Abischai hat geschrieben: ↑Di 11. Jan 2022, 16:13
Letzteres klingt wie das Ideal eines Pädagogen, würde ich jedem wünschen. Ich erfahre das nur persönlich nicht so wie der Herr Jesus das völlig selbstverständlich erfahren hat.
Vielleicht sollte ich einige Worte dazu schreiben, wie ich auf das Thema gekommen bin.
Wer viel alleine ist, der hat viel Zeit zum Nachdenken- zum Beispiel ich. Die Arbeiten, die ich überwiegend mache, fordern jetzt nicht unbedingt alle verfügbaren Kräfte der Konzentration.
Es hat damit zu tun, dass Menschen unter Druck gesetzt werden und wie sie darauf reagieren. Das betrifft natürlich auch mich. In der Vergangenheit wurde ich auch immer wieder mit Forderungen konfrontiert... mit einer Situation oder konkret mit dem Willen anderer Leute, was eine Reaktion meinerseits erforderlich bis unumgänglich machte. Und da war es öfter so, dass ich eine Entscheidung traf, mit der ich aber eigentlich nicht wirklich zufrieden war.
Lüge oder vorsätzliche Heuchelei kann man es nicht nennen- so weit ging und gehe ich nicht.
Aber die Reaktion, für die ich mich entschied, entsprach in einigen Fällen nicht unbedingt meiner innersten Überzeugung. Und in diesem Sinne empfinde ich das, was ich gezwungenermaßen als Feedback abgab, als unwahrhaftig. Es war der Versuch, einen Kompromiss zu finden, zu dem ich auf dem Hintergrund meines Bibelwissens stehen konnte, der aber auch einige Zugeständnisse enthielt an die Herausforderung der anderen Seite, mit der ich konfrontiert war.
Manches fand ich kolossal falsch. Andererseits waren mir teilweise die Hände gebunden, und ich kann anderen Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu denken und zu leben haben. Und wenn ein Konflikt
mich tangiert... dann kann ich nicht in einer Angelegenheit biblische Maßstäbe durchsetzen, wenn ich es mit Nichtchristen-- in einem Fall waren es staatliche Behörden- zu tun habe oder mit Christen auf Abwegen.
Letztlich fühlt man sich nicht sonderlich wohl damit. Ich weiß zwar, dass es keinen besseren Weg gab in einigen Fällen, die mir noch in Erinnerung sind, und dass ich gar nicht groß hätte anders agieren
können, als ich es tat. Aber falsch bleibt trotzdem falsch, insgesamt. Zum Beispiel, in eine Scheidung einzuwilligen, die Gott nicht wollte. Oder wollte Er sie doch? Weil es der bessere Weg für mich und für meine Kinder war? Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.
Wäre das Ganze anders ausgegangen, wenn ich mehr Souveränität hätte an den Tag legen können?
Ich fürchte :Ja.
Wenn ich zurückdenke, dann waren die Situationen, in denen ich mich als Verlierer fühlte immer solche, in denen eine gewisse Abhängigkeit oder ein Ausgeliefertsein meinerseits bestand. Durch die Lebenssituation bedingt, durch legale menschliche Bedürfnisse... diese Faktoren waren irdischer Natur, das ist normal, schließlich lebt man in dieser Welt, in einem Staat und in einer sozialen Umgebung.
Man kann nicht
alle Abhängigkeiten canceln, das ist nicht möglich.
Die geistliche Seite, die Isai in die Diskussion mit einbrachte, sollte man unbedingt regeln und schauen, dass man da auf ein akzeptables Level kommt. Sonst ist der Kampf um mehr Freiheit von weltlichen Bindungen von vornherein verloren, weil die Kraft Gottes durch Sünde ausgebremst wird.
Wenigstens das Kind beim Namen nennen sollte man, und Gott die Problemstellen hinlegen, die wir nicht aus eigener Kraft zufriedenstellend entschärfen können- zu seiner freien Verfügung. Diese für uns unüberwindlichen Knoten gibt es nun einmal, und man macht sich etwas vor, wenn man sich tröstet mit: "Wenn ich... dann...(wird es gelingen)"-
Damit übernimmt man zwar die Verantwortung für das eigene Versagen, aber es ändert sich nichts wirklich, weil man dies und das nicht ändern
kann. Weil man es schlicht und einfach nicht
schafft.
Dann verdrängt man... und hofft, es könnte gut gehen... vielleicht... wenn der Wind etwas weniger heftig bläst... das ist keine Lösung, denn das ist eine Warteschleife und nicht: Erfolgreich zu überwinden.
Und wie ich so nachdenke, so hin und her, kommt mir diese Passage aus Lk. 4 in den Sinn.
Jesus wird von allen Seiten belagert, man drängt Ihn in eine Richtung, die Er vermutlich gar nicht gehen wollte... der Mob ist in der Überzahl.
Was mich auf den Gedanken brachte: Eine gewisse, freundliche aber entschlossene Souveränität kann man sich auch vom Menschlichen her erarbeiten, wenn man die Regeln beachtet. Es geht einfach darum, nicht länger wie das Kaninchen vor den Schlangen in unserem Leben zu sitzen und ihnen mehr oder weniger ausgeliefert zu sein.
Wahrscheinlich wird man nicht alle Angriffe abwehren können. Es kommt auch darauf an, was Gott in unserem Leben zulässt. Aber
wir können an
uns arbeiten, um nicht in jeden K...haufen reintreten zu müssen, den jemand auf unserem Weg drapiert.
Nerven will ich niemanden
, sondern nur meine Gedanken mitteilen. Vielleicht gibt es ja Leute, denen dieses Thema auch ein Anliegen ist.
LG