Nevis hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 20:30
Faust hat geschrieben: ↑So 6. Okt 2019, 16:30
Die liebevolle Vereinigung von Mann und Frau ist in Wahrheit ein alchemistischer Vorgang
Das ist mir jetzt etwas zu hoch ....
Gott hat einen männlichen und weiblichen Aspekt. Der Lebensbaum der Kabbalah bringt das sehr schön zum Ausdruck.
Die Kabbala schuf im Mittelalter ein neues Gottesbild: das unendliche, gestaltlose, sich ständig bewegende Eyn Sof, das am ehesten mit einem ineinander fliessenden Yin und Yang bildhaft gemacht werden kann. Es schwebt über 10 Sefirot, Energien, männlichen und weiblichen Aspekten, mit denen das Eyn Sof (Gott) in der Welt wirkt. Hier ist die Schechina die unterste Sefira, Verbindung zwischen Transzendenz und Immanenz und wirkt in die Schöpfung hinein. In der Kabbala wird sie als weibliche Dimension Gottes personifiziert, ist Prinzessin, Tochter, Königin und Matrone. Sie verfügt über einen eigenen, manchmal sehr unabhängigen Willen, den sie sogar Gott entgegensetzt. Die Schechina ist die „himmlische Donna“9, in deren Geheimnis alles, was in der Welt weiblich ist, gründet, also das Ewig-Weibliche“ (Sohar 2 54b). Nach Rabbinerin Pauline Bebe10entsprechen die Bilder und Wirkungsweisen der Schechina trotz allem in etwa dem patriarchalem Frauenbild der Mystiker jener Zeit.
Die Schechina lebt mit dem Volk Israel im Exil und kann nicht zu Gott zurückkehren, denn die Sünden der Menschen halten sie im Exil fest. Für den Mystiker ist die irdische Welt ein Abbild der himmlischen Welt und das irdische Geschehen hat direkten Einfluss auf die Sphäre des Göttlichen. Durch die Erfüllung der Gebote schafft der Mensch den Tikkun Olam, die Wiederherstellung des harmonischen Urzustandes der Welt. Dieser ist die Voraussetzung für die Einswerdung der männlichen und weiblichen göttlichen Kräfte, der erneuten ständigen Verschmelzung von Gott und der Schechina. So wird auch die Vereinigung von Mann und Frau in der Schabbat(Freitag)nacht „zu einer symbolischen Verwirklichung der Vereinigung Gottes und der Schechina“.
Weiblich personifiziert ist in der Kabbala ebenfalls die Sefira, Energie, Bina, die Einsicht oder unterscheidende Vernunft. Sie wird auch „die obere Schechina“ genannt, das mütterliche Prinzip, aus dem alles kosmische Leben hervorgeht. Weiter heisst Bina auch „die Erhabene“, „Herrin“ und „Matrone“. Sie hat aber nicht die Bedeutung der Schechina, die die Mutter aller Kinder Israels und die irgendwie in allen Sefirot, Energien vorhanden ist. Auch sollen alle Matriarchinnen, Sara, Rebekka und Rachel, Inkarnationen der Schechina gewesen sein.
Gott ist körperlos, mit männlichen und weiblichen Aspekten
Bei der Ehe von Mann und Frau, ihrer Vereinigung mit Geist, Körper und Seele, geht es um die Einswerdung der männlichen und weiblichen göttlichen Kräfte, sodass sich Tikkun Olam, die Wiederherstellung des harmonischen Urzustandes der Welt ereignen und das Licht der Göttlichen Einheit in die Welt kommen kann. Bei dem Zusammenspiel Mann+Frau, der Einheit von YIN und YANG, CHOKMAH und BINAH, passiert inhaltlich etwas ganz anderes, als bei einer homosexuellen Vereinigung.