Sind Katholiken Christen oder nicht?

Rund um Bibel und Glaube
Rembremerding

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Sa 4. Mai 2019, 22:32 Kennst Du Luthers Briefwechsel mit Erasmus, in dem er ihm die Ohren lang zieht? Falls ja, verstehst Du vielleicht, was ich meine.
Ja, Erasmus war sogar in einigem seiner Reformideen radikaler, als Luther. Er wollte Erasmus deshalb auf seine Seite bringen.
Die "Schelte" Luthers galt ihm, weil er trotzdem mit der Kirche nicht brechen wollte. Erasmus wollte, wie Franz von Assisi, die Kirche von innen heraus reformieren, Luther ließ sich jedoch provozieren und strebte zur Spaltung hin.
Das Konzil von Trient hat im Grunde alle Reformvorschläge Luthers angenommen und umgesetzt. Luther wäre, hätte er noch gelebt, katholisch geblieben.
Es waren die weltlichen Fürsten, welche die Spaltung durch Luther aufgriffen und ihren Vorteil daraus zogen. So richtig theologisch wurde die Spaltung dann durch die späteren Reformatoren vollzogen, die dafür nachweislich falsche (auch untereinander nachgewiesen falsche) Bibelauslegungen als Grundlage verwendeten.

Servus :wave:
Munro

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Munro »

Rembremerding hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 08:27 So ist es, und man muss deshalb die katholische Lehre nicht ständig rechtfertigen. Sie spricht in ihrer Wahrheit für sich und einige Protestanten, wie der Name schon sagt, können aus ihrer Tradition und Prägung heraus dies niemals annehmen. So werden immer wieder dieselben Klischees und falschen Informationen bedient, wie schon seit hunderten von Jahren. Jede Diskussion darüber beginnt sich bald im Kreis zu drehen und jeder will recht haben ohne recht zu geben.

Für einige Protestanten beten Katholiken Statuen und die Gottesmutter an (eine Götze) und kennen die Bibel nicht, basta. Man würde zuviel von ihnen verlangen, dass sie zuhören, es würde ihr Christsein, das vielfach auf "besser als ..." ausgerichtet ist, beschädigen.
Wohl wahr!

Und darum habe ich im anderen Forum so geschrieben:

"Nach meiner Erfahrung ist es allerdings so:
Keine Seite wird der anderen etwas beweisen können.
Keine Seite wird die andere umstimmen können.

Worum es hier geht, das ist einfach mal ein Meinungsbild.
Ein Stimmungsbild.

Ganz gleich, wie die Mehrheit hier nun sein wird - das beweist dann weder das eine noch das andere.
Aber es kann dennoch interessant sein.

Und es kann natürlich auch diskutiert werden.
Friedlich und freundlich - wie es ja der Brauch ist."

Dort: https://4religion.de/viewtopic.php?f=10&t=6066
Hiob
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Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 09:22 Die "Schelte" Luthers galt ihm, weil er trotzdem mit der Kirche nicht brechen wollte. Erasmus wollte, wie Franz von Assisi, die Kirche von innen heraus reformieren, Luther ließ sich jedoch provozieren und strebte zur Spaltung hin.
Daran habe ich gar nicht gedacht, sondern an das unterschiedliche Urteil der beiden zur "neuen Zeit" (alias "Aufklärung"). - Luther scheint mir hier sehr scharfsinnig den anthropozentristischen Keim zu erkennen, der darin liegt, und hält es eher mit dem theozentrischen Kern.
helena
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Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von helena »

Ams hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 07:40 Betrachtest Du Dich als eine römisch... marianische Katholikin? Und falls ja, stört Dich das denn nicht daß dies allen Frauen unmöglich gemacht wird... einfach nur weil sie eine Frau sind?
Klar stört mich das und da gibt es auch noch andere Dinge, die ich nicht so prickelnd finde.

Aber: Es gibt viele Gründe für mich eine katholische Christin zu sein und bleiben zu wollen.

Der Baum - also ich, lebt nicht nur über Blätter, sondern in erster Linie über seine Wurzeln. Das ist meine christliche und meine katholische Erziehung, sie hat mich zu dem, zu IHM geführt, der mir ein Daheim ist.

