Larson hat geschrieben: ↑Do 28. Nov 2024, 12:53Das würde bedeuten, dass jeder so sein eigenes Süppchen kocht. Die Frage ist nur, wie legitim ist das? Wie legitim ist es, wenn ich etwas schreibe, und andere missbrauchen umdeutend meine Texte? Wie legitim ist es hier im speziellen Fall vom NT, welches auf dem jüdischen basieren "will".
