Hans-Joachim hat geschrieben: ↑Fr 3. Mär 2023, 09:30Ich frage mal: Haben wir alle nicht den Originalton von Putin am Anfang und während dieses Krieges gehört und die Übersetzungen lesen können? Hat er denn so undeutlich gesprochen? Und sehen wir nicht, wie er selbst sich im eigenen Land aufführt? Putin hat seine Ziele. Er will Russland wieder so groß machen wie die Sowjetunion. Er läßt sich feiern wie ein Zar. Wenn er einen Saal betritt, wird sein Name ausgerufen, als sei er ein Star in einer großen Show. Er präsentiert sich wie ein Leitwolf. Wenn er angegriffen wird, beißt er zurück. Und so sieht er sich auch, als Leitwolf.
Was erwartet unsere Friedenbewegung eigentlich von so einem Mann?
Bevor wir von irgend jemandem (in diesem Fall Putin) etwas erwarten, müssen wir von uns selbst etwas erwarten.
Wenn man mal so tut, als gäbe es den aktuellen Konflikt nicht und man würde sozusagen den ersten Kontakt zur Ukraine herstellen, dann ergeben sich für mich folgende Punkte für ein richtiges Verhalten:
1.
Grundsätzlich hat man es dadurch schwer, dass die Ukraine im Inneren aus mehreren Gruppen besteht:
Pro-EU/West/NATO, Pro-Russland, Ohne Staats-Ideologie
Ich halte es für die elementare Aufgabe der Diplomaten, dass sie sich hierüber bewusst sind.
Aus dieser Disziplin heraus verbietet sich jegliche Aussage über "die Ukraine will dieses und jenes", sondern es muss um Gruppen gehen.
2.
Eine Festlegung, in welche Richtung man die Ukraine lockt, zieht, dreht oder ausrichtet, darf nicht erfolgen, weil sozusagen immer mindestens eine Gruppe Opfer der Ideen aus dem Ausland wird.
(Ich vermute, dass für unsere jetzige Situation bereits hier dramatische Fehler gemacht wurden, weil man sich die "Gelegenheit für eigene Interessen" nicht entgehen lassen wollte)
3.
Da die Ukraine (das zweitgrösste europäische Flächenland) über die Vergangenheit in der UDSSR, eine enge und auch strategische Bedeutung für Russland haben muss (diese Erkenntnis ist kein Geniestreich!), gilt für EU/West/NATO die oberste Direktive "Finger weg".
Annäherungen müssen vorsichtig und unter Offenheit gegenüber Russland erfolgen.
Will man an die Ukraine ran, muss man quasi Russland als engen Partner einbeziehen.
Diese Punkte sehe ich als Schutz für die Ukraine im Kontakt mit EU/West/Nato als unverzichtbar an.
Bringt man nun den "Kampf gegen Putin", die "Schwächung von Putin/Russland", die "Sicherheit von EU/West/NATO" als Aufgabenstellung mit herein, dann kommt die Ukraine sofort unter die Räder, insbesondere die Gruppen Pro-Ruslland und die Nicht-Ideologie-Gruppe (das zu erkennen ist auch kein Geniestreich).
Leider ist diese Vermischung exakt im Hier und Jetzt vorhanden (aus meiner Sicht).
Meine Vermutung:
Teils werden die beiden Ideologie-Gruppen der Ukraine selbst schuld daran sein, teils wird EU/West/NATO durch das Aufzeigen von Möglichkeiten und/oder direktes Locken (vielleicht sogar strategische Absichten) schuld sein.
Will man die Ukraine aus dem Schlamassel herausholen, indem man Putin beseitigt/bekämpft/schwächt, dann muss man es aktiv, also über eigene Kampf-Handlungen tun.
Ein Stellvertreterkrieg ist eine maximale Erbärmlichkeit (ganz egal, ob es am Ende funktioniert oder nicht - sprich: "die Idee ist bereits strafbar").
Ist die Lage noch extremer, die Ukraine interessiert eigentlich gar nicht und man verheizt sie zum eigenen Nutzen, dann bewegen wir uns in ganz anderen Kategorien.
Ist die Lage so, dass man versucht, irgendwelche Freiheits/Mitthilfe-Versprechungen dem Pro-EU/West/NATO-Lager gegenüber zu entsprechen, dann verstösst man gegen Punkt 2 und macht sich zum Täter gegenüber den anderen Gruppen.
Über die Friedensbewegung kommt nun zum ersten Mal die Chance auf, die Punkte 1..3 (als Gesamtheit) in den Fokus zu ziehen.
Diese Punkte beinhalten auch für Russland die Möglichkeit aus der Sache "herauszukommen".
Will man nicht vom "Kampf gegen Putin" (auf Basis welcher Ideologie auch immer) ablassen, dann bleibt nur die Möglichkeit eigener Kampfhandlungen, ansonsten produziert man "Dreck in der Welt" und lädt nur noch mehr Schuld auf sich.
Das Thema Ukraine kann (aus meiner Sicht) von der Seite EU/West/NATO ausgehend, nur über die drei Punkte (bzw. Ähnliches) abgehandelt werden.
=> Wer es mit "Kampf gegen Putin" vermischt, kümmert sich nicht um die Ukraine (also nicht um alle drei Gruppen).