Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

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Magdalena61
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Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Magdalena61 »

Vorsicht, lang.
Sorry.
Aber das Thema kann man nicht in fünf Worten abhandeln.

Ein Paradebeispiel, wie weit es bei uns mit der Freiheit des Bekenntnisses und mit der Meinungsfreiheit her ist wird gerade in Bremen inszeniert.

Ist Pastor Olaf Latzel zu krass? fragt man sich als Christ. Geht er zu weit?

Wenn man die Statements seiner Gegner liest: Ja.

Wenn man sich näher mit der Sache beschäftigt: Den mir vorliegenden Infos nach zu urteilen: Nein.
... hat auch der Bremer Vorstand des Christopher Street Day Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft gegen Latzel gestellt. Dessen fundamentalistische Hasspredigten zerstörten ein friedliches Gesellschaftsklima, heißt es in einer Erklärung des CSD.
Quelle
Bekennende HS machen gegen einen Pastor mobil. Wow. Wie "friedlich-humanistisch" doch ausarten kann... :x -- aber warum?

Weil er (bestimmte) HS "Verbrecher" genannt hat?
Seit Anfang März sind der evangelikale Bremer Pastor Olaf Latzel und seine Gemeinde das Ziel von Hassattacken und Übergriffen. Seine theologisch konservativen biblischen Positionen stießen auf massiven Protest in der Linken-Szene, sagte Latzel der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

„Unbekannte haben mein Auto an allen Seiten zerkratzt.“ Der Schaukasten und die Kirchentür der St.-Martini-Gemeinde, in der er arbeitet, wurden mit linken Symbolen und Hassparolen beschmiert. Anfang März störten 50 Demonstranten einen Gottesdienst. Sie verteilten vor der Kirche gefälschte Formulare für einen sofortigen Kirchenaustritt. Latzel: „Viele Gemeindemitglieder hatten Angst, fühlten sich bedroht.“

Ferner wurde ein voller 10-Liter-Eimer mit Joghurt gegen die Kirchentür geworfen. Ein Unbekannter bestellte auf den Namen des Pastors ein Auto bei einem Händler. Weil Gottesdienste mit Publikum wegen der Corona-Krise nicht mehr stattfinden können, strahlt Latzel jeden Sonntag einen digitalen Gottesdienst live aus, der rund 10.000 Besucher zählt. Vor kurzem versuchten unbekannte Hacker, die Übertragung mit Hassparolen und Links auf Pornoseiten zu stören.

Nachdem die Bremer Regionalausgabe der Bild-Zeitung am 4. April über die Vorfälle berichtet hatte, war die Kirchengemeinde in der Nacht zum 5. April noch einmal das Ziel von Angriffen. Das Schild „Jesus ist auferstanden“ wurde übersprüht und in einen Behälter mit missionarischen Mitnahmeschriften Farbe gekippt.
idea.de
Ich denke schon, dass das, was da aufgezählt wird, Straftaten sind. Wie seht ihr das?
Vielleicht hätte er Haare spalten und "mutmaßliche Täter" dazu sagen sollen?
Der Bremer Pastor Olaf Latzel hat bestritten, dass er Homosexuelle generell als Verbrecher bezeichnet hat. Er habe vielmehr Angreifer gegen seine Gemeinde gemeint, so Latzel in einem live im Internet gestreamten Gottesdienst. Gegen den Pastor ermittelt der Bremer Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Wenn der Eindruck entstanden sei, er halte alle Homosexuellen für Verbrecher, wolle er sich dafür entschuldigen, so der Geistliche. Das sei selbstverständlich nicht seine Meinung.
Quelle
--Seine Vorgesetzten stehen nicht hinter ihm.
Die Bremische Evangelische Kirche prüft dienstrechtliche Schritte gegen den Pastor. Er hatte bei einem Eheseminar seiner Gemeinde gesagt, überall liefen "diese Verbrecher rum von diesem Christopher Street Day". "Diese Homo-Lobby, dieses Teuflische", werde immer stärker.
Quelle
Im Gegenteil:
Die Bremische Evangelische Kirche hat Äußerungen des Pastors Olaf Latzel aufs Schärfste verurteilt. Er hatte während eines Ehe-Seminars Homosexuelle als "Verbrecher" bezeichnet. Weiter sprach er von einer teuflischen Homo-Lobby, die Einfluss nähme auf Gesellschaft und Kirche.
Die Kirchenleitung werde nicht akzeptieren, dass Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt werden, teilte die Präsidentin des Kirchenausschusses, Edda Bosse, mit. Man stehe klar an der Seite homosexuell lebender Menschen.
Quelle
Womit klar wäre, welches Lied die singen.
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Magdalena61
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Magdalena61 »