Ich mag die Hl. Messe, die ich als Vereinigung mit der Liebe Gottes sehe.

Die Sakramente und die Gemeinschaft sind für mich wichtig und sinnvoll. Sie tragen mich in meinem Leben.

Ich habe einfach meinen persönlichen Weg gefunden.Das beruhigt ganz nebenbei gesagt ungemein. Wie dieser Weg weitergehen wird, das weiß nur einer.

ABER: Ich möchte den christlichen, katholischen Glauben nicht wie Bier verkaufen und erklären, warum ein Weizen besser schmeckt als Kölsch. Jeder Mensch kann seinen Weg gehen und ist letztendlich für ihn verantwortlich.

Und: (ich meine jetzt gar nicht dich, sondern möchte allgemein sprechen)
Glaube ist neben Wissen und persönlicher Erkenntnis in erster Linie Vertrauen, Liebe und Hingabe zu Gott, leben in, mit und aus IHM.

Welch erbärmliches Bild des Christseins ergibt sich aus Diskussionen, in denen der eine nicht einmal bereit ist sich auf die Gedanken des anderen einzulassen?

Ist es das, was ER will??

Ich glaube nicht.

Helena
Ams

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Ams »

helena hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 11:59 Ist es das, was ER will??

Ich glaube nicht.
Ja... Nee... auf gar keinen Fall möchte das Gott. :thumbup: Eindeutig nicht.

Ich muss zugeben... ich fand Deinen Beitrag aufjedenfall schön zu lesen... und ich wüsste auch echt nichts was es dagegen zu sagen gäbe.

Vorallem gefallen hat mir:
helena hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 11:59 Ich mag die Hl. Messe, die ich als Vereinigung mit der Liebe Gottes sehe.
Das höre ich glaub ich zum ersten mal gerade. (PS: ich bin römisch katholisch aufgewachsen mit allem drum und dran... also kein "Taufschein-Katholizismus"... sondern der Glaube an die rk Kirche und Gott war im Elternhaus ganz klar Echt und es wurde sehr darauf geachtet daß man auch keine Glaubenswahrheit bricht und sich an alles hält und glaubt was gesagt und gepredigt wurde... usw usf...)

Allerdings... das sage und meine ich heute... fehlte eigentlich komplett der... wie man so schön sagt... "der heilige Geist".

Es war alles komplett "mechanisch". Eine Art Regelwerk. Weis nicht wie man es vieleicht noch besser ausdrücken kann... der "Spirit" fehlte komplett.

Zudem hab ich nahezu nichts geglaubt... was uns gepredigt wurde. Alle standen sie bei mir auf der Liste "der Unvertrauenswürdigen". Jeder.

Das einzige an was ich geglaubt habe (aber intuitiv schon immer... also da hat die rkk weder was beigetragen... noch aber auch was abtragen können) war daß Gott existiert und das Gott gut ist.

Das reichte mir auch vollkommen aus... alles was darüber hinausging... vor allem alles katholische... war für mich komplett unnötiger Balast... unbrauchbar... unnötig... eine Qual sogar... wollte und konnte ich absolut nichts davon hören... geschweige denn Glauben... nichts annehmen. Alles... völlig... irrelevant für mich persönlich.

Mir war aber immer klar daß dies nicht auf die Kappe Gottes ging... Nein... Gott konnte da auf keinen Fall was dafür... das hatte ich nie gedacht.

Erst als ich mich einigermaßen frei für das entscheiden konnte... was mich spirituell wirklich interessierte (also ab ca. dem 16. Lebensjahr) hab ich meinen Gottesglauben vertieft... letztendlich hält dieser Prozess bis zum heutigen Tag noch an und ich bin mir sehr sicher daß dies auch bis zum Schluss noch so sein wird...

Die Realität Gottes ist zu Umfangreich... zu Grenzenlos... als daß ich der Ansicht wäre... daß dies jemals in einem Leben alles vollständig erfasst werden könnte...

Jeglicher Gedanke daran... daß ich "jetzt alles über Gott wissen oder Erfahren hätte"... lehne ich ab. Solche Gedanken kommen aber erst gar nicht auf... würde ich aber auch gleich verwerfen... wäre eine Falle quasi.

