Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 03:34
Andreas hat geschrieben: ↑Mo 7. Okt 2019, 18:26
Als Sicherheitsfanatiker in Glaubensangelegenheiten, hätte er sich nicht mit Zeloten abgegeben, sich nicht andauernd mit den Pharisäern, Sadduzäern und Schriftgelehrten angelegt, sich im Tempel wohl nicht so aufgeführt, und wäre nicht wegen seinen von der Tradition abweichenden Lehren am Kreuz gelandet.
Das meinte ich nicht.
Jesus war SEHR konsequent in der Ausübung seines Glaubens. Er hatte sich dafür entschieden, als Jude das Gesetz zu erfüllen, und das tat Er dann zu 100%.
Jesus war sehr konsequent in der Ausübung SEINES Glaubens. Jesus war Jude, auch das ist richtig. EINEN jüdischen Glauben gab es damals nicht, davor und heute auch nicht, sondern unterschiedliche jüdische Glaubensrichtungen. Deshalb ist es auch zu pauschal, wenn du schreibst "als Jude das Gesetzt zu 100 % erfüllen". Für die Sadduzäer war "das Gesetz" etwas anderes als für die Pharisäer, denn für die Sadduzäer, war nur die Tora verbindliche heilige Schrift, für die Pharisäer aber das ganze AT vermutlich sogar inklusive der Spätschriften. Außerdem gab es bei den Juden unterschiedliche Traditionen, die zusätzliche Schriften hatten und den darin formulierten Gesetzen folgten, und das auch von ihren jeweiligen Anhängern forderten.
So, wie wir Christen auch, machte sich immer schon jeder seinen Glauben selbst - auch Jesus. Egal, wer etwas glaubt, steht im Widerspruch zu anderen die etwas glauben, weil jeder selektiert, was er glaubt bzw. die Tradition der er angehört, schon vorselektiert hat. Für Katholiken sind auch die Spätschriften verbindlich, für Protestanten nicht. Für Katholiken ist der katholische Katechismus verbindlich, für Protestanten ihre jeweiligen Bekenntnisschriften, wie beispielsweise für manche das Konkordienbuch. Bei den einen dürfen Priester heiraten, bei den anderen nicht. Solche Unterschiede sind immer die Folge von Selektion.
Wenn du behauptest, das Jesus als Jude das Gesetz zu 100 % erfüllte, ist das so, als wenn du sagst, der Bedford-Strohm erfüllt das christliche Gesetz zu 100 %. Jesus hat gegen den Zeitgeist jüdischer Glaubens-Traditionen verstoßen, ist aus der Reihe getanzt, weil er SEINEN persönlichen Glauben konsequent lebte, und sich eben nicht diesen Traditionen beugte, die in seinem Umfeld Gültigkeit hatten. In Galiläa fiel das nicht so auf, aber in Jerusalem, dem Machtzentrum "des Glaubens" herrschten strengere Sitten und Gebräuche. In einer deutschen Großstadt, kann man seinen katholischen Glauben lässiger leben, und seine persönlichen Glaubensansichten freier äußern als im Vatikan. Wenn im Petersdom irgendwelche christlichen Freikirchler anfingen lautstark gegen den Papst zu predigen und die liturgischen Abläufe störten, bekämen sie es ganz schnell mit der Schweizer Garde zu tun, würden sich vermutlich auch strafbar machen.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 03:34
Wie soll oder wird Gott einen Menschen, der weder Jude noch Christ ist, denn richten?
Da werden die Werke eine Rolle spielen. Die Weltreligionen definieren recht klar, was "gut" ist und was "böse" und legen für ihre Mitglieder einen moralischen Standard fest.
Ein Multi- Kulti- Rosinenpicker macht sich seine eigenen Gesetze; seine eigene Religion.
Was ist da jetzt außer dem Kampfbegriff "Multi-Kulti-Rosinenpicker" falsch? Wer sich aus allen Religionen, das Gute für seinen Glauben zusammensucht, wird ein gottgefälliges Leben führen. Was um Himmelswillen ist schlecht daran? Jesus hat sich keiner "seiner" unterschiedlichen jüdischen Traditionen und keiner dieser Autoritäten unterworfen, auch nicht "der Tora", weil es nicht "die Tora" gibt, so wie es auch nicht "die Bibel" gibt, sondern nur unterschiedliche Auslegungen "der Tora" oder "der Bibel" - das sind die unterschiedlichen Traditionen, und daraus erwachsen die unterschiedlichen Autoritäten bei "den Juden" und "den Christen". Das ist in allen Religionen und Glaubensgemeinschaften "der gleiche weltliche Mist".
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 03:34Wie soll oder wird Gott einen Menschen, der weder Jude noch Christ ist, denn richten?
Das weiß keine Sau. Es weiß auch niemand, ob es Gott überhaupt gibt. Mehr als Glaube haben wir nicht - und jeder Gläubige glaubt anders, wie man in diesem Forum ja tagtäglich sehen kann. Niemand will ein schlechter Mensch sein, auch Atheisten nicht. Jeder hat seine Geschichte und kann nur das beste im Rahmen seiner Geschichte machen, und sein Kreuz tragen so gut er es vermag - und - daran zu scheitern gehört zum Geschäft. Mir sind Menschen, die nach Gott fragen lieber als solche, die nicht nach Gott fragen, mir sind Leute lieber, die nach der Wahrheit suchen, als solche die sie verkündigen - und das ist im Grunde auch schon wieder falsch.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 8. Okt 2019, 03:34Andreas hat geschrieben: ↑Mo 7. Okt 2019, 18:26
New Age und Hippie-Bewegung und Jesus sind nicht zu trennen.
Bei "Hippie" würde ich ja noch (bedingt) zustimmen, wenn die Diskussionen über Gott und die Welt auch eher unbestimmt verliefen und mangels ausreichender Kenntnisse nicht konkret wurden.
New Age?
Den Begriff interpretiert wohl jeder anders, aus seinem individuellen Blickwinkel heraus.
LG
Genau, man interpretiert aus seinem individuellen Blickwinkel heraus. So ist es mit allem, was einem im Leben begegnet. Mit ausnahmslos allem. Wenn sich zwei Menschen begegnen, beginnt die Arbeit für den Frieden.