Nun kann man natürlich pauschal Christenverfolgung unterstellen. Aber ich glaube, man sollte differenzieren. Pastor Latzel ist für seine streng- fundamentalistische Ausrichtung und seine bisweilen ausgesprochen undiplomatischen Formulierungen bekannt.

Es gibt solche Fundis und solche. Man muss Nichtchristen nicht gerade Drohungen um die Ohren schlagen, das ist kontraproduktiv und außerdem sind wir nicht dazu berufen, anderen Menschen zu drohen oder sie zu richten.

Wenn innerhalb einer Gemeinde ein Vortrag gehalten wird, in dem der Redner seine Glaubensüberzeugung zum Ausdruck bringt; informativ im Rahmen einer theologischen Abhandlung, dann kann man nicht von "Volksverhetzung" sprechen und dann geht das den Staat auch nichts an, meine ich.

Christen haben zur der Frage, wie man mit der Thematik HS umgehen sollte, unterschiedliche Meinungen. Aber: Eine Meinung, die ich nicht teile und die mir nicht passt, unter dem Vorwand: "Volksverhetzung" unterdrücken und abwürgen zu wollen, eine solche Vorgehensweise sollte in einem Rechtsstaat nicht geduldet werden. Und schon gar nicht, wenn von Seiten der Kläger mit Terror gegen einen Bürger unserer Gesellschaft sowie gegen seine Gemeinde "gearbeitet" wird-- da sollte doch jedem klar sein oder werden, welche der beiden Seiten geltendes Recht bricht.

Wer sich ein Bild machen möchte: Hier ist die Predigt, die am 18. Januar 2015 für enormen Wirbel sorgte. Sie wurde auf evangelisch.de dokumentiert und wohl auch kommentiert; die Kommentare habe ich nicht gelesen.
Der Sichtweise Pastor Latzels zu diversen Ausführungen stimme ich nicht in allen Punkten zu.

Dennoch ist mein Eindruck: Hier wird ein Christ vorgeführt, diffamiert, verfolgt.
So lange diese unsägliche jährliche anti-israelischen Al-Kuds-Demonstration mit ihren antisemitischen Hassparolen in Berlin stattfinden darf, sollten auch krasse Christen- Fundis ihr Bekenntnis äußern dürfen. Christen rufen nicht dazu auf, andere Menschen zu hassen.

Die Predigt:
evangelisch.de
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 4. Mai 2020, 17:57 Ich denke schon, dass das, was da aufgezählt wird, Straftaten sind. Wie seht ihr das?
Klarer Vandalismus, da gibt's nichts dran zu rütteln. Anzeigen und strafrechtlich verfolgen!

Die Verwerflichkeit dieser Form der Reaktion auf Latzels Aussagen, macht seine Aussagen aber nicht besser und die sind nicht unproblematisch.
Zunächst einmal muss dazu gesagt werden, dass das relevante Video auf YT nicht mehr öffentlich ist, ich kann seine Aussagen hier also nicht direkt zitieren, sondern beziehe mich nur auf Zitate aus anderen Quellen.

