Ja stimmt - das Buch Hiob ist zu diesem Thema ziemlich provokant, weil es etliche Aussagen gegensätzlich zu dem darstellt, was allgemein gepredigt wird.
Faszinierend finde ich zB die Reden der "Freunde" des Hiob. Sie nehmen mindestens die Hälfte des Textes im Buch Hiob für sich ein und klingen sehr fromm - ähnlich zu den Aussagen etlicher Frommen der heutigen Zeit. Ich habe sogar schon Predigten gehört, die auf der Grundlage dieser Reden aufgebaut wurden. Und was sagt Gott dazu? - Er ist zornig lt. Hiob 42,7 und fordert Hiob dazu auf, für diese Freunde zu beten, damit sie nicht von Gott vernichtet werden.
Für mich ist dieser Abschnitt schon ein Hinweis darauf, dass die Sache mit dem, was Menschen "Böse" nennen und meinen "Gutes" zu reden, nicht so eindeutig und festgelegt sein kann, wie es meist dargestellt wird.
Und ich denke, diese Frage kann auch nur derjenige beantworten (oder eine Antwort finden) der direkt betroffen ist. Weil es dazu keine festgeschriebene Norm gibtt. Der Betroffene kann diese Fragen Gott stellen - und Gott wird ihm die Antwort geben. Vielleicht in mehreren kleinen Schritten, so dass derjenige erst im Rückblick erkennen kann, wozu es gut (vielleicht nötig) war und was es bewirkt/verändert hat bei diesem Menschen.
Auch dazu gibt es einige Geschichten im AT, wo man solches erkennen kann. Eine davon ist zB die von Joseph, dem Sohn des Jakob, der eine ganze Odyssee durchlaufen musste, und letztendlich seinen Brüdern, die ihn verraten haben, bekennt:
1.Mose 50,20
Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.