Kingdom hat geschrieben: ↑Mo 6. Okt 2025, 18:57
Trage ich jemanden einen Fehler nach, wenn Gott mir alle meine Fehler vergibt, wird das nichts mit meinem Frieden.
Darauf will ich hinaus. Am eigenen Unfrieden ließe sich erkennen, dass dir Gott deine Verfehlungen auch nicht vergeben hat und dich damit der Verbitterung ausliefert. Man kann auch sagen, er lässt den Satan an dein Herz ran, der das ausnutzt.
Und so kommst du aus der Nummer nicht mehr raus. Du kannst dabei anderen Gutes tun, so viel du willst und dich "christlich" geben, es schafft für Unvergebung keinen Ausgleich. Deine Verbitterung wirkt dabei mehr zum Schaden. Kingdom, wir sind uns wieder einig.
Kingdom hat geschrieben: ↑Mo 6. Okt 2025, 18:57
Mt 6:14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, wird euer Vater im Himmel euch auch vergeben.
Mt 6:15 Wenn ihr den Menschen aber nicht vergebt, dann wird euer Vater auch eure Verfehlungen nicht vergeben.
Das ist eine Schlüsselstelle zur Exegese. Wir lesen wie schon beim Vater-Unser-Gebet nicht, dass Jesus eine Bedingung setzt, dass man nur dann zu vergeben braucht, wenn der Sündiger zu dir kommt, Reue zeigt und um Vergebung bittet.
In den Fällen, in denen der an dir schuldig Gewordene zu dir kommt um dich um Verzeihung zu bitten, ist der Fall noch klarer und lässt gar keinen weiteren Interpretationsspielraum. Petrus fragte den Herrn, wie oft man vergeben soll:
Mt 18,21-22 hat geschrieben: Dann trat Petrus zu ihm und sprach: "Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?" Jesus spricht zu ihm: "Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben."
Jesus sagt auch dann, wenn sich der andere fortgesetzt an dir versündigt. Es gibt eigentlich kein Limit. Auch hier liest man nichts davon, dass der Bruder jedes Mal erst zuvor zu dir kommen muss. Und ich lese auch nicht, dass ich den anderen einer Prüfung unterziehen soll.
Falls er wirklich immer wieder kommt, so gibt es auch auf Basis dieser Stelle keinen Grund eine Bedingung zu setzen. Es gäbe an sich nur diese eine Stelle, die für eine Bedingung spräche:
Lk 17,3-4 hat geschrieben: Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag gegen dich sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben.
Aber ich interpertiere dies wieder nicht als Bedingung, denn die Tatsache, dass jemand zu dir kommt, macht daraus keine Bedingung. So lese ich eine solche auch hier nicht, und es deuten die anderen Stellen exegetisch noch weniger in diese Richtung.
Diese Bedingung, so kann man sagen, gilt allerdings gegenüber Gott. Daher habe ich gesagt, dass wir differenzieren müssen, einerseits nach den unterschiedlichen Verhältnissen als Täter oder Opfer und anderseits zwischen der Beziehung zu Gott und zu Mitmenschen. Gott aber vergibt nicht nur 70 x 7 Mal, sondern solange er uns den Raum zur Buße offen lässt. Ich lege so meine Sichtweise dar:
Den Raum zur Buße bestimmt nicht der Mensch, daher soll er immer vergeben und selbst dann, wenn schon ersichtlich ist, dass jemand den Weg ins Verderben mutwillig fortsetzt. Wir überlassen das Richten Gott, was Jesus ebenso fordert. Es hat unser eigener Friede in dem Fall Vorrang.
Der eigene Friede bleibt davon abhängig anderen zu vergeben, daher ist die Bedingung anders zu setzen: Man muss an sich sebst eine allzeitige Vergebungsbereitschaft im Herzen ohne Bedingung verankern und dazu muss es erweicht werden. Das ist Teil des Erlösungsweges, aber einer der wichtigsten, der unseren sündigen Eigenwillen bricht, der z.B. lieber nach Vergeltung schreit.
Mir ist bewusst, dass der Prozess bei Christen auch länger dauern kann, die vielleicht aus Verhältnissen stanmen, in denen sie jahrelang missbraucht und verletzt worden sind, und das in der eigenen Familie, aber ich denke gerade in der Sache wäre Gott nichts unmöglich.
Wer sich dagegen aber sträubt, der bleibt verhärtet oder er erhärtet sein Herz erneut. Wird die Vergebung daher an Bedingungen knüpft, wage ich zu bezweifeln, ob das Aussprechen einer solchen dann überhaupt eine ist, denn wie kann ein hartes Herz gleichzeitig weich sein? Ich betone aber, dass diese Beurteilung jeder an sich selbst vornimmt und keiner für andere.