Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
- ProfDrVonUndZu
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Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Es gibt keinen qualitativen Unterschied. Im AT haben wir lediglich viefache schriftliche Zeugnisse, die konkrete Einsetzungen von namentlich genannten Individuen in bestimmte Ämter bezeugen. Viele hier werden diese Schriften wohl als göttlich inspiriert ansehen. Einige nehmen sich die Freiheit, da zu selektieren. Für die Zeit der Christlichen Gemeinde wird das mit der Verbindlichkeit der schriftlichen Zeugnisse durch göttliche Inspiration schon schwieriger. Außer den Katholiken dürfte das kaum einer ernst nehmen. Dass das mitunter zum Dilemma wird, wenn man sich einerseits auf Herrschaft als göttliches Prinzip beruft, andererseits aber selber Teil einer rebellierenden Abspaltung von der RKK ist, habe ich an anderer Stelle schon erwähnt.
Ansonsten haben wir für den weiteren Verlauf der Geschichte nichts, was allgemeinverbindlich wengistens nachlegt, dass wir es mit göttlichen Berufungen in die jeweiligen Herrschaftsämter haben. Die Bekleidung von Herrschaftsämtern ist aber nicht selbstevident als göttlich. Die Irrlehrer warnen immer zwar davor, sich der Herrschaft zu widersetzen, aber sollte diese Auflehnung mal erfolgreich sein und zum Umsturz führen, sind genau sie diejenigen, die die neue Herrschaft wiederum legitimieren. Klar, dann müssten sich die Protestanten ja mal an die eigene Nase fassen. Sehr deutlich wird das an Luthers Umgang mit den Bauernaufständen im Vergleich zum Dreißigjährigen Krieg.
Ansonsten haben wir für den weiteren Verlauf der Geschichte nichts, was allgemeinverbindlich wengistens nachlegt, dass wir es mit göttlichen Berufungen in die jeweiligen Herrschaftsämter haben. Die Bekleidung von Herrschaftsämtern ist aber nicht selbstevident als göttlich. Die Irrlehrer warnen immer zwar davor, sich der Herrschaft zu widersetzen, aber sollte diese Auflehnung mal erfolgreich sein und zum Umsturz führen, sind genau sie diejenigen, die die neue Herrschaft wiederum legitimieren. Klar, dann müssten sich die Protestanten ja mal an die eigene Nase fassen. Sehr deutlich wird das an Luthers Umgang mit den Bauernaufständen im Vergleich zum Dreißigjährigen Krieg.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Ich vermute, dass auch die Könige als höchsten Souverän weder das Volk noch sich selbst gesehen hat, sondern Gott.
De facto sicherlich. Denn ein Kaiser des Römischen Reichs Deutscher Nation hat sich per Papstkrönung als Vertreter Gottes verstanden. Insofern war auch dies etwas Ähnliches wie das, was man heute "Gottesstaat" nennt. - Der Unterschied: Im AT war dies so gewollt, während Jesus es nicht gewollt hat.
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Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Das Ausüben von Herrschaft drückt sich darin aus, dass man dem Vieh möglichst viele Freiheiten lässt, es nicht verspeist und nicht "hat". Was dabei auf den Tisch muss ist das Verständnis von Besitz und Eigentum. Heißt das, die Verantwortung für Fürsorge, Pflege, Instandhaltung und Wachstum, oder das Recht auf Konsum, Ausbeutung und Zerstörung ?Helmuth hat geschrieben: ↑Mi 12. Nov 2025, 05:27 Wie herrscht man z.B. über sein Vieh ohne das Vieh? D.h. ich kann Pferde zwar lieben (als innere Haltung eines Reichsbürgers), aber welche Bedeutung hat das, wenn ich gar keine habe, oder noch krasser, wenn es Pferde überhaupt nicht gibt? Du bist doch ein Denker, also denke.![]()
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Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Das AT hat uns bestenfalls Andeutungen darüber gegeben, wie andere Völker sich zu organisieren haben. Wenn über sie gesprochen wird, dann kaum im wohlmeinenden oder lobenden Kontext, sondern als Negativbeispiele. Deswegen sollte Israel ja auch keinen König haben. Strenge und strikte Hierarchien sind eigentlich nur für eins gut: ökonomischen Fortschritt des Kollektivs auf Kosten des Individuums. Die persönlichen Interessen der Herrschenden werden dabei als Interessen des Kollektivs ausgegeben. Das war schon immer so und gilt noch heute, was vor allem in der in Köpfen immer noch vorherrschenden Trickle-Down-Theory erkennbar ist. Das Kollektiv ist dabei aber mehr als die Summe seiner Teile, sondern ein bloßes Ideal von einer ideologiekonformen Masse. Selbst in unserer pluralistischen Gesellschaft ist das gerade nicht anders, sondern der Pluralismus spielt sich auf belanglosen sozialen Feldern ab, damit gerade die wesentlichen politischen und wirtschaftlichen Felder unhinterfragt bleiben. Am Arbeitsplatz herrscht nicht Demokratie, sondern strenge Hierarchie bis hin zu diktatorischen und planwirtschaftlichen Strukturen. Man darf sich jederlei Art von Identität frei wählen.... solange man sich diesen persönlichen Spleen halt leisten kann. So wird das Ausleben von persönlichen Neigungen immer nur kapitalisiert und kann prinzipiell nie subversive Formen annehmen.Hiob hat geschrieben: ↑Mi 12. Nov 2025, 16:33 Denn ein Kaiser des Römischen Reichs Deutscher Nation hat sich per Papstkrönung als Vertreter Gottes verstanden. Insofern war auch dies etwas Ähnliches wie das, was man heute "Gottesstaat" nennt. - Der Unterschied: Im AT war dies so gewollt, während Jesus es nicht gewollt hat.
