ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Ich meine, dass ein Mensch dann HG-fähig ist, wenn sein Glaube und seine Hoffnung auf einen Erlöser liegen.
Sehe ich anders. - Aus meiner Sicht ist der HG im Menschen aktiviert (potentiell vorhanden ist er eh), wenn jemand ohne göttliche Anleitungen (wenn man Torah/Bibel so verstehen will) das tut, was diese von ihm fordern würden.
Analogie: In der Klassik (Goethe) geht es darum, wie man Heteronomie und Autonomie deckungsgleich machen könne - etwas konkreter: Was bedeutet es, wenn der Mensch von sich aus macht, was er tun sollte.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
In Römer 2,14-15 ist von solcher Art Leuten ja nicht die Rede, sondern nur von Werken des Gesetzes im Herzen.
Andersrum: Die Gesetze sind Ausdruck dessen, was ebenbildlich im Herzen sein kann/sollte.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Paulus spricht hier Leute an, die das Werk des Gesetzes im Herzen bezeugen, aber diese erfüllen es nicht.
Doch - manche "Heiden" können das Gesetz erfüllen, ohne es zu kennen - eben weil das Gesetz lediglich die Formulierung dessen ist, was ebenbildlich im Herzen sein kann/sollte.
Das Gesetz ist doch nichts Neues, sondern "nur" die Formulierung von etwas, was im Herzen sein sollte.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Ihr Verhalten entspricht mal diesem, mal jenem Gebot. Aber das reicht nicht. Der eine tötet nicht, bricht aber die Ehe usw. Paulsu meint hier nicht, dass wer nicht tötet, nur keine Gelegenheit hatte, sondern dass ihn sein Gewissen abhielt. Um Ehebruch oder Diebstahl zu verhindern hat es aber vielleicht nicht gereicht.
Ist das hier thematisiert? - In der Praxis ist das natürlich richtig ("Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach"), aber das gilt doch auch für bspw. Wiedergeborene.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Das ist einfach nur der Status-Quo auf dem die ganze Heilslehre aufbaut. Daraus eine Notwendigkeit zu machen ist doch wieder ein ungültiger Rückschluss.
Moment: Solange der Mensch in einer dialektischen/dualistischen Welt aus Gott-Orientierung und Ich-Orientierung lebt (also im Dasein), ist dies zwingend. --- Der einzige, der seinen menschlichen Willen in den göttlichen Willen aufheben kann, ist Gott in Jesus (genau deshalb bin ich Trinitarier). --- Noch weiter gedacht: Jesus KONNTE den Versuchungen des Teufels nicht erliegen, aber er hat darunter gelitten.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Anders gesagt, es geht hier nicht um Offenbarung sachlicher Wahrheiten, sondern um Offenlegung von Gesinnung, Meinung und Ansicht.
Ja - aber es geht auch um Heilung im Sinne von "Der Mensch ERKENNT nun die Wahrheit und passt seine Gesinnung automatisch an". --- Oder wieder weiter gedacht: Auch der Satan wird GERNE sein Knie beugen, wenn er erkennt, sich also von seiner Ich-Orientierung löst.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Woran meinst du denn, dass er daran zu erkennen sei ?
Persönlich glaube ich, dass es diesen Fall nicht gibt. --- Annäherungsweise kann es das geben - ich erinnere mich an eine 114Jährige, die sagte: "Ich kann nicht anders: Ich liebe JEDEN". - Aber bis dahin ist ein langer Weg.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
aber mit derartigen Forderungen kann man natürlich dann nur zu dem Schluss kommen, dass der HG gar nicht mehr da wäre und auch niemals da gewesen wäre.
"Anwesenheit des HG" bedeutet doch nicht, dass der Mensch rein ist, sondern dass er das Reine als existentielle Größe spürt UND dieses Reine punktuell umsetzen kann. - Gäbe es dieses Reine komplett, bräuchte man Jesus nicht als Erlöser.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Richard David Precht sagt : "Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt."
Das wird aber im intellektuellen Mainstream (ich denke da an Szientisten und Anhänger des Kritischen Rationalismus) nicht so gesehen - da sagt man: "Was nicht wissenschaftlich-methodisch falsifizierbar ist, ist nicht wirklich/Sein".
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:12
Ich glaube aber nicht, dass sich die Bibel deswegen grundsätzlich für eine Gesinnungs-Ethik und gegen eine Verantwortungs-Ethik ausspricht. Die Unterschiede sind einfach nicht so klar.
Ich sage nicht, dass sich die Bibel gegen eine Verantwortungs-Ethik ausspricht, sondern dass auch vielen Theologen nicht klar ist, dass man beides nicht vermischen darf. - Das eine ist (unerfüllbarer) Soll-Zustand, das andere ist mangelhafter Ist-Zustand.
Beispiel "Kondome":
Fundamental/ideal ist Sexualität mit derm Potential der Wieder-Schöpfung verbunden ("Ich schlafe nur mit jemandem, mit dem ich prinzipiell wiederschöpfen/ein Kind haben will") - dies kann man gut begründen. --- Pastoral weiß man, dass die Praxis nicht so einfach ist. --- Dies führt dazu, dass Rom "Kondome: njet" sagt, gleichzeitig aber (mit Wissen Roms!!!) die Missionare Kondome verteilen - nach dem Motto:
"Gesinnungs-ethisch müssen wir Kondome ablehnen (auch Homosexualität), verantwortung-ethisch müssen wir mit der Praxis so gut wie möglich umgehen. Wir verteilen also Kondome und segnen auch Homo-Paare - weil die Welt halt so ist. - Wir können die Welt nicht aufgeben, weil sie geistlich verwirrt ist, müssen aber gleichzeitig sagen, wie es richtig wäre".
AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑Di 7. Jul 2020, 11:39
Ein Problem habe ich, wenn man behauptet, man hätte ihn <den Glauben> und andere können das ja nicht verstehen.
Beanspruchen darf man dies nicht - das wäre überheblich. - Aber oft ist es halt so. ---- Nach meiner Lebenserfahrung neigt der moderne Mensch dazu, Glaubensdinge nicht zu kapieren und sich zudem überlegen zu fühlen, weil er sich an die wissenschaftliche Nachweis-Welt hält. - Für ihn ist Geistliches oft abschätzig "esoterisch" - es ist ihm fremd.