Der Weg zur Vollkommenheit

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Nobody2
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Nobody2 »

Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 10:59 Ich habe Dich so verstanden, dass Du Christentum und Reinkarnation wie Spice für vereinbar hältst.
Schon wieder „wie Spice“. Ich bin nicht „wie Spice“. Ich denke nicht „wie Spice“. Reinkarnationslehre ist nicht gleich Reinkarnationslehre. Ich halte sie für vereinbar, auf meine eigene Art und Weise, in einer bestimmten Form. Aber daraus lässt sich überhaupt nicht ableiten, dass das Christentum falsch verstanden wird. Es gibt unterschiedliche Arten, das Christentum zu verstehen, die alle zulässig sind, die begründet sind.
Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 10:59 Schon - aber kann es nicht sein, dass hier "Wiedergeburt in Christus" und "Reinkarnation" verwechselt wird?
Frage: Hast Du Die die Quellen angeschaut, die ich gepostet habe?

Scheinbar nicht. Schade.

Ich zitiere nochmal etwas:
Reinkarnation gibt es im Judentum, so sagen die Weisen Israels: „Gott erzeugt Wesen, und sendet sie immer wieder zurück, bis sie zu ihm zurückkehren.“, um ihre Mission also zu erfüllen.

In der Kabbala wird zum Teil offen und klar über die Reinkarnation gesprochen. Wir lesen zum Beispiel im Zohar, dass alle Seelen durch die Prüfungen der Seelenwanderung gehen, was im Grundsatz bedeutet: Ein Geschlecht geht und ein Geschlecht kommt. Hier ein Gleichnis aus dem Buch Bahir, des Tannaiten Nechonja ben ha-Qana: „Ein König hatte Diener und kleidete sie ... Sie gerieten auf Abwege ... Da warf er sie hinaus und stieß sie weg von sich und zog ihnen seine Gewänder aus ... Er nahm die Gewänder, wusch sie gut ... und warb sich andere Diener und kleidete sie in jene Gewänder ... So hatten sie den Teil an Gewändern, die schon auf die Welt gekommen waren, und andere Leute trugen sie vor ihnen.“ Dieses Gleichnis ist auffällig und erklärt, mit „Gewand” sei hier die Seele gemeint, die von verschiedenen Körpern „getragen” würde.

Ein klassisches Werk der Kabbala ist Schaar ha-Gilgulim („Tor der Reinkarnationen”) von Rabbi Isaak Luria (1534-1572), das die komplexen Gesetzmäßigkeiten der Wiedergeburt beschreibt und außerdem die lebenslange Inkarnation (Gilgul) von der vorübergehenden Inkorporation einer fremden guten Seele (Ibbur) oder einer fremden bösen Seele (Dibbuk) abgrenzt. Luria bezieht sich dabei ausdrücklich auf bestimmte Textpassagen im Tanach, der jüdischen Bibel. Der Begründer der chassidischen Bewegung, Rabbi Israel ben Elieser (1698-1760), genannt Baal Schem Tow, hat die Reinkarnationslehre weitergegeben. Man findet einiges darüber in den Geschichten des Baal Schem Tow, in denen er ganz konkrete Fälle von Seelenwanderung darlegt und erläutert.

Die Vorstellung der Wiedergeburt ist auch heute bei orthodoxen Juden (besonders bei den Chassidim) weit verbreitet. In manchen chassidischen Gebetsbüchern (Siddur) findet man beispielsweise ein Gebet, das um Vergebung für Sünden in früheren Inkarnationen bittet.
https://www.breslev.co.il/articles/spir ... ge=germany