Nee also lange Rede kurzer Sinn... bei mir war es zwar ganz klar anders als bei Dir... eindeutig... aber dennoch fand ich Deinen Beitrag sehr schön zu lesen.

lg Ams
thomas4
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Registriert: Mi 20. Dez 2017, 18:07

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von thomas4 »

Helena hat geschrieben:Welch erbärmliches Bild des Christseins ergibt sich aus Diskussionen, in denen der eine nicht einmal bereit ist sich auf die Gedanken des anderen einzulassen?
Das kommt bis zu einem gewissen Grade zumindest darauf an, wie oft man in mehr als vierzig Jahren Glauben die selben und immer dieselben Gedanken als etwas sensationelles neu Entdecktes aufgetischt bekommt. Das ist bei vielen christusfernen Diskutanten immer wieder der Fall.
Faust

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Faust »

helena hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 11:59Klar stört mich das und da gibt es auch noch andere Dinge, die ich nicht so prickelnd finde. Aber: Es gibt viele Gründe für mich eine katholische Christin zu sein und bleiben zu wollen. Der Baum - also ich, lebt nicht nur über Blätter, sondern in erster Linie über seine Wurzeln. Das ist meine christliche und meine katholische Erziehung, sie hat mich zu dem, zu IHM geführt, der mir ein Daheim ist. Ich mag die Hl. Messe, die ich als Vereinigung mit der Liebe Gottes sehe.
Die Sakramente und die Gemeinschaft sind für mich wichtig und sinnvoll. Sie tragen mich in meinem Leben. Ich habe einfach meinen persönlichen Weg gefunden. ABER: Ich möchte den christlichen, katholischen Glauben nicht wie Bier verkaufen und erklären, warum ein Weizen besser schmeckt als Kölsch. Jeder Mensch kann seinen Weg gehen und ist letztendlich für ihn verantwortlich. Und: (ich meine jetzt gar nicht dich, sondern möchte allgemein sprechen) Glaube ist neben Wissen und persönlicher Erkenntnis in erster Linie Vertrauen, Liebe und Hingabe zu Gott, leben in, mit und aus IHM. Welch erbärmliches Bild des Christseins ergibt sich aus Diskussionen, in denen der eine nicht einmal bereit ist sich auf die Gedanken des anderen einzulassen?

Ist es das, was ER will??

Ich glaube nicht.
Maschallah. Eine wunderschöne Liebeserklärung an deinen Glauben :thumbup: ja, bei dir kann ich das Aroma Christi wahrnehmen. Eine Sufi Weisheit besagt: „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt auf dieser Welt.“ (in einer anderen Version heißt es auch: es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Atemzüge gibt, was im Grunde ja bedeutet, dass der Weg Gottes ein lebendiger Weg ist, der sich in jedem Augenblick auf neue, erfrischende und häufig überraschende Weise offenbart) - die einzig wichtige Frage ist: was ist der für dich passende Weg der Selbstwerdung? Und ich denke auch, dass wir unsrem Wahren Selbst dort begegnen, wo wir Gott begegnen, also der Weg zu Gott ist der Weg unsrer Selbstwerdung und umgekehrt. Wenn ich eines von dem Meister Yeshua gelernt habe, dann dies: habe Mut zur Selbstwerdung.




Ich bin übrigens ebenfalls katholisch getauft und tatsächlich immer noch Mitglied in der katholischen Kirche, obwohl ich den engen theologischen Rahmen schon lange transzendiert habe.
Zuletzt geändert von Faust am So 5. Mai 2019, 14:14, insgesamt 1-mal geändert.
Munro

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Munro »

Faust hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 14:07



Ich bin übrigens ebenfalls katholisch getauft und tatsächlich immer noch Mitglied in der katholischen Kirche, obwohl ich den engen theologischen Rahmen schon lange transzendiert habe.
:idea: :idea: :idea:
Ams

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Ams »

Faust hat geschrieben: So 5. Mai 2019, 14:07 Ich bin übrigens ebenfalls katholisch getauft und tatsächlich immer noch Mitglied in der katholischen Kirche, obwohl ich den engen theologischen Rahmen schon lange transzendiert habe.
:thumbup: :thumbup: Ja, eindeutig :-)
Schöne Musik wie immer auch @Faust
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