Philosophische Argumente des Paulus

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lovetrail
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Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von lovetrail »

Hello!

Mir ist kürzlich eine Stelle aufgefallen, bei der Paulus grundsätzlich, philosophisch argumentiert. Vielleicht gibt es auch noch andere Stellen dieser Art, welche wir hier sammeln können.

Und nein, das soll kein AV-Thread sein, aber schon auch als Einwand gedacht, gegen den wiederkehrenden Vorwurf, man würde "Philosophie" oder "Theologie" treiben.
12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?
13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden.
14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.
16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. (1. Kor.15,12-16. Lut.)
Ist diese Argumentation nicht unerwartet? Paulus hätte ja einfach sagen können, Jesus Christus sei auferstanden, also gebe es Auferstehung.
Aber er argumentiert umgekehrt: Wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferstanden. Es ist also eine grundsätzliche Tatsache, dass Tote auferweckt werden.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
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Travis
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Travis »

lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59 Mir ist kürzlich eine Stelle aufgefallen, bei der Paulus grundsätzlich, philosophisch argumentiert.
Es gab Menschen in Korinth, die philosophische Probleme aufwarfen. Paulus reagiert darauf.
lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59Ist diese Argumentation nicht unerwartet?
Wenn man bei Briefen immer im Hinterkopf hat, dass er darin auf die Probleme der Briefempfänger reagiert, ist sowas nicht verwunderlich.
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lovetrail
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von lovetrail »

Travis hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 09:04
Es gab Menschen in Korinth, die philosophische Probleme aufwarfen. Paulus reagiert darauf.
Ja sicher. Aber dennoch muss die jeweilige Argumentation gültig sein.
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Anthros
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Anthros »

Auf die bloße Auferstehung des Christus folgt nicht automatisch die für die übrigen Toten.
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Travis
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Travis »

lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 09:32 Aber dennoch muss die jeweilige Argumentation gültig sein.
Die Argumentation des Paulus zeigt auf, wohin der Weg führt, wenn man ihn konsequent zuende geht. Das Paulus auf keine rein philosophische sondern auf eine theolgische Fragestellung reagiert, wird irgendwann auch deutlich.
Anthros hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 09:38 Auf die bloße Auferstehung des Christus folgt nicht automatisch die für die übrigen Toten.
Da solltest Du noch mal 1. Korinther 15 und themenverwandte Bibelabschnitte lesen.
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Anthros
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Anthros »

lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59
Aber er argumentiert umgekehrt: Wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferstanden.
Was für den einen gilt, muss nicht für den anderen gelten.
Rembremerding

Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Rembremerding »

Über Gott nachzudenken und zu lehren, ist Theologie. Sie kann nie ohne die Liebe zur göttlichen Weisheit (Philosophie) geschehen, weil Gott die absolute Weisheit (Sophia) ist.
Paulus, als Jude in einem hellenistischen Umfeld aufgewachsen, hat die jüdische Theologie vortrefflich mit der Philosophie verbunden. Glaube und Vernunft ergänzten sich schon immer.
Paulus am Areopag, als Verkünder von Torheit und Ärgernis des Kreuzes oder in der Belehrung der Galater, wusste immer, wer die Liebe zur Weisheit oder die Lehre von Gott mehr benötigte.
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Helmuth
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von Helmuth »

lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59 Aber er argumentiert umgekehrt: Wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferstanden. Es ist also eine grundsätzliche Tatsache, dass Tote auferweckt werden.
Du sagst es richtig, eine Tatsache, also ein Faktum.
lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59 Ist diese Argumentation nicht unerwartet? Paulus hätte ja einfach sagen können, Jesus Christus sei auferstanden, also gebe es Auferstehung.
Das sagte er ja und zwar als Schlussfolgerung zu seinen Ausführungen (1. Kor. 15:20). Diese Art Argumentation nenne ich noch lange nicht philosophisch, sondern sie ist streng logisch.

Er macht eine Faktenerörterung, womit er über die Auferstehung nicht philosophiert sondern sie als Tatsache hinstellt. Diese Art Beweisführung gibt es auch in anderen Disziplinen. Man nimmt an ein Fakt wäre falsch und führt damit einen klaren Widerspruch herbei.

Es gab ja in der Gemeinde einige, die nicht daran glaubten, was er in seinen Ausführungen auch erwähnt (1. Kor. 15:12).
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
1Johannes4
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von 1Johannes4 »

Hallo lovetrail,
lovetrail hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 08:59 Mir ist kürzlich eine Stelle aufgefallen, bei der Paulus grundsätzlich, philosophisch argumentiert. Vielleicht gibt es auch noch andere Stellen dieser Art, welche wir hier sammeln können.
als Philosophie würde ich das nun auch nicht bezeichnen, aber sowohl diese wie auch eine andere Stelle im Galater-Brief finde ich besonders interessant, weil Paulus meiner Ansicht nach damit im Prinzip auch auf das Problem aufmerksam macht, dass man zwar den ganzen Tag über Jesus Christus reden könnte und an ihn „glauben“ mag (was immer das im Einzelfall bedeuten mag), aber das ganze eigene Glaubensgebäude dennoch gänzlich unabhängig von Jesus Christus sein könnte - also quasi nicht viel mehr als ein Etikettenschwindel für irgendeine eigene „Philosophie“. Die Art der argumentativen Beweisführung über das Gegenteil dessen, was man lehrt, ist hier auch gegeben:
Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, dann ist Christus umsonst gestorben.
Galater 2, 21 ELB
Dass Tod und Auferstehung Jesu Christi im Zentrum der frohen Botschaft der ersten Christen standen, kann man beispielsweise sehr gut in der Apostelgeschichte erkennen, wo bei zahlreichen Gelegenheiten Ausschnitte der jeweiligen Predigt wiedergegeben werden ... jedes Mal ging es um die Auferstehung.

Grüße,
Daniel.
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten,
‭‭1 PETRUS‬ ‭1:3‬ ‭ELB‬‬
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PeB
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Re: Philosophische Argumente des Paulus

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Sa 5. Sep 2020, 11:58 Diese Art Argumentation nenne ich noch lange nicht philosophisch
Schade.
Das ist sie aber. Und das ist der Sinn von Philosophie - logisches Durchdenken von Sachverhalten.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
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