für ewig sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen. Und Gott hat es so gemacht, damit man sich vor ihm fürchtet.

Damit ist klar, dass kein Geschöpf aus sich selbst heraus etwas bewirken könnte, das Ewigkeitswert hätte! Aus meiner Sicht entsteht der Wille, etwas zu wollen, aus der Veranlagung (die wir ohne unseren Willen bekommen haben) und aus den Erfahrungen, die aus den Umständen resultieren, in die wir hineingeboren wurden! Somit sehe ich, wie Luther, keinen freien Willen! Trotzdem erkenne ich einen beschränkten Bewegungsspielraum, der im „eigenen Willen“ zum Ausdruck kommt!
Der eigene Wille

Das Wort Gottes spricht an einigen Stellen vom „eigenen Willen“. Laut Aussage des Apostels Paulus gibt es Menschen, die ihren eigenen Willen tun und gerade diese Menschen stellen für die Gläubigen eine ganz große Gefahr dar:

ELB Kol 2:18 - Um den Kampfpreis soll euch niemand bringen, der seinen eigenen Willen tut in scheinbarer Demut und Anbetung der Engel, der auf das eingeht, was er in Visionen gesehen hat, grundlos aufgeblasen von der Gesinnung seines Fleisches.

Menschen können also Dinge nach ihrem eigenen Willen tun, allerdings auch nur dann, wenn Gott es zulässt, wie wir später noch sehen werden! Es gibt also für Geschöpfe keinen freien Willen, mit dem sie ihr eigenes Wollen bestimmen könnten! Aber es gibt durchaus einen „eigenen Willen“! So schreibt Jesaja:

ELB Jes 30:15 - Denn so spricht der Herr, HERR, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet. In Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke. Aber ihr habt nicht gewollt.

In den Sprüchen lesen wir:

ELB Spr 1:30 – Weil sie … meinen Rat nicht gewollt, verschmäht haben all meine Mahnung,

Und von den „Gesetzlichen“ des neuen Testamentes lesen wir:

DBR Lk 7:30 - aber die Pharisäer und die Gesetzischen lehnten, als von ihm nicht Getauftwordene, den Rat des Gottes ab.

Der Mensch hat also eine beschränkte Möglichkeit, etwas anzunehmen oder abzulehnen. So wie ich es sehe, lässt sich aus der Bibel erkennen, dass die Sünde in Verderben und Tod führt. Daraus ergibt sich ganz klar, dass jeder Mensch von Natur aus absolut verloren ist, weil jeder, wiederum von Natur aus, ungehorsam ist (Röm 11:32). Gott erbarmt sich aber über Seine Geschöpfe und bietet Ihnen die Vergebung der Schuld an. Zu dieser Vergebung kommt es allerdings nur, wenn der Mensch die Schuld anerkennt (das ist eine Frage der Demut des Herzens) und die Sünde nicht rechtfertigt (dies tun die Menschen oft, wenn sie weiter sündigen wollen, weil ihnen die Sünde scheinbar eine bessere Lebensqualität vermittelt). Der „natürliche Ungehorsam“, geschieht in der Regel aus der Unwissenheit heraus (1Tim 1:13) und deshalb erbarmt sich Gott über uns! Wenn ein Mensch seine Sündhaftigkeit und das Angebot der Vergebung Gottes ganz bewusst wahrgenommen hat und beides ablehnt oder verleugnet, ist er seinem Eigenwillen gefolgt. In einem solchen Fall kommt es zu einer Verhärtung des Herzens. Die Verhärtung des Herzens (weil man die Demut verachtet), entsteht also durch das bewusste und wissentliche Ablehnen der Wahrheit! Die Folge davon finden wir in:

Röm 2:5 - Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen (w. nicht mitdenkenden) Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,

Der eigene Wille, der sich ganz bewusst gegen die Wahrheit Gottes stellt, kommt in der Störrigkeit und dem unbußfertigem Herzen zum Ausdruck. Die Auswirkungen davon sind: "Der Zorn wird aufgehäuft und das Gerichtsmaß somit erhöht".
Wenn die Bibel von einem eigenen Willen spricht, dann meist im Zusammenhang mit einer ganz bewussten Ablehnung der Wahrheit Gottes!
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
oTp
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Registriert: Mo 24. Mai 2021, 10:33

Re: der Weg zu einem reinen Herzen (Wüstenväter)

Beitrag von oTp »

In diesen langen Darstellungen darf ich dann selber raussuchen, was der Unterschied ist ?
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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