Michael hat geschrieben: ↑Sa 21. Nov 2020, 00:00
Du benutzt unter uns ein Vokabular, dass zu weit weg von der verständlichen Ausdruckweise ist. I
Sorry - ich mache es gerne anders, laufe aber damit Gefahr, unterbelichtet zu erklären. - Aber wir kriegen das hin.
Ich fange mal mit was ganz Aktuellem an: Corona.
Wir kriegten in Deutschland zwei Zahlen der pro Tag Infizierten: Vom RKI (Robert-Koch-Institut) und von der Johns-Hopkins-Uni. - Diese Zahlen war immer unterschiedlich. - Der eine sagte bspw. "Wir haben heute 12.451 Neuinfizierte", der andere "Bei uns sind es 13.544". --- Welche ist jetzt richtig? Natürlich keine der beiden. --- Haben die schlampig gearbeitet? Nein, bestimmt nicht. --- Warum sind die Zahlen dann unterschiedlich?
Die Antwort lautet: Beide haben unterschiedliche Wege/Modelle, um diese Zahlen zu ermitteln. Die Zahlen, die auf diesem Weg reinkommen, werden addiert und dann bekannt gegeben. - Da die Wege unterschiedlich sind, kommen unterschiedliche Zahlen rein. ---- Warum nehmen beiden nicht denselben Weg? Weil man dann nur einen fragen müsste - es wäre doppelt gemobbelt. - Und weil die Wissenschaft immer neue Wege sucht, die besser sein könnten als die bisher beschrittenen.
Die WIRKLICHE Zahl (hier bei mir auch mit "ontisch" bezeichnet - τὸ ὄν ‚das Sein‘) kennt keiner. Warum? --- Weil die Ermittlung derselben nur in einem geschlossenen System möglich wäre. Bsp: Man macht einen Lockdown in einem Dorf un schickt dort genug Personal hin, die meinetwegen die die 988 dort lebenden Menschen alle 6 Stunden testet. - In diesem Fall könnte die wirkliche/ontische Zahl identisch sein mit der methodischen, also gemessenen Zahl übereinstimmen. - Solche idealen Systeme gibt es selten.
Warum gibt man dann überhaupt Zahlen raus, wenn man im Voraus falsch, dass sie mit der wirklichen/ontischen Zahl nicht übereinstimmen? Weil man bspw. Erfahrungswerte mit Dunkelziffern hat, die einen hochrechnen lassen: 12.451 gemessene Neuinfizierte x Erfahrungswert Faktor 8 Dunkelziffer = 99.608 Infizierte. - Diese Zahl stimmt natürlich ebenfalls nicht, aber man hat eine Größenordnung - falls man nicht etwas Wesentliches übersehen hat.
Warum dieser "Vortrag"? Weil damit deutlich wird, dass methodische Ergebnisse zur Wirklichkeit vom Wesen her etwas ganz anderes sind als die Wirklichkeit selbst. - Trotzdem machen methodische Ergebnisse im naturwissenschaftlichen Feld im Alltag in der Regel Sinn, da naturwissenschaftliche Ergebnisse meistens experimentell überprüft werden können. --- Ich stelle bspw. fest, dass Du ein guter Zuhörer bist, was mich zur Behauptung führt, dass Du 4 Ohren hast. Experimentell kann ich dies überprüfen, indem ich nach Wien fahre und eigenhändig Deine Ohren zähle. - Falls es NICHT 4 Stück sind, ist meine Behauptung falsifiziert.
Bei den Geisteswissenschaften geht so was nicht bzw. selten, weil geistliche Ergebnisse eigentlich nie falsifizierbar sind. Wenn man behauptet, dass Jesus trinitarisch zu verstehen ist, kann man dies zwar systematisch begründen, aber nie (experimentell) nachweisen. - Aus diesem Grunde kann auch die HKM zwar begründen, aber nie nachweisen, warum man zu seinen Ergebnissen kommt, bzw. diese falsifizieren. - So weit so gut.
Das Fatale kommt jetzt - nämlich: Theologen, die wissenschaftlich auf der Grundlage "Wir untersuchen nur, was falsifizierbar ist" arbeiten, können meinen, ein Ergebnis wäre "wirklich"/"ontisch", wenn es nicht widerlegt (= falsifiziert) ist. - Folglich trägt man Dinge vor, die als Mosaik-Steinchen nicht widerlegbar sind, und meint, dass man damit der Bibel gerecht werden würde. - Ich mache jetzt erst mal Pause - kommt da was bei Dir an?