Was seine Verbrecher-Aussage angeht: Es stimmt wohl, er hat nicht alle Homosexuellen als Verbrecher bezeichnet, sondern soll folgendes gesagt haben „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Parties“. Also weniger pauschal als ihm vorgeworfen wird, aber pauschaler, als er es im Nachhinein dargestellt hat und für mich klingt seine Relativierung (es wären nur die gemeint, die ihn und seine Gemeinde angreifen) nicht wirklich überzeugend. Latzel - das geht aus seinen Aussagen klar hervor - sieht Homosexualität als gesellschaftszersetzend. Dass er die Teilnehmer oder zumindest mal die Veranstalter eines Events, bei dem sich offen gegen die Diskriminierung und für die Akzeptanz von Homosexualität in unserer Gesellschaft ausgesprochen wird als Verbrecher sieht, ist absolut konsistent zu seinen Ansichten.

Der zweite Anstoßpunkt ist Latzels Verwendung des Begriffs "todeswürdig" im Zusammenhang mit ausgelebter Homosexualität. Die verschiedenen Artikel geben an dieser Stelle kein vollständiges Zitat, daher gebe ich Latzel hier den Vertrauensbonus und gehe mal davon aus, dass er hier zunächst nicht seine persönliche, sondern die biblische bzw im speziellen alttestamentarische Position wiedergibt. Das Problem ist, dass er diese Aussage nicht im luftleeren Raum tätigt, sondern vor einem Publikum für das biblische Aussagen eine gewisse Gültigkeit haben und in einem Kontext in dem er Homosexualität als böse und satanisch charakterisiert hat. Jetzt mag er sich hinstellen und sagen, dass man deswegen niemanden umbringen müsse, aber hat er das auch in seinem Seminar so dargestellt? Oder blieb es da eben nur bei dem Verweis, dass Homosexuelle durch das Ausleben ihrer Sexualität aus biblischer Sicht ihr Recht auf Leben verwirkt haben?

Ob seine Aussagen tatsächlich strafrechtlich relevant sind, möchte ich hier als nicht-Jurist nicht endgültig bewerten. Ich finde sie zumindest so bedenklich, dass ich sie nicht als offensichtlich strafrechtlich nicht relevant einordnen würde, denn auch wenn ich in seinen Worten keinen offenen Aufruf zum Mord sehe, insgesamt zielt er mit seinen Aussagen auf die Entmenschlichung von Homosexuellen ab und das ist nun einmal typisch hate speech.

Letztendlich sehen da beide Seiten mies aus. Latzel ist mit seinen Aussagen absolut widerwärtig, aber die kriminelle Reaktion der Vandalen ist natürlich auch klar zu verurteilen.
Wobei "beide Seiten" hier auch nicht ganz richtig ist, weil es mehr als zwei Seiten gibt.
Magdalena61 hat geschrieben: Mo 4. Mai 2020, 17:57 Und schon gar nicht, wenn von Seiten der Kläger mit Terror gegen einen Bürger unserer Gesellschaft sowie gegen seine Gemeinde "gearbeitet" wird
Dass die Personen, die Strafantrag gestellt haben (Vorstand des CSD Bremen) die selben sind, die Nachts Autos zerkratzen und Sachen beschmieren oder das auch nur gutheißen, wage ich vorsichtig zu bezweifeln.
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Sunbeam
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Sunbeam »

Magdalena61 hat geschrieben: Mo 4. Mai 2020, 17:57

Ist Pastor Olaf Latzel zu krass?

Ich denke schon, meiner Meinung nach wohl so mehr ein hard boiled Prediger aus der fundamentalistischen Ecke, den man im Bible Belt für seine "Geisteshaltung" sicherlich begeistert auf die Schulter geklöpfert hätte. Aber wir sind hier eben nicht im Bible Belt und darüber bin ich mehr als froh, möge es so bleiben.
Aber, und es gibt da wohl immer ein aber, ich gehe hier insgesamt mit Voltaire:

"Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen."
(Irrtümlich Voltaire zugeschrieben)