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Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Für mich ist der Unterschied erkennbar, darin dass es vor Jesus nur um die buchstäbliche Umsetzung der Gesetze ging - wobei diese nach Belieben von den Herrschern erweitert wurden.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben auch nur das als Grundsatz akzeptiert, was nach (ihren) Gesetzen richtig oder falsch war. In Ihrer Welt waren sie die Guten und Frommen, die gesetzestreuen. Was aber Jesus sehr stark in Frage gestellt hat.
Und danach - nach dem Vorbild im Handeln und Reden von Jesus sollte im Umgang der Menschen (seiner Nachfolger) erkennbar sein, dass es immer zuerst um den Menschen geht. Man sollte jeden Menschen respektieren, ihm zuhören, ihn anschauen - dessen Motive, Lebenshintergründe und Schwächen miteinander abwägen - wenn es um das Bewerten (richten) des Handelns geht. Nicht speziell das, was vordergründig gegen ein fest geschriebenes Gesetz geht. Das kann dann ganz anders aussehen, als das, was gesetzlich vorgeschrieben wurde.
Jesus hat das mit seiner Bitte "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun" nach Lukas 24,34 ein Beispiel gezeigt, was die Liebe im Umgang miteinander bewirken und verändern kann.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Was Du schreibst, ist durchaus eine Begründung für das neutestamentarische "Mein Reich ist nicht von dieser Welt".ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Mi 12. Nov 2025, 16:51 So wird das Ausleben von persönlichen Neigungen immer nur kapitalisiert und kann prinzipiell nie subversive Formen annehmen.
Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Aber warum ging dies? Weil Jesus äußere Gesetze nur als Widerspiegelungen der inneren Gesetze versteht, also für ihn das der Maßstab ist, was "im Herzen" ist, wie es oft in AT und NT heißt. Mit anderen Worten: Erweiterung der Sprache und der Gesetze ändert nichts an diesen Gesetzen. Ergo sollte ein Christ nicht primär nach Gesetzen gehen, sondern dem folgen, aus dem diese Gesetze gemacht wurden. Gesetze sind mehr oder weniger gelungene Formgebungen eines (hier: göttlichen) Inhalts, aber nicht selbst Inhalt.Für mich ist der Unterschied erkennbar, darin dass es vor Jesus nur um die buchstäbliche Umsetzung der Gesetze ging - wobei diese nach Belieben von den Herrschern erweitert wurden.
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Heinz Holger Muff
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Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Da das Bundesvolk Israel nebst Juda jämmerlich versagten (s. dazu Hosea 1:6-9 u. Matthäus 21:43) lässt Gott es gem. Römer 13:1-7 offensichtlich zu, dass heidnische Könige über Menschen herrschen:
Ausgenommen sind hier natürlich Gottes Maßstäbe. Wenn nämlich der Cäsar von Christen etwas verlangt was seinen Grundsätzen widerspricht, dann muss man natürlich gem. Apostg. 4:18-20 Gott mehr gehorchen als dem Cäsar.1 Jeder soll sich der Regierung des Staates, in dem er lebt, unterordnen. Denn alle staatliche Autorität kommt von Gott, und jede Regierung ist[1] von Gott eingesetzt. 2 Dem Staat[2] den Gehorsam zu verweigern heißt also, sich der von Gott eingesetzten Ordnung zu widersetzen. Wer darum ´dem Staat` den Gehorsam verweigert, wird zu Recht bestraft werden 4 Denn die staatliche Macht steht im Dienst Gottes, um dich zum Tun des Guten anzuspornen. Wenn du aber Böses tust, musst du dich vor ihr fürchten. Ihre Vertreter tragen nicht umsonst das Schwert. Sie stehen im Dienst Gottes und vollstrecken sein Urteil an denen, die Böses tun. 5 Darum müsst ihr euch der Staatsgewalt unterordnen, nicht nur aus Furcht vor dem Gericht Gottes, sondern auch, weil euer Gewissen euch dazu anhält. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern. Denn die Staatsbeamten handeln als Beamte Gottes, wenn sie beharrlich darauf bestehen. 7 Gebt also jedem, was ihr ihm schuldig seid! Wem Steuern zustehen, dem zahlt Steuern, wem Zoll zusteht, dem zahlt Zoll. Wem Respekt[1] zusteht, dem erweist Respekt, und wem Ehre zusteht, dem erweist Ehre.
