Lena hat geschrieben: ↑Do 9. Okt 2025, 17:22
Vielleicht sieht mein Nächster sein Fehlverhalten mir gegenüber nicht ein oder erst in 40 Jahren oder nie.
Somit kann er sich gar nicht entschuldigen. Ich aber kann ihm zum Voraus vergeben so oder so und bin frei.
Das Gleiche erreichst du, wenn du, nachdem du (vergeblich) selbst
alles getan hast, das in deinen Kräften steht, um eine saubere, eine schriftgemäße Aufarbeitung anzustreben, den "Fall" Gott zu 100% übergibst.
Man wird wahrscheinlich öfter mit Gott darüber reden müssen, und bei diesen Gelegenheiten kann man den "Feind" auch segnen lassen und beantragen, dass dieser die Wahrheit erkennt.
Gerade bei Uneinsichtigen läuft man Gefahr, mit einer eigenmächtig durchgezogenen "Vergebung" zu signalisieren: "Ich erkläre mich einverstanden mit deiner Vorgehensweise".
Es passiert den Rebellen nichts (von meiner Seite aus), sie können weitermachen mit ihrer Bosheit.
In Gemeinden ist so etwas verheerend! Ein Einfallstor, wie es größer nicht sein könnte.
Das wäre dann der Tatbestand von
Jer. 6, 13-14 (LUT): und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.
Da steht, dass ein fauler Frieden auf Lüge basiert.
Mir geht es um das Aussprechen der Vergebung. Die Witwe von Charlie konnte das tun, weil sie weiß, dass der Staat das Verbrechen des Mörders verfolgen und eine drastische Strafe verhängen wird. (Aber ob sie die Vergebung auch im Herzen fühlen kann? - das kann ich mir kaum vorstellen; darum wird sie kämpfen müssen in diesem langen Prozeß der Mühens, aus der Wir- Identität, die sie mit Charlie hatte und mit der sie glücklich war, wieder in eine Ich- Identität zu finden).
Bestenfalls könnte ich mich dazu überwinden, jemandem zu sagen: "Von mir hast du nichts zu befürchten, ich werde die Sache nicht weiter verfolgen. Aber wie du mit deiner Schuld vor Gott klarkommst, darum wirst du dich selbst kümmern müssen."
Ich nenne seine Sünde beim Namen und weise darauf hin: Damit kommst du bei Gott nicht durch. Es ist DEINE Sache, wie du jetzt weitermachst.
Einem uneinsichtigen Frevler spreche ich keine Vergebung zu: "
Wem ihr die Sünden erlasst..." ja, soweit kommt's noch, nein!
Es gibt nicht immer "schwarz/ weiß".
Menschen können auch aufgrund ihrer Begrenztheit schuldig werden an anderen, nicht unbedingt absichtlich, aber... ihr Verhalten löst dann trotzdem Folgen aus; im sozialen Umfeld, z.B. bei ihrem Partner oder ihren Kindern.
Meiner Meinung nach ist es unabdinglich, zu unterscheiden, ob jemand mit Absicht handelte oder, weil er es nicht besser kann/ konnte. Man muss zumindest versuchen, die Befindlichkeiten zu checken- wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Die sind nicht immer gegeben:
Kurze Begegnungen, etwa in der Stadt, oder in einem Einkaufsmarkt... ein Fremder schnauzt dich an, aus heiterem Himmel, obwohl du dir keines Vergehens bewußt bist... so etwas kommt vor, und ich gehöre nicht zu den Leuten, die sofort zurückbellen, weil ich mir immer erst überlegen muss, wie ich so reagieren kann, dass ich damit Frieden habe und nicht schuldig werde. Wenn Personen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit belastet sind, frech und unverschämt auf mich losgehen, steigt sehr schnell Wut auf in mir... und genau das ist der Punkt; das ist die Versuchung, der man nicht nachgeben darf.
Solche Hysteriker kommen relativ selten, aber immer unerwartet, sie sind unglaublich wütend, laden ihren widerlichen Dreck ab (pinkeln dir ans Bein) und verschwinden wieder. Man hat also keine Möglichkeit, die Dreistigkeit vernünftig zu parieren. - Wenn man sich nicht schon vorher für "Notfälle" einige universell einsetzbare Sprüche zurechtgelegt hat, etwa "Was erlauben Sie sich!?!" oder Ähnliches, ist man letztlich derjenige, der einstecken muss, und das kann innen drin ganz schön grummeln einige Zeit lang.
Solche Fälle sollte man wohl sehr schnell "vergeben"; an Gott abgeben, einfach, um sie loszuwerden, auch den Ärger und die Empörung, die damit verbunden sind. Aber... in der Regel befehle ich sie Gott an mit der erklärten Absicht, er möge sie "erziehen".
Bei rücksichtslosen Streßfahrern bat ich auch schon darum, sie auf irgendeine Weise (vorübergehend) aus dem Verkehr zu ziehen, damit nicht Unbeteiligte gefährdet, geschädigt oder gar getötet werden.
Die Verletzungen aufgrund eines unabsichtlichen Versagens anderer sind auch noch schlimm genug und bedürfen der Heilung. Ich denke, Schuld, die aus Versagen entsteht, sollte man tatsächlich relativ zeitnah vergeben, und das ist oftmals schwer genug.
Aber vorsätzliche Bosheit; Borniertheit... ein Chef, der seine Mitarbeiter versklavt, ausnützt und dann nach Belieben in die Gosse tritt... die Mörder von Magdeburg, Solingen, Aschaffenburg... nein, sorry.
Ich vergebe ihnen NICHT. Dazu bin ich gar nicht berechtigt. Ich übergebe sie Gott.
Diese Leute soll sich Gott vorknöpfen, ich denke nicht im Traum daran, das Wort Jesu "und
wenn er bereut, dann vergib ihm" zu pervertieren... zu verwerfen. Erkennbare Reue hätte dann ja auch mit einer merklichen Verhaltensänderung zu tun.
LG