Vielleicht lernt der Herr Pastor noch, das wir in einer politischen, moralischen und auch ethischen Second-Hand-Zeit leben.
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Hiob »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mo 4. Mai 2020, 22:27 Was seine Verbrecher-Aussage angeht: Es stimmt wohl, er hat nicht alle Homosexuellen als Verbrecher bezeichnet, sondern soll folgendes gesagt haben „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Parties“. Also weniger pauschal als ihm vorgeworfen wird, aber pauschaler, als er es im Nachhinein dargestellt hat und für mich klingt seine Relativierung (es wären nur die gemeint, die ihn und seine Gemeinde angreifen) nicht wirklich überzeugend. Latzel - das geht aus seinen Aussagen klar hervor - sieht Homosexualität als gesellschaftszersetzend. Dass er die Teilnehmer oder zumindest mal die Veranstalter eines Events, bei dem sich offen gegen die Diskriminierung und für die Akzeptanz von Homosexualität in unserer Gesellschaft ausgesprochen wird als Verbrecher sieht, ist absolut konsistent zu seinen Ansichten.

Der zweite Anstoßpunkt ist Latzels Verwendung des Begriffs "todeswürdig" im Zusammenhang mit ausgelebter Homosexualität. Die verschiedenen Artikel geben an dieser Stelle kein vollständiges Zitat, daher gebe ich Latzel hier den Vertrauensbonus und gehe mal davon aus, dass er hier zunächst nicht seine persönliche, sondern die biblische bzw im speziellen alttestamentarische Position wiedergibt. Das Problem ist, dass er diese Aussage nicht im luftleeren Raum tätigt, sondern vor einem Publikum für das biblische Aussagen eine gewisse Gültigkeit haben und in einem Kontext in dem er Homosexualität als böse und satanisch charakterisiert hat. Jetzt mag er sich hinstellen und sagen, dass man deswegen niemanden umbringen müsse, aber hat er das auch in seinem Seminar so dargestellt? Oder blieb es da eben nur bei dem Verweis, dass Homosexuelle durch das Ausleben ihrer Sexualität aus biblischer Sicht ihr Recht auf Leben verwirkt haben?
Zufällig lese ich heute in "idea spectrum" = evangelische Zeitschrift) über Latzel. Das, was dort von ihm zitiert wird, ist absolut kein Skandal, sondern eigentlich nur christlich. - Letztlich läuft es hinaus auf "Liebt den Sünder, hasst die Sünde". Diesbezüglich sagt Latzel ergänzend, dass es niemanden gibt, der nicht sündigt, und zählt mannigfache Beispiele dafür auf, zu denen auch HS gehört.

Mein Verdacht ist folgender:
Es gibt mächtige Kreise in der evangelischen Welt, die ihre Grundlagen aus dem Humanismus/dem Kategorischen Imperativ und nicht aus dem Christentum beziehen. - Folgerichtig hat sich die Bremische Kirche breispurig distanziert und ist, wie es heute modern ist, "empört". --- Vieles spricht dafür, dass Latzel absichtlich oder dümmlich falsch verstanden und falsch dargestellt wird. - Das entspräche heute üblichen Routinen.
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Magdalena61 »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mo 4. Mai 2020, 22:27 Zunächst einmal muss dazu gesagt werden, dass das relevante Video auf YT nicht mehr öffentlich ist, ich kann seine Aussagen hier also nicht direkt zitieren, sondern beziehe mich nur auf Zitate aus anderen Quellen.
Als Quellen stehen mir momentan u.a. die Skandalpredigt vom 18. Januar 2015 zur Verfügung sowie die Stellungnahme Pastor Latzels vom 26. April diesen Jahres auf der Homepage seiner Gemeinde.
Was seine Verbrecher-Aussage angeht: Es stimmt wohl, er hat nicht alle Homosexuellen als Verbrecher bezeichnet, sondern soll folgendes gesagt haben „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day, feiern ihre Parties“. Also weniger pauschal als ihm vorgeworfen wird, aber pauschaler, als er es im Nachhinein dargestellt hat und für mich klingt seine Relativierung (es wären nur die gemeint, die ihn und seine Gemeinde angreifen) nicht wirklich überzeugend. Latzel - das geht aus seinen Aussagen klar hervor - sieht Homosexualität als gesellschaftszersetzend. Dass er die Teilnehmer oder zumindest mal die Veranstalter eines Events, bei dem sich offen gegen die Diskriminierung und für die Akzeptanz von Homosexualität in unserer Gesellschaft ausgesprochen wird als Verbrecher sieht, ist absolut konsistent zu seinen Ansichten.
Hier bewegt man sich im Bereich der Spekulation.

