kynan hat geschrieben: ↑Mo 5. Jul 2021, 18:47
Er glaubt fest daran, dass der andere sich nur dann "richtig" informiert hat, wenn er zu dem gleichen Schluss kommt, wie er selbst.
Ich denke, worauf es ankommt ist, was man glaubt, wozu man neigt und was man ablehnt. Das ist entscheidend dafür, welche Quellen man überhaupt zu Gesicht bekommt, was man von dem liest, was man dann zu Gesicht bekommt, inwieweit man dem vertraut und wie man es letztlich bewertet.
Es ist ja nicht so, dass es Sperrzonen in der Medienlandschaft gäbe, die uns daran hindern, bestimmte Quellen zu finden oder die vor uns verbergen. Noch nicht jedenfalls. Du hast exakt die gleichen Möglichkeiten zur Beschaffung von Informationen wie ich. Aber Du hast Dich mit Quellen befasst, die ich nicht kenne und ich habe mich mit Quellen befasst, die Du nicht kennst. Und das hängt eben mit unserer Neigung und Haltung zusammen.
Ich habe den Eindruck, dass es einfach nicht möglich ist, absolute Sicherheit und Gewissheit zu gewinnen darüber, was nun die Wahrheit ist bei alldem. Es ist ja nicht so, dass die meisten Ansichten, auch einige der verschrobensten, unglaublichsten, doch irgendwo einen seriösen Hintergrund haben, der sich nicht so einfach vom Tisch wegschieben lässt, wenn man mal ganz nüchtern und sachlich bleibt. Ich sehe immer wieder Dinge, wo ich denke: Das gibt´s nicht, das ist Blödsinn, das kann einfach nicht wahr sein. Fange ich aber an, ernsthaft zu recherchieren, komme ich plötzlich an Quellen, die mich ins Zweifeln bringen und verunsichern. Das gilt umgekehrt aber genauso. Ich lese was wo ich meine, dass das vermutlich so ist aber die Recherche zeigt, dass es so nicht stimmt. Erst neulich habe ich einen Artikel über eine Forschungsarbeit gelesen, mit einem Professor und einer Assistentin auf einem Foto. Ich dachte zuerst, dass das ein Fake ist. Es wirkte so billig und gestellt auf mich, wie erfunden. Dann habe ich nach den Prof. - der Uni - der Arbeit gesucht und habe gesehen: Das ist alles real. Es gibt die Uni, es gibt den Prof, er heißt so, er sieht so aus, er hat auch diese Arbeit gemacht, er hat eine eigene Seite mit Links etc. etc....
Also, jeder hat seine Gründe für seine Meinung, keine Frage. Aber welche Quellen man sieht, liest, versteht und dann auch akzeptiert und auch die Schlüsse, die man daraus zieht, das hängt von der Weltanschauung, der Einstellung ab. Es ist sozusagen ein Selbstläufer. Die Haltung, die man schon hat, die Neigung führt zu einem Verhalten und Bewerten, das eine Vertiefung und Verfestigung der bestehenden Haltung bewirkt. So dass ein Wechsel der Grundhaltung eher unwahrscheinlich ist.
Wenn etwas eine Änderung bewirkt, sind es meist die harten Fakten. Sprich: Leid. Was man sieht und erlebt und was einen bewegt, das ist von Bedeutung.