Re: Purgatorium
Verfasst: Mo 13. Nov 2023, 19:12
Um das Erleben geht es doch. Aber eben nicht um das Erleben von dir, oTp oder mir, sondern von damaligen Menschen, zur Zeit der Verfasserschaft. Wenn in kirchlichen Texten die Rede von Geistern und Dämonen ist, haben wir hier schon ein kontaminiertes Verständnis von diesen Begriffen. In der Historisch Kritischen Forschung ist das auch berücksichtigt, allerdings nimmt man hier ebenfalls an, dass diese Kontamination auch schon im griechischen NT und somit im Denken der Autoren und beschriebenen Protagonisten vorhanden ist. Z.B. würde Jesus, wenn er von Geenna spricht, ein vermeintlich jüdisches Verständnis aufgreifen, über das uns wiederum rabbinisch-talmudische Schriften Auskunft geben würden, oder andere Texte, die später verfasst wurden.rellasch hat geschrieben: ↑Mo 13. Nov 2023, 17:07 Das ist korrekt - und ich denke dass wir hier zwei unterschiedliche Ansätze haben.
Da ich den gleichen Ansatz wir oTp habe - also das die geistige Welt, Geister, himmlische Heerscharen und auch die Welt der Toten real ist - ist es zum Beispiel nicht wichtig auf welche Buchstaben die Wörter Hades, Hel oder Scheol aufbauen = sondern wie sie erlebt wurden.
Ein anderes Beispiel ist das Buch Henoch, von dem behauptet wird, dass ein Zitat daraus im Judasbrief übernommen wurde. Dieser vermeintliche Fakt würde quasi das Buch Henoch als schriftliche Autorität für die biblischen Schreiber kennzeichnen. Fakt ist aber, dass dieses vermeintliche Zitat sich so mehr oder weniger erst in den späteren griechischen Versionen des Buches Henoch findet. Die ältesten Versionen, also die aramäische, ist in dem Abschnitt, wo das Zitat stehen soll, aber nur bruchstückhaft überliefert. Da kann alles und nichts stehen. Zudem gibt es für die Bestimmung des Alters der Fragmente auch nur eine paläografische Einordnung, keine radiometrische Altersbestimmung. Die sogenannte Historisch Kritische Forschung geht einfach unkrtisch davon aus, dass der vollständige griechische Text eine 1:1 Übernahme eines aramäischen Textes sei.
Was tatsächlich in der als älteste eingeordnete Schrift steht, kann hier überprüft werden : https://pseudepigrapha.org/docs/text/1En
Die Einstellungen muss man leider von Hand ändern, da sie mit der Verlinkung leider nicht übernommen wird. Man muss von Ethiopic auf Qumran Aramaic umstellen und dann das Fragment 4Q204 auswählen. Dieser Fetzen aus Vers 9 ist alles, was vom vermeintlichen Judasäquivalent übrig ist.