Seinen Kommentar mit den "Verbrechern" äußerte er, laut Medienberichten, anlässlich eines Eheseminars im Oktober 2019. Also eine mehr oder weniger gemeindeinterne Angelegenheit, und der Kontext, in dem die Aussage getätigt wurde, ist nicht wirklich bekannt, zumindest mir nicht.

Wenn das aber ein Gemeindeseminar für Christen war - dann sollte man annehmen, es war keine Veranstaltung mit politischem Hintergrund.
Der zweite Anstoßpunkt ist Latzels Verwendung des Begriffs "todeswürdig" im Zusammenhang mit ausgelebter Homosexualität. Die verschiedenen Artikel geben an dieser Stelle kein vollständiges Zitat, daher gebe ich Latzel hier den Vertrauensbonus und gehe mal davon aus, dass er hier zunächst nicht seine persönliche, sondern die biblische bzw im speziellen alttestamentarische Position wiedergibt.
Davon gehe ich auch aus.
Ansonsten würde er sich widersprechen bzw. wäre inkonsequent, weil zu seiner Gemeinde auch HS gehören, die am Gemeindeleben teilnehmen.
Mit denen dürfte er dann ja keinen freundschaftlichen Umgang haben, sondern müsste nach 1. Kor. 5 Gemeindezucht anwenden und durchziehen.
Das Problem ist, dass er diese Aussage nicht im luftleeren Raum tätigt, sondern vor einem Publikum für das biblische Aussagen eine gewisse Gültigkeit haben und in einem Kontext in dem er Homosexualität als böse und satanisch charakterisiert hat. Jetzt mag er sich hinstellen und sagen, dass man deswegen niemanden umbringen müsse, aber hat er das auch in seinem Seminar so dargestellt? Oder blieb es da eben nur bei dem Verweis, dass Homosexuelle durch das Ausleben ihrer Sexualität aus biblischer Sicht ihr Recht auf Leben verwirkt haben?
Vielleicht erfährt man irgendwann mehr.

Aber selbst, WENN er predigen würde: "Der Lohn der Sünde ist der Tod"- bezogen auf HS... diese Lehre kann man biblisch belegen, es kommt auf die Lesart an.
Das ist noch lange kein Aufruf, HS zu diskriminieren oder zu ermorden.

In dieser Beziehung, also, Authentizität bezüglich der eigenen Überzeugung und die biblischen Aussagen nicht nach Belieben verdrehen-- MUSS die Freiheit des Bekenntnisses gewährleistet werden und erhalten bleiben. Die Frage wäre halt: WEM gepredigt wird.

Als Auslegung/ Lehre ist es nun einmal richtig, wenn ein Pastor sagt: "Gott will das nicht so, HS entspricht nicht der Schöpfungsordnung; nicht dem ursprünglichen Willen Gottes, wie er uns in der Bibel offenbart wird."
Falsch wäre, unerlösten Menschen mit dem Zorn Gottes zu drohen und sie damit gegen Gott aufzubringen und vom Glauben abzuhalten. Diesen Menschen muss man (pauschal) erst einmal das Evangelium verkündigen. Damit der Geist Gottes zu ihnen Zugang erhält.

Falsch wäre auch, sexuelle .... sagen wir... "Besonderheiten" aus dem Pool menschlichen Versagens heraus zu picken und hier eine Wertung vorzunehmen: Ehebruch/ Unzucht/ HS sind "todeswürdig", aber sonstiger Götzendienst, Lügen, Stehlen; Habgier, Lieblosigkeit, Egoismus etc. sind "weniger schlimme Verfehlungen"... und die Mitmenschen in diese Kategorien einzuteilen und sie , wenn sie zu den "Schlimmen" zählen, als minderwertig einzustufen und auszugrenzen.

Das sehe ich nämlich genau anders.
HS ist eine Prägung. Tief verwurzelt in der Seele des Menschen. Eine Prägung kann man nicht "eben mal abstellen/ austauschen". Vielleicht gelingt es mit der Zeit, wenn man bewußt daran arbeitet und Gott Gnade schenkt; das kann ich nicht sagen.
Eine Prägung entzieht sich zunächst einmal der Kontrolle des Betroffenen, und das Gleiche gilt für Süchte jeglicher Art.

Im Unterschied zu diesen tiefgreifenden Verflechtungen kann ein Sünder jederzeit und willentlich Erfolge erzielen, wenn er sich vornimmt, nicht mehr zu lügen, zu stehlen... wenn er der Versuchung zur Unzucht und zum Ehebruch widersteht und so weiter. Diese Entscheidungen kann er kontrollieren und umsetzen. Und deshalb ist er vor Gott auch dafür verantwortlich, wenn er es nicht tut.

Es kommt auf die innere Haltung an. So lange jemand ein Verhalten, das mit den Richtlinien der Bibel nicht konform geht sturund sogar aggressiv verteidigt und mehr oder weniger darauf besteht, seine eigenen Regeln aufzustellen und zu leben, ist er unbußfertig; nicht dazu bereit, den Willen Gottes über seinen eigenen Willen zu stellen. Ich spreche von Themen, bei denen man den Willen Gottes klar erkennen kann. Nicht von Auslegungsmoden und Menschengeboten.

Aber jemand, der seine Sünde/ seine Fehlprägungen kennt und bekennt und nicht davon lassen kann; weil er es einfach nicht schafft--
Für wen ist Jesus denn eigentlich am Kreuz gestorben? muss man da fragen, wenn genau diese Menschen verurteilt, als Höllenkandidaten gebrandmarkt und aus der Gemeinde Jesu vertrieben werden. Und das meist von Gläubigen, die alle ihre Leichen im Keller haben. Alleine die arrogante Überheblichkeit, mit der man meint, den "Sündern" überlegen zu sein; dieser geistliche Stolz, das Fehlen jeglicher Empathie gegenüber Menschen, denen man Sünde vorwirft, ist meiner Meinung nach schon Grund genug, um von Jesus verurteilt und ausgegrenzt zu werden.

Selig sind die Barmherzigen.
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 15:50 Mein Verdacht ist folgender:
Es gibt mächtige Kreise in der evangelischen Welt, die ihre Grundlagen aus dem Humanismus/dem Kategorischen Imperativ und nicht aus dem Christentum beziehen. - Folgerichtig hat sich die Bremische Kirche breispurig distanziert und ist, wie es heute modern ist, "empört". --- Vieles spricht dafür, dass Latzel absichtlich oder dümmlich falsch verstanden und falsch dargestellt wird. - Das entspräche heute üblichen Routinen.
So sehe ich das auch.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die Aussage aus dem Kontext gerissen und mißinterpretiert. Dahinter stehen u.a. (mutmaßlich :angel: ) Leute, die öffentlich ihre sexuelle Orientierung zur Schau tragen und vom Rest der Welt verlangen, ihr abgefahrenes "Glaubensbekenntnis" zu unterschreiben und Beifall zu klatschen.
Wer provoziert, fährt logischerweise Echos ein. Wer diskreter vorgeht, wird weniger Shitstorm ernten, könnte man meinen.

Dass der Geist Gottes im Christopher Street Day wirkt und in dieser Organisation etwas zu sagen hat, das würde ich ebenfalls verneinen. Die Veranstaltung, bei der auf der 41. Berliner Parade zum Christopher Street Day etwa eine Million "Feiernde" gezählt wurden, scheint mir eher unter dem Zeichen des Phallus zu stehen :mrgreen: :
Plastikpenisse, Regenbogenfahnen und vereinzelt blanke Frauenbrüste wurden im Takt der von den Wagen schallenden Musik geschwungen. In extravaganten Kleidern, mit angeklebten Wimpern und Plateau-Schuhen präsentierten sich viele Schwule, Lesben oder auch Transsexuelle. Andere bemühten sich, mit Engelsflügeln, Jesuskreuzen, Hundeleinen, Gleitcremeflaschen und gepiercten Brustwarzen die bürgerliche Moral herauszufordern. "Akzeptanz statt Toleranz" hieß das Motto des Zugs, an dem nach Angaben der Veranstalter 600.000 Menschen teilnahmen.
spiegel.de 28.06. 2003
Also eine Neuauflage aus der Firma Baal & Co.

Von mir aus können die so bunt und unkonventionell herumlaufen, wie sie wollen- es gibt auch Drag Queens, die echt nett und sozialer eingestellt sind als viele ihrer weniger bunte Zeitgenossen.

Aber das muss man als Christ noch sagen dürfen.

Die Kirchenführung weiter oben gibt kein so übermäßig gutes Bild ab.

Der Vorstand der Gemeinde jedoch steht hinter dem Pastor: Stellungnahme des Vorstandes der St. Martini Kirchengemeinde zu den Gewaltakten gegen Pastor Olaf Latzel und die St. Martini Gemeinde sowie zu dem Vorwurf der Hetze gegen Pastor Latzel
(etwas herunterscrollen, bitte)
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 17:23 Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die Aussage aus dem Kontext gerissen und mißinterpretiert.
Wenn das mal passiert, ist es nicht schlimm. - Aber es hat PROGRAMMATISCHEN Charakter - es ist ein Reflex.

"Missinterpretieren" hieße "Sorry - ich habe das anders verstanden, als es gemeint ist". - Hier handelt es sich aber um "Du, Latzel, MUSST es so gemeint haben, wie wir es verstehen, weil nur so unser gesellschaftlicher Befriedigungstrieb befriedigt wird".
Magdalena61 hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 17:23 Dahinter stehen u.a. (mutmaßlich :angel: ) Leute, die öffentlich ihre sexuelle Orientierung zur Schau tragen
Glaube ich nicht. - Zur Schau getragen wird ein undifferenziertes, modernes Christentums-Verständnis.
Magdalena61 hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 17:23 es gibt auch Drag Queens, die echt nett und sozialer eingestellt sind als viele ihrer weniger bunte Zeitgenossen.
Sehe ich genauso. - Ich bin übrigens auch der Meinung, dass ein Priester, Bischof, Papst homosexuell veranlagt sein darf. - Aber er darf nicht in seiner Eigenschaft als Priester proklamieren, dass dies NICHT sündig sei.

Wir haben in unserer Gesellschaft ein völlig schräges Verständnis von "Sünde". - Dies hat damit zu tun, das "Sünde und Schuld" vom säkularen Rechtsverständnis abgeleitet werden, was furchtbar ärmlich ist - das darf einem Theologen nicht passieren. --- Das führt übrigens in unser "Lieblings-Thema" "Wille" hinein - konkret: "Sünde" ist nicht, wenn man etwas will, sondern wenn etwas "ist". - Man kann sündigen, ohne irgendetwas dafür zu können - wir müssen deshalb weg von der Version "Sünde ist Folge von selbstverantwortetem, gewollten Verhalten" - eben NICHT. - Was draus werden kann, wenn man das nicht erkennt, siehst Du hier: Ein völlig verdrehter "Sünde"-Begriff.
Magdalena61 hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 17:23 Die Kirchenführung weiter oben gibt kein so übermäßig gutes Bild ab.
Weil sie säkular verankert ist (ohne es möglicherweise zu merken). - Diesbezüglich ist die RKK um Längen besser. ---- Die Evangelen sind pastoral gut, aber fundamental meistens schwach.
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Magdalena61 »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 18:26 Hier handelt es sich aber um "Du, Latzel, MUSST es so gemeint haben, wie wir es verstehen, weil nur so unser gesellschaftlicher Befriedigungstrieb befriedigt wird".
Pastor Latzel als Stellvertreter/ Repräsentant des Gottes, gegen den dieser Verein und seine Helfer ei- gent- lich kämpfen?

Es könnte ihnen doch egal sein, was Pastor Latzel glaubt und predigt. Wer nicht an einen Gott glaubt, den können auch Meinungen oder Predigten nicht beeindrucken.

Sollen sie doch mit Koranjüngern Krach anfangen, wenn sie so drauf sind... bei denen ist der Umgang mit HS um einiges krasser.
Magdalena61 hat geschrieben: Di 5. Mai 2020, 17:23 Dahinter stehen u.a. (mutmaßlich :angel: ) Leute, die öffentlich ihre sexuelle Orientierung zur Schau tragen
Glaube ich nicht. - Zur Schau getragen wird ein undifferenziertes, modernes Christentums-Verständnis.
Ich meinte die vom Christopher Street Day.
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass ein Priester, Bischof, Papst homosexuell veranlagt sein darf. - Aber er darf nicht in seiner Eigenschaft als Priester proklamieren, dass dies NICHT sündig sei.
Das wird aber schwierig für so einen.
"Sünde" ist nicht, wenn man etwas will, sondern wenn etwas "ist". - Man kann sündigen, ohne irgendetwas dafür zu können - wir müssen deshalb weg von der Version "Sünde ist Folge von selbstverantwortetem, gewollten Verhalten" - eben NICHT.
Da stimme ich dir jetzt echt zu. :)
So lange du nicht sagst: Es gibt nur und ausschließlich diese Sorte von Sünde, der wir nicht gewachsen sind, weshalb wir nichts ändern können und immer weiter das volle Programm sündigen müssen.

Warum ich den Thread eingestellt habe: Meine Hoffnung ist, dass der eine oder andere die Gemeinde und ihr Problem; ja, alle die in den Konflikt irgendwie involviert sind, vor Gott bringt. :) Man kann diese Gemeinde, die so angegriffen und beschädigt wird, doch nicht im Regen stehen lassen.

Da muss ein Judas mit in dem Eheseminar gewesen sein. Am meisten schmerzen die Steine, die aus den eigenen Reihen geworfen werden.
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Re: Betreibt Pastor Olaf Latzel Volksverhetzung?

Beitrag von Travis »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 6. Mai 2020, 23:40 Da stimme ich dir jetzt echt zu.
Die Verantwortung für Sünde, egal ob Sein oder Tat, werden wir nicht dadurch los, dass wir sie auf unser Sein abschieben. Selbst der Christ, der aufgrund der erfolgten Neugeburt zurecht eine distanzierte Position zur Sünde einnimmt, ist sowohl für Sein als auch Tat verantwortlich.

Da unser Leib nicht erlöst ist, sind auch Christen noch immer aufgrund ihres Seins dazu verdammt zu sündigen (siehe Fußwaschung). Wir können uns also drehen und wenden wie wir wollen, sündigen werden wir aufgrund unseres unerlösten Leibes weiterhin. Zur Frage der Erlösung trägt bei, welche Haltung wir zur Sünde in uns einnehmen. Ein Christ, der weiterhin in Sünde lebt (Haltung), zieht damit eine ganze Reihe weiterer Konsequenzen mit sich. Da geht es nicht nur um eine theoretische Entscheidung oder ein Versehen.

Ich denke auch, dass ein homosexuell veranlagter Mensch Priester oder Pastor sein kann. Er muss sich aber bewusst sein, dass Homosexualität, analog zum restlichen "Sündersein", ein Quell von Sünde und auch Teil der gefallenen Schöpfung ist. Als Teil des Neuen Bundes müsste dieser Mensch natürlich auch im biblischen Sinne wiedergeboren sein.
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