rellasch hat geschrieben: ↑Mo 6. Nov 2023, 18:13
hab ich nicht und brauche ich nicht
Doch brauchst du und musst du, weil du ja andereseits auftrittst als der jenige mit ganz viel Ahnung und Privatoffenbarung seit deiner Jugend, die dir ein erhabenes Wissen hat zu Teil werden lassen.
Also, wer war der Antichrist und wer der Sohn der Sünde, wenn sie vor der Zerstörung des Tempels historisch in Erscheinug getreten sind ?
Du kannst mir nicht ernsthaft vorwerfen, ich würde Bibelworte ignorieren, aber selber dich anderen Bibelworten entziehen.
Und nein, ich entziehe mich den Worten gar nicht, ich habe darüber hier in der Vergangenheit schon ausführlich geschrieben.
Dieses "bald" in der Offenbarung (gr. ταχύ) verstehe ich nicht im Sinne von "es dauert nicht mehr lange", sondern, weil dies vom griechischen τάσσω (ordnen, befehlen, positionieren) kommt als zielgerichtetes auf dem Wege sein. Man muss dazu weiterhin berücksichtigen, dass das damit verbundene Verb ἔρχομαι (kommen) hier im Präsens steht. Im Deutschen ist das Verb kommen bzw. 1. Person Singular Präsens manchmal missverständlich als grundsätzlich zukünftig und wird verwechselt mit "ich werde kommen" oder "in Zukunft werde ich da sein". Nein, Jesus kommt aber jetzt schon in dem Moment, wo er das gesagt hat zu Johannes. Oder anders gesagt : er ist schon auf dem Weg, und zwar ohne Umwege und ohne Verzögerung. Es steht da gerade nicht "ich
werde in Kürze erscheinen". Also, auch wenn es noch länger dauert, so ist dies keine Verzögerung und kein Versäumnis, sondern es steckt ein eigentlicher Zweck dahinter. Diesen Zweck offenbart und Petrus :
2. Petrus 3,9 Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, daß irgend welche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen."
Worum geht es denn sonst, wenn nicht um die Rettung der Seelen ? Wie ernsthaft wäre es Gott damit, wenn er dabei auf eine Uhr schauen würde ? Es dauert eben so lange, wie es dauert. Zeit spielt überhaupt keine Rolle.
Zu den Parallelstellen Matthäus 16,28 ; Markus 9,1 und Lukas 9,27 :
Matthäus 16,28 Wahrlich, ich sage euch: Es sind etliche von denen, die hier stehen, welche den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reiche.
Ich habe hier nach der Elberfelder zitiert, aber nicht sehr viel anders lautet die Übersetzung woanders. Die Abweichungen sind marginal. Die allermeisten Bibelübersetzungen folgen keiner präteristischen Sichtweise. Sie gegen den Strich zu lesen, ist also Missbrauch. Jeder Übersetzer würde sich dagegen wehren, diese Worte Jesu auszulegen in dem Sinne, dass mit der Zerstörung Jerusalems alle Prophezeiung und die Wiederkunft Jesu bereits erfüllt seien.
Und dennoch maßen sich Präteristen an, die Übersetzung für ihre Deutung dafür zu missbrauchen. Und zwar gerade nicht, indem sie sich dafür auf den griechischen Text berufen, und ihn besser auslegen zu können gedenken.
Jesus spricht hier nicht von einem Ereignis, dass in der Zukunft eintritt und erst dann würden diese Leute sterben, vorher aber nicht.
Er betont, dass diese Leute nicht sterben werden, bevor sie den Sohn des Menschen als das erkannt haben werden, was er ist : Der
jetzt gerade schon Kommende (ερχομενον ist Partizip präsens) in seinem Reiche. Bevor sie ihn nicht als den Christus erkannt haben, werden sie nicht sterben. Es ist zwar kein Fehler, aber wenn das griechische ιδωσιν einfach nur lapidar mit
sehen übersetzt wird (wie leider in den meisten Fällen), kann folglisch der Fehlschluss gezogen werden, dass es hier um das Zuschauen eines Ereignisses geht. Es geht aber nicht um ein Ereignis, sondern um den Status von Jesus und ihn zu begreifen.
Man kann den Übersetzern das vorwerfen, und sie müssten dann auch für präteristische Fehlschlüsse evtl. zur Verantwortung gezogen werden, aber Präteristen die sich als Griechischkenner aufspielen, dann aber die Details in diesem Vers nicht betrachten und unter den Tisch fallen lassen, sind bösartige Irrlehrer. Anders darf man das nicht beschönigen.