" Durch dich sind sie jetzt Könige und Priester, die unserem Gott dienen. Und sie werden über die ganze Erde herrschen."
Offb.5,10
Offb.5,10
Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Ich bin mal frech: Der Vater, von dem Jesus spricht, hat wenig gemein mit dem Volksgott der Juden.Lea hat geschrieben: ↑Di 11. Nov 2025, 17:40 Das Thema "Herrschen" bewegt hier gerade mehrere User.
Manche meinen, Gott hat es so geboten - und darum gilt das für alle Zeiten gleich.
Andere finden, dass es einen Unterschied geben muss zum Herrschen im AT zum NT.
Manche (zB ich) finden, das Herrschen gehört gar nicht (mehr) zu den Geboten seit Jesus.
Darum zunächst mal zwei einfache Fragen:
Verstehst du über andere Menschen "herrschen" als ein Auftrag von Gott an bestimmte Menschen, zB Männer über die Frauen![]()
Wo ist für Dich zu diesem Thema ein Unterschied zwischen den Zeiten vor Jesus und danach - für Nachfolger von Jesus (Christen) zu erkennen![]()
Nein, das Herrschen ist das weltliche Klimbim, das uns immer noch im Äußeren beschäftigt: die Wirtschaft, welcher Konzern kann den anderen aufkaufen. Politisch die Parteien, die um Herrschaft ringen. Das Gewinnen-verlieren im Sport, das ist noch harmlos. Nächster Wettbewerb - neue Chance.
Der Kernsatz im NT: Dein Wille geschehe!
Vater unser heißt nicht Jahwe unser. Der universale Gott ist kein Rassengott.
Und den Menschen nicht als Person (Sünder) zu sehen sondern als reine Geschöpfe.Ich gehe dabei davon aus, dass Jesus unser Vorbild sein sollte. Er hat, für mein Empfinden, sehr deutlich vorgelebt und gepredigt, dass es ihm darum geht, allen Menschen den Zugang zu Gott zu ermöglichen - ohne Ansehen der Person.
Re: Herrschen als Auftrag von Gott (?) - wo erkennt man den Unterschied vom AT zum NT
Das innere Reich (nicht hier noch da, sondern inwendig in euch) macht stark ohne Ende, es könnte eine große Gefahr für die Machthaber darstellen: sie würden ihre Untertanen verlieren.Hiob hat geschrieben: ↑Di 11. Nov 2025, 22:56 Sehe ich ähnlich. Seit dem NT geht es um das innere Reich. Dies heißt nicht, dass man als Christ nicht weltliche Macht ausüben sollte. Es heißt aber sehr wohl, dass weltliche Macht nicht das Ziel der Christen gibt.
Seit dem NT geht es um das innere Reich. Dies heißt nicht, dass man als Christ nicht weltliche Macht ausüben sollte. Es heißt aber sehr wohl, dass weltliche Macht nicht das Ziel der Christen gibt.
Die Welt ist super schön, wenn man in Gott bleibt. Es wird schwierig, wenn man selber herrschen will, man wird in die weltlichen Abgründe gesogen. Man muss schauspielern, lügen um seine Position zu halten. Ganz real sieht man es heute an der Kokainsucht einiger Herrschender. Wer im inneren Reich frei ist, der ist gesegnet wie die Kinder, also unschuldig. Wer vergibt, dem wird ebensolches geschehen.Der Fürst der Welt ist der Herrscher der irdischen Welt. Auch wenn man nach bestem Wissen und Gewissen Bundeskanzler oder Queen ist, steht man letztlich in diesem Kontext, zu dem es nur innerlich eine Gegenkraft gibt. Gottesreich wird es nie im Irdischen geben, weil das Irdische so nicht gemeint ist. Insofern liegt der Friede darin, dass man als Irdischer den inneren Anker hat, der einen im Fürstentum der Welt hält. Trotzdem kann die Welt schön sein.