CoolLesterSmooth hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 02:45
es mussten grundsätzlich Ukrainischkenntnisse in einem Maß vermittelt werden, das ausreicht, um eine Integration in die ukrainische Gesellschaft zu ermöglichen
Da ist der Punkt: Viele Donbas-Russen sahen überhaupt keine Grundlage, in die ukrainische Gesellschaft integriert zu werden. Man verstand sich als Russe auf post-sowjetischen Boden. Nun kann man ja argumentieren, dass sich Zeiten ändern und man als Russe auf ukrainischem Boden sich gefälligst zu integrieren habe. Viele haben das ja auch, indem sie sich als russische Ukrainer gefühlt haben. Aber die Wurzeln, Kinderlieder, Tradition, etc. war/ist russisch (so hat es mir ein Paar erzählt, das aus einem Russen und einer Ukrainierin besteht). Und jetzt kommt das ferne Kiew und verlangt, dass Ukrainisch einzige Verwaltungssprache zu sein habe (was ja völkerrechtlich verständlich ist).
CoolLesterSmooth hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 02:45
'Russischsprachig' und 'ethnisch russisch' ist nicht das Selbe.
Mit russisch-sprachig meine ich nicht Ukrainer, die auch russisch können, sondern Menschen, die russisch als einzige echte Muttersprache verstehen. Ich glaube nicht, dass die Statistik meint "so und so viele können sich russisch verständigen", sondern "so und so viele verstehen sich nur sekundär als ukrainisch (wenn überhaupt)".
Johncom hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 03:10
Seine Verurteilungen geschahen auf Betrug hin, nach dortigem Recht also legal.
Formal gut möglich, ethisch indiskutabel. Formal war auch die Machtübernahme durch Hitler rechtstaatlich in dem Sinne, dass keine der drei Gewaltendagegen einschritt. Wenn ein Richter in Russland vom Kreml gesteckt bekommt, er solle einen Angeklagten freilassen oder ihn schwer bestrafen, dann ist es "legal", wenn der Richter das eine oder das andere tut. "Recht" ist primär keine ethische Größe, sondern eine Ordnungsgröße im Sinne des Staates.
Solche geistigen Rechtsbeugungen sind in Russland Routine, aber in geringerem Maße auch im Westen auffindbar. Wobei ich an dieser Stelle Karlsruhe ausdrücklich loben will - gut, dass der Bundesgerichtshof nicht in Berlin ist.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Eben noch behauptest du, es würden nicht alle, die es wollen, in die Nato gelassen. Also beschränkter Zugang. Im gleichen Atemzug behauptest du, die USA würden den Hals nicht vollkriegen.
Meine Aussage bezog sich auf die Osterweiterung, bei der in kürzester Zeit fast der gesamte ehemalige Ostblock zur NATO gehörte.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Wer bedauert, dass ein Imperium zerfallen ist, dem ist das Bestehen wichtig gewesen und weiterhin wichtig. Also ist er bestrebt, es wieder herzustellen.
Inzwischen ist das so. Aber vor 20 Jahren war es nicht so. Bereits damals hat Putin zwar über die jüngste russische Geschichte getrauert, aber er sah die Lösung in Kooperation mit Europa - mit Deutschland als Senior-Ansprechpartner.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Welche Alternativen gibt es denn zur Demoktratie?
Aus meiner Sicht letztlich keine. Ein Grund mehr, sie nicht ochlokratisch verkommen zu lassen (siehe Thread-Thema). - Davon abgesehen geht es hier darum, dass wir in einer Mischung aus Besserwissertum und Provinzialität nicht festlegen dürfen, welche Regierungsform in welchem Land die beste ist.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Also besser keine demokratischen Wahlen? Wenn man etwas ablehnt, wie du, muss man auch etwas Besseres zu bieten haben.
Neuaufstellung des journalistischen Ethos. Denn es sind (abgesehen von vielen sozialen Kommunikationsbecken) die Journalisten, die entscheiden, wie Auffassungen, Trends, Forderungen in und aus der Gesellschaft bewertet und multipliziert werden. Wie sehr dies in die Hose gehen kann, sieht man in den USA, wo es inzwischen mehr um Agitation als um Information geht. Dies ist bereits zu uns rübergeschwappt.
Unterschiede zu Russland: Dort sind Medien nicht über Begriffe wie political correctness gleichgeschaltet, sondern über den Staat. Dies ist einerseits schlecht, weil dies ein institutionelles Versagen der Verfassung ist. Allerdings ist auch was Gutes dabei: Die russische Bevölkerung weiß das und distanziert sich vielmehr davon als unsere Bevölkerung von medien-gesellschaftlich forcierten Auffassungen. So gesehen ist man dort tendenziell in der Bevölkerung aufgeklärter als bei uns.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Das waren politische Maßnahmen, die ja eben wieder zurückgenommen werden konnten. Also alles im legitimen Rahmen. Ein Einmarsch war durch nichts gerechtfertigt.
Legalistisch gesehen absolut korrekt. Aber so funktioniert die Welt nicht.
Legalistisch hat hier ein souveräner Staat (Ukraine) etwas getan, was einen anderen Staat (Russland) nicht angeht. Insofern ist ein völkerrechtswidriger Einmarsch durch Russland ein Rechtsverstoß. Substantiell geht es hier um aus russischer Sicht um den Schutz von Russen in der Ukraine sowie um Belange der National Security, nämlich die NATO. Man kann sich hier positionieren als Recht-Haber (stimmt ja legalistisch), aber dann sicherlich nicht als Problemlöser.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Die Nato hat den Beitritt der Ukraine abgelehnt. Schon wegen der Korruption, die im Land herrschte. Ebenso wurde ein EU-Beitritt abgelehnt.
Aber nicht ausgeschlossen. Davon abgesehen: Jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, sehe ich keinen Anlass mehr, die Ukraine diesbezüglich in Betracht zu ziehen. Aber nur deshalb, weil die große Chance einer paneuropäischen Friedensordnung vertan wurde.
Spice hat geschrieben: ↑Do 22. Feb 2024, 08:03
Es gibt einfach keine Rechtfertigung für Putins Krieg. Der ist einzig auf sein Großmachtstreben zurückzuführen.
Was bringen solche narrativen Festschreibungen? Wenn man genug Medien dafür zusammen kriegt, kann sowas zu einer Mehrheitsmeinung werden. Aber substantiell löst man damit kein einziges Problem.