Hiob hat geschrieben: ↑So 27. Feb 2022, 00:28Sag mal, WILLST Du nicht verstehen? - Aus Cogito-Sicht kann man es NICHT feststellen. Nimmt man es aber als Res extensa an, ist es nicht das Ding an sich.
Und da nun die res extensae die Welt konstituieren, wie sie unabhängig von unserer Wahrnehmung ist, warum sind diese nicht das Ding-an-sich? So wurde letzteres ja definiert.
Wo ist jetzt das Problem? Du bist jetzt wieder in eine ganze andere Ebene gerutscht, die nichts mit dem Thema "Ding an sich" oder "Res extensa" zu tun hat. --- Ja, wir können das für Res extensa Gehaltene nur aufgrund einer Vernunftleistung vermessen. Das ist doch eh klar - sonst könnten es Biber auch.
Natürlich ist
das klar. Aber du hast den wesentlichen Punkt im gesagten immer noch nicht verstanden: das Problem ist, dass du res extensae mit den Phänomenen gleichsetzt, aber sie anderswo so definiert sind, wie das, was diesen Phänomenen zugrundeliegt.
Was in meiner Antwort wird diesem Kontext nicht gerecht?
Ich habe doch geschrieben “das soll für dich nicht gelten” – da musst du doch nicht wiederholen, dass es für dich nicht gilt. Sondern auf das Problem eingehen: “ein res extensa kann man nicht als res extensa wahrnehmen”.
D. h. es stimmt etwas nicht mit deiner Aussage: “Res extensae sind in unseren Wahrnehmungs-Horizont eingebrachte Ebenbilder des (dazugehörigen) Dinges an sich“
Wo denn? - Und nochmal: Wenn man in unterschiedlichen Fragestellungen unterwegs ist, kann es sein, dass man unterschiedlich formuliert. - Wenn es um die Frage "Ding an sich" oder "Res extensa" geht, diskutiert man nicht ""Vorstellung" oder "Res extensa". - Du versucht nicht, substantiell zu verstehen, sondern suchst nach irgendwelchen HAarrissen, um Salz reinzustreuen. Versuche doch erst mal, das Ganze im Kontext zu verstehen - danach kann man dann gemeinsam feststellen, dass man dieses oder jenes besser ausdrücken könnte.
Das ist doch offensichtlich, worauf ich mich beziehe:
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 16:38
Descartes wird von manchen (unter anderem von mir) so verstanden, dass er diesen Gap zwischen "Berg als Entität" und "Berg als Wahrnehmung" schließt,
und
Hiob hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 17:58Das Ding an sich ist nach der von Immanuel Kant (1724-1804) vertretenen Lehre des transzendentalen Idealismus das absolute, für sich selbst bestehende transzendentale Sein, das, jenseits und unabhängig von jeglicher Erfahrungsmöglichkeit, als eigentliche Wirklichkeit der für den Menschen einzig erfahrbaren Welt der Erscheinungen (Phänomene) zugrunde liegt
Du kannst Ding-an-sich, Baum-als-Entität und Baum-als-Wahrnehmung (Phänomen, Erscheinung) nicht schlüssig zusammenbringen. Deine Baum-Entität eiert zwischen diesen beiden Polen “Ding-an-sich” und “Baum-als-Wahrnehmung” herum.
Bei Kant klingt das so. - Er meint ja mit "Phänomene" die Welt, wie sie ist (OHNE skeptizistische Cogito-Diskussion).
Wie können die res extensae die Phänomene sein, wo doch niemand die
res extensae als
res extensae wahrnehmen kann?
Für Dich scheint dies alles ziemlich fremd zu sein. Dann nimm halt den Satz von Anthrowiki - der fasst alles ganz gut zusammen.
Da kommen die res extensae nicht vor. Geht man aber in genau diesen Artikel “Ding-an-sich” von Anthrowiki und sucht danach, und zitiert eben diesen Satz, wo sie vorkommen, dann ist er für dich eine falsche Interpretation.
Die schiere Masse an 180°-Umdeutungen und “Ein Geisterfahrer? Hunderte!”-Momente bei dir sind schon atemberaubend.
Echt ist beides. Der Unterschied ist, dass "chemische Zusammensetzung" objektiv echt ist, während "das schmeckt süß" subjektiv echt ist (sogar intersubjektiv). - Die Eigenschaft des Honigs ist NICHT süss (selbst wenn man es so sagt). Es ist UNSERE Eigenschaft, objektive chemische Eigenschaften als "süss" wahrzunehmen. Möglicherweise schmeckt einem Lurch der Honig sogar bitter.
Knollenblätterpilze werden von Schnecken gefressen, weil sie ihn vertragen. - "Giftig" ist also nicht eine Eigenschaft des Pilzes, sondern es ist eine Eigenschaft von uns, den Knolli als giftig zu erleben. - Und trotzdem ist dies "echt".
Giftigkeit ist punktgenau der falsche Vergleich.
Wir “erleben” den Knollenblätterpilz nicht als giftig, er ist für uns giftig.
Also ist das eine Relation “X ist giftig für Y” – ganz einfach. Und solche Relationen hat Descartes nicht zu in die Welt vom Bewusstsein hineinprojizierten Größen degradiert. Denk mal an Lethal-Dose-50.