Lieber Hiob, nun bitte sage mir doch, wie Reinkarnation nach dieser Erklärung zu verstehen ist? Ist damit die „Wiedergeburt von Christus“ gemeint? Einfache Frage, klare Antwort. Aber gib Du die Antwort bitte, wenn Du magst.
Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 10:59 Im Kontext hier wäre das minimal einverständliche Verständnis:
1) Es gibt nur EINEN Gott.
2) Der Mensch ist in einem "gefallenen" Zustand.
3) Erlösung ist die Befreiung aus diesem Zustand.
4) Der irdische Tod führt zu einer transzendentalen Existenz.
Angenommen das ist richtig so. Wo schliesst das die Möglichkeit einer Reinkarnation aus? Auch in den Reinkarnationslehren führt der Tod zu einer transzendentalen Existenz, zumindest in wichtigen davon. So wie ich es glaube, kann diese Existenz viele viele Zeitalter dauern, bevor die Seele reinkarnieren darf. Falls sie überhaupt reinkarniert. Denn ich glaube, dass es auch Seelen gibt, die nicht mehr reinkarnieren. Du siehst also, es ist nicht so einfach.
Zuletzt geändert von Nobody2 am Sa 30. Jan 2021, 11:22, insgesamt 4-mal geändert.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Spice
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:09
Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:05 Falsch! - Du bist also der Ansicht in vorchristlicher Zeit hätte der Mensch KEIN Leben nach dem Tod gehabt?
Doch. - Allerdings hat man in vorchristlicher Zeit Zwischenstufen eingebaut wie den Scheol. Das hat man aber für die Lebenden getan und nicht für die Toten. - Konkret: Der im Jahr 5000 v.Chr. Sterbende kommt subjektiv genauso schnell in das "Leben nach dem Tod" wie der Christ. Und zwar deshalb, weil dies in Bereichen stattfindet, die nichts mit religiösen Positionen verschiedener Zeiten zu tun hat.
Das ist aber jetzt völlig Deiner Phantasie geschuldet!
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Nobody2
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Nobody2 »

Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 10:59 Die Reinkarnation ist Gnadenzeit!
Ja, aber wer die Gnadenzeit nicht in rechter Weise nutzt, für den kann sie auch zu einer „verfluchten Zeit“ werden.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Spice »

Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:24
Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 10:59 Die Reinkarnation ist Gnadenzeit!
Ja, aber wer die Gnadenzeit nicht in rechter Weise nutzt, für den kann sie auch zu einer „verfluchten Zeit“ werden.
Das ist allerdings wahr. Aber das eine ist objektiv gegeben (und das ist wunderbar!) und das andere ist subjektiver Umgang mit der Zeit.
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Nobody2
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Nobody2 »

Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:05 Aber dasselbe kenne ich auch von Reinkarnations-Religionen - da heißt es dann: "Du musst uns gehorchen, weil Du sonst unnötig viel Ehrenrunden per Reinkarnationen drehen musst - bist Du's kapiert hast". - Mit anderen Worten: Das gibt sich nicht's. ÜBERALL wird das Gute automatisch in böse Interpretationen gedreht - wir sind im Fürstentum der Welt.
Im Buddhismus geht es nicht um Gehorsam sondern um Selbstverwirklichung durch Praxis. Die Stellung des Dalai Lamas ist mit der des Papstes nicht vergleichbar. Jeder ist im Buddhismus willkommen auch ohne eine Kirche oder Organisation.

Hiduismus ist eine Zusammenfassung von Glaubensrichtungen eines bestimmten Glaubens-Systems, in dem Gottheiten, geistige Kräfte, angebetet und verehrt werden. Die meisten Hindus sehen den Hauptzweck ihres religiösen Strebens darin, weltliche Vorteile von den Gottheiten bzw. „ihrer“ bevorzugten Gottheit, zu erbitten und erhalten. Im Hinduismus gibt es keine Kirche und auch kein Oberhaupt oder eine Hierarchie. Es gibt Gurus, Erleuchtete, inkarnierte Gottheiten, Sadhus etc.. Es ist etwas völlig anderes als das Christentum.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Anthros
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Wand der Vorurteile

Beitrag von Anthros »

Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 02:00 Was aber m.E. Sinn macht, ist, es entweder zu verwerfen oder sich vorurteilsfrei damit auseinanderzusetzen.
Zu einem Verwerfen muss es Grund haben, während Vorurteilsfreiheit zum Verwerfen führen kann. Vor einer Beurteilung ist die Vorurteilslosigkeit gestellt, aber auch sie bedarf eines Grundes. Kinder kommen vorurteilslos zur Welt, das bräuchten sie an sich ja nicht, es könnte theoretisch auch anders sein; es zeigt aber, dass sie die erste Grundlage zur Weltanschauung ist und es kann nach der Erfahrung vieler Vorurteile zu einer Krise kommen, die zu der Einsicht führt, wieder zu ihr zurückzukehren und zu einem neu gewonnenen Erfahrungsschatz werden. - Wenn ihr nicht so werdet wie die Kindelein, ...

Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 02:00 Dan wäre es passender, zu fragen: Warum setzen sich manche christliche Theologen nicht mit dem Thema ernstlich auseinander? ...
Wegen der Wand, die vor des Menschen Blick gesetzt ist.
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Lena
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Lena »

Hiob hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 00:52 Dann hätten alle christlichen Theologien nicht die richtigen Informationen an sich herangelassen.
Meine Beobachtung ist, dass Leute die sich christlich orientierten
und sich dann mit dem Buddhismus angefreundet haben, an eine
Reinkarnation glauben und sie als christlich anpreisen.
Hiob
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Hiob »

Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:16 Nein. Denn sie stellt jeden einzelnen Menschen in die Verantwortung, die er doch so gern abgibt.
Nein. Das heute übliche Christentum hebt doch gerade mehrheitlich voll auf "Selbst-Verantwortung" ab ("Entscheidungs-Glaube").
Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:16 Der springende Punkt ist ja, ob eine Lehre mit der Realität in Einklang und damit grundsätzlich einsichtig ist.
Du kannst doch Wahrheit nicht davon abhängig machen, ob sie ein Mensch in seiner jeweiligen kulturellen Formatierung versteht oder nicht.
Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:16 Realität ist das, was ist
Richtig.
Spice hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:16 und sie kann erkannt werden. Erkenntnis ist etwas anderes als Interpretation.
Nein. - Was wir glauben zu erkennen, ist eine Interpretation dessen, was wir als Realität zu verstehen glauben.
Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:17 Lieber Hiob, nun bitte sage mir doch, wie Reinkarnation nach dieser Erklärung zu verstehen ist? Ist damit die „Wiedergeburt von Christus“ gemeint? Einfache Frage, klare Antwort.
Nein, das ist NICHT damit gemeint. - Aber was beweist das?
Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:17 Angenommen das ist richtig so. Wo schliesst das die Möglichkeit einer Reinkarnation aus?
Im großen geistlichen Zusammenhang ist sie ausgeschlossen - WENN man entsprechende Grundlagen als wahr setzt. - Umgekehrt: Dein Verständnis kann ebenfalls wahr sein - WENN man entsprechende, andere Grundlagen als wahr setzt.
Nobody2 hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 11:17 Hast Du Die die Quellen angeschaut, die ich gepostet habe?
Doch. - Ich lese dort etwas, was in sich schlüssig ist. - Es ist immer dasselbe: Der Mensch knöpft den ersten Knopf der Jacke auf Basis einer Setzung und knöpft alle weiteren Knöpfe dementsprechend folgerichtig - aber was WAHR ist, ist damit nicht entschieden. - Das gilt für Dich wie für mich.
Anthros
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Anthros »

Lena hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 13:16 Meine Beobachtung ist, dass Leute die sich christlich orientierten
und sich dann mit dem Buddhismus angefreundet haben, an eine
Reinkarnation glauben und sie als christlich anpreisen.
Alles was wahr ist, ist wahrhaft christlich, so auch die Reinkarnation.
Hiob
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Re: Der Weg zur Vollkommenheit

Beitrag von Hiob »

Lena hat geschrieben: Sa 30. Jan 2021, 13:16 Meine Beobachtung ist, dass Leute die sich christlich orientierten
und sich dann mit dem Buddhismus angefreundet haben, an eine
Reinkarnation glauben und sie als christlich anpreisen.
Romano Guardini hat den Bhuddismus als die größte Herausforderung für das Christentum bezeichnet, weil der Bhuddismus dem Christentum sehr ähnlich sei - BIS auf dessen letztlicher Transzendenz-Orientierung. Deshalb "bis auf", weil das Verschwinden des Ich in einem Nirwana-Nebel im Grunde das Verschwinden der Transzendenz selbst ist.

Insofern ist die von Dir beobachtete Tendenz durchaus verständlich. - Warum ist das so? Ich vermute, weil sich eine prinzipiell materialistisch orientierte gegenwärtige Denkweise nicht einer Transzendenz als "Leitwolf" vorstellen mag, gleichzeitig aber Sehnsüchte hat, die über das Materialistische hinausgehen.
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