Münek hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 20:38
Die EXEGESE ist der theologische Fachbereich an den theologischen Fakultäten, der ALLEIN für die Auslegung der biblischen Texte zuständig ist.
Das ist irreführend, da es unterstellt, dass sich die Theologie daran gebunden fühlt im Sinne von "Wenn die HKE sagt, dass sich Jesus irrte, dann hat er sich geirrt". - Das tut sie nicht.
Exakter wäre: Die Exegese ist für die Auslegung im Sinne der definierten Methodenschritte zugänglich (sogar in wik einsehbar). - Ob diese Ergebnisse geistlich-interpretativ ("Was hat das substantiell zu bedeuten?") übernommen werden oder nicht, ist vollkommen offen. - Das hat damit zu tun, dass christliche Hermeneutik eigenständig ist und die HKE-Exegese nur als unerlässliche Grundlage versteht, um danache geistlich zu interpretieren.
Wie anders wäre zu erklären, dass die groß-kirchlichen Theologien unterm Strich NICHT der Ansicht sind, dass Jesus sich irrte - und sie begründen das auch.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 20:38
Die Exegese biblischer Schriften fällt NICHT in ihren Kompetenzbereich.
Richtig - allerdings fällt die geistliche Auslegung in ihren Kompetenzbereich. - Die christliche Hermeneutik geht also viel weiter, als es das HKE-Modell vorsieht.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 20:38
Von der Eröffnung des Verständnisses der biblischen Schriften profitieren ALLE Christen, nicht nur systematische Theologen als Profis.
Das weiß ich nicht. - Meiner Erfahrung nach nehmen "normale" Christen solche Ergebnisse einseitig auf, weil auch sie oft auf die Gleichung "wissenschaftlich = so war es tatsächlich" reinfallen. --- Das Volks-Verständnis von "Wissenschaft" ist in der Regel nicht korrekt.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 20:38
Fakt ist, dass sich die historisch-kritische Exegese nicht nach irgendwelchen Dogmen richtet.
Natürlich richtig - die christlichen Dogmen ist ihr (zu Recht) schnuppe. - ABER: Sätze mit der Anmutung "wissenschaftlich = so war es tatsächlich" haben eigen-dogmatischen Charakter. - Diesem Dogmatismus folgen sogar Wissenschaftler, wie wir aus dem Forum wissen - da kommen Sätze wie "Nur Wissenschaft kann Erkenntnis bringen". - Das VERSTEHE ich zwar (weil man "Erkenntnis" einfach semantisch so definiert) - aber das wird dem geistlichen Verständnis von "Erkenntnis" nicht gerecht. - Das hat alles viel mit Sprache zu tun.
Münek hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 20:38
Es ist wichtig zu wissen, dass Ratzinger mit seinem Versuch gescheitert ist, eine dogmenabhängige kanonische Exe-
gese an den theologischen Fakultäten zu etablieren.
Aber doch nur deshalb, weil sich die universitäre Theologie an den heutigen wissenschafts-theoretischen Standards hält. - Diese Standards waren sogar zu meiner Zeit anders - da galt es als "Wissenschaft", wenn man Thesen (egal ob falsifizierbar oder nicht) gut begründet hat - geht heute nicht mehr.
Mit anderen Worten: Dieses Scheitern ist kein qualitatives, sondern ein zeit-geistliche Scheitern. - Und um es klar zu stellen: Die Ratzinger -Exegese versteht sich überhaupt nicht als Ersatz für die HKE, sondern als Fortführung in Bereichen, die die HKE nicht abdecken kann (siehe Kommissions-Text 1993).