Dagegen gilt für qualitative Eigenschaften:
- Es ist zwar feststellbar, dass Menschen den Geschmack von Honig mit den gleichen Worten bezeichnen. Ob sie dabei jedoch das gleiche empfinden, wissen wir nicht. Sie sind nicht zugänglich, da subjektiv.
- Aus qualitativen Eigenschaften besteht unsere Wahrnehmung.
1. und 2. gelten für Giftigkeit nicht. Dein Vergleich ist ergo völlig abstrus. Und du führst ihn nur ein um auf das wesentliche nicht eingehen zu müssen.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 26. Feb 2022, 23:28
Damit hatte Kant nicht nur wie zuvor schon John Locke die Wirklichkeit der sekundären Sinnesqualitäten, d.h. der Qualia wie Farbe, Ton, Geruch usw., verneint, sondern auch den primären Sinnesqualitäten, d.h. allen räumlichen und zeitlichen Erscheinungen ihren Wirklichkeitsgehalt abgesprochen.
Dieser Satz ist eine falsche Interpretation.
Der stammt nicht von mir sondern ist aus dem Anhtrowiki-Artikel, aus dem du doch selbst zitiert hast.
Ist es nicht wahrscheinlicher, dass du den Artikel falsch interpretierst, als dass sich die Autoren, die diesen Artikel verfassten, selbst falsch interpretieren?
Da steht u.a., dass die (ontische) Wirklichkeit durch "Anschauungsformen des Raumes und der Zeit und durch das Denken in Kategorien zugänglich" sind. - Der Mensch hat also Zugänge zur Wirklichkeit, die allerdings "nur in der Relation der Wirklichkeit zu dem erfahrenden Bewusstsein bestehen, aber nicht für das Sein an sich konstituierend sind". - Der Mensch nimmt also subjektiv (auch intersubjektiv) in seinem Wahrnehmungs-Spielraum der eigentlichen Wirklichkeit. --- Ich bin echt überrascht, dass wir über solche Sachen stolpern, die ich für so grundlegend und selbstverständlich halte, dass in mir der Verdacht wächst, dass dies heute gar nicht mehr als so grundlegend und selbstverständlich erkannt wird.
Natürlich wird das, was du hier bringst nicht als selbstverständlich erkannt. Weder heute noch zu sonst irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte der Philosophie.
- Bringe doch mal DEINE Alternative.
Hab ich doch schon mehrfach: Wir sollten die Phänomene ganzheitlich betrachten und nicht irgendwelche Aspekte daran dogmatisch für real oder irreal deklarieren.
Daraus ergeben sich sonst nur
verschiedenste Dingfiktionen, Dingkonstruktionen wie
res extensae oder das Ding-an-sich, die ja alle immer als ganz rein gelten sollen aber am Ende doch durch die Erscheinungen verunreinigt sind.
So postuliert du ja eine Verbindung zwischen dem Ding-an-sich und den Erscheinungen obwohl doch bei dem Ding-an-sich Kategorien wie Kausalität uns hier gar nicht zur Verfügung stehen sollten. D. h. die Verunreinigung kommt durch die Vorstellung der Relation Mensch <-> Ding-an-Sich.
Ich meine: falls es von philosophischem Interesse für eine Frage ist, dann soll man so eine Dingfiktion bitte konstruieren, und gewisse Gemeinsamkeiten der Gesamterscheinungen als Essenz auffassen. Aber eben nicht absolut und dogmatisch, sondern wohl wissend: Nur für diese Frage von Belang.
Bzgl. einer anderen Frage soll man dann die Unterschiede als essentielle Unterschiede betrachten und die Gemeinsamkeiten als bloßes Accidentes.
Ich präferiere also einen pluralistischen Ansatz.
Aber nun zurück zu der Interpretation von Descartes und Kant: Anthrowiki sagt, dass Kant die
res extensae (Substanz bei Descartes, zumindest methodisch auch bei Locke zu finden) durch das Ding-an-sich
ersetzte.
Oder ich würde es formulieren als: Kant nahm die
res extensae und verfrachtete auch noch die quantitativen Eigenschaften ins subjektive.
Das ist nun wirklich nichts neues:
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft, 1. Auflage, 1781, AA IV, S. 289 hat geschrieben:Daß man unbeschadet der wirklichen Existenz äußerer Dinge von einer Menge ihrer Prädicate sagen könne: sie gehörten nicht zu diesen Dingen an sich selbst, sondern nur zu ihren Erscheinungen und hätten außer unserer Vorstellung keine eigene Existenz, ist etwas, was schon lange vor Lockes Zeiten, am meisten aber nach diesen allgemein angenommen und zugestanden ist. Dahin gehören die Wärme, die Farbe, der Geschmack etc.. Daß ich aber noch über diese aus wichtigen Ursachen die übrigen Qualitäten der Körper, die man primarias nennt, die Ausdehnung, den Ort und überhaupt den Raum mit allem, was ihm anhängig ist (Undurchdringlichkeit oder Materialität, Gestalt etc.), auch mit zu bloßen Erscheinungen zähle, dawider kann man nicht den mindesten Grund der Unzulässigkeit anführen;
Es ist schon faszinierend, wie du aus den großen Philosophen deine persönliche Phantasie-Philosophie ziehst.
Hiob hat geschrieben: ↑So 27. Feb 2022, 00:28Streicht Deine Weltanschauung selbiges ersatzlos oder hast Du einen Ersatz?
Natürlich streiche ich persönlich dieses “Ding-an-sich” ersatzlos. Wofür soll das auch gut sein?