Re: Welche Beweise gibt es für den Urknall?
Verfasst: Mi 30. Nov 2022, 17:41
Das ist schade, denn wenn du den Bezug erkannt hättest, hättest du das Folgende nicht geschrieben und ich hätte nicht darauf antworten müssen.Lichtstrebender hat geschrieben: ↑Di 29. Nov 2022, 17:35Das stimmt, aber ich sehe überhaupt keinen Bezug zu dem , was ich geschrieben habe,
Dieser Argumentationsversuch mit Wahrscheinnlichkeiten im Zusammenhang der Entstehung unseres Universums oder auch der Entstehung von Aminosäuren oder dem Leben oder einer ersten sich teilenden Zelle usw. ist unbrauchbar, weil das Argument schlicht fehlerhaft ist. Intuitiv klingen solche Wahrscheinlichkeitsüberlegungen schlüssig, aber sie sind es nicht. Wissenschaftstheoretisch handelt es sich hier um die fehlerhafte Anwendung eines Likelihood-Schlusses.Lichtstrebender hat geschrieben: ↑Di 29. Nov 2022, 17:35 Für die lebenswichtigen Proteine für das Lebens müssen 20 Aminosäuren beieinander
sein und sich problemlos in zufälliger Reihenfolge zu einem Makromolekül verbinden.
Die Wahrscheinlichkeit, das dies zufällig geschieht ist 1: 10 hoch 40000
[...]
Seit dem Urknall sind ca. 14 Milliarden Jahre vergangen.
Das sind 10 hoch 17 Sekunden.
Es gibt ca. 10 hoch 80 Elementarteulchen.
Es dauert 10 hoch 23 ten Teil einer Sekunde bis das Licht einen Elementarteilchen-Durchmesser zurücklegt
und Wirkungen können nicht mit Überlichtgeschwindigkeit übertragen werden.
Wir gehen also davon aus das 100 Trilliarden Versuche pro Sekunde pro Elementarteilchen seit 14 Milliarden Jahre gewürfelt worden ist.
Das heist 10 hoch 23 (100 Trilliarden) + 10 hoch 80 (Elementarteilchen) + 10 hoch 17 (Sekunden seit dem Urknall) = 10 hoch 120 Würfelversuche
Bei einer Wahrscheinlichkeit von 10 hoch 40000 sind 10 hoch 120 Würfelversuche nichts.
Damit sind auch alle Versuche zum Scheitern verurteilt, die nahelegen möchten, dass die Entstehung unseres Kosmos oder die Feinabstimmung seiner naturgesetzlichen Parameter oder die Entstehung von Aminosäuren oder die erste Zellteilung oder die Entstehung des Lebens etc. vermeintlich so unwahrscheinlich sind, dass sie eigentlich nur mit dem Eingreifen eines Gottes erklärbar werden, der die Dinge in seiner unendlichen Weisheit eben so gesteuert hat.
Ich habe oben mit dem Hinweis darauf, dass erstmalige Ereignisse keine Wahrscheinlichkeit haben, auf die Fehlerhaftigkeit einer solchen Argumentation verkürzt hingewiesen, aber du hast den Hinweis leider nicht verstanden.
Deshalb erkläre ich an dieser Stelle - und hoffentlich ein für alle Mal - warum die Argumentation mit Wahrscheinlichkeiten bei den genannten Fällen grundsätzlich fehlerhaft ist. Dies geht am Einfachsten mit einem Gedankenexperiment.
Stelle dir vor, du hast frei und viel Zeit und überlegst dir, wie du dir die Zeit vertreiben könntest. Du hast einen Würfel, einen sehr langen Zettel und einen frischen Kugelschreiber. Und weil dir nichts Besseres einfällt, fängst du an zu würfeln. Und weil es dir gefällt, notierst du nach jedem Wurf die Augenzahl akkurat auf dem langen Zettel, so dass du eine immer längere Liste von notierten Augenzahlen erhältst. Und weil dir das so viel Spaß macht, würfelst du 10 000mal. Auf deiner Liste stehen also die 10 000 erwürfelten Augenzahlen.
Dann denkst du dir: "Ach, ich habe ja den ganzen Monat freigenommen, eigentlich könnte ich auch noch weiterwürfeln." Und so würfelst du und würfelst du, deine Liste wird immer länger und am Ende deines Urlaubs hast du 1 000 000mal gewürfelt und 1 Million Augenzahlen auf deiner sehr langen Liste notiert.
Gerade, als du fertig bist, komme ich ins Zimmer herein. Und als du mich siehst, fragst du mich: "Hörmal, du kannst doch gut Mathe. Rechne mir doch bitte aus, wie wahrscheinlich es ist, diese Liste hier von 1er Million Zahlen zu erwürfeln?
Nichts leichter als das, antworte ich. Weil der Würfel 6 Seiten mit Augen hat muss die Rechnung folgendermaßen aussehen:
⅙ hoch 1000000
Ein Sechstel hoch 1 Million ergibt eine astronomisch kleine Wahrscheinlichkeit, genau diese Liste von Zahlen zu erwürfeln. Es ist also praktisch unmöglich!
"Ich habe sie doch aber gerade gewürfelt!" ist deine korrekte Erwiderung auf meine ebenso korrekte Wahrscheinlichkeitsrechnung. "Wenn das stimmt", sage ich, "wenn du wirklich genau diese Liste an Zahlen gewürfelt hast, dann hast du etwas völlig Unmögliches getan, denn die Wahrscheinlichkeit dafür ist so astronomisch klein, dass es einem Wunder gleichkommt. Du hast ein Wunder vollbracht! Halleluja!"
"Nein!", kannst da dann sagen: "Ich habe kein Wunder vollbracht. Du hast einfach nur nicht beachtet, dass zufällige Ereignisse, die das erste Mal eintreten, keine Wahrscheinlichkeit besitzen. Sie treten einfach ein!"
Und aus diesem Grunde kann man den lieben Gott auch nicht aus Wahrscheinlichkeiten von erstmalig eintretenden, zufälligen Ereignissen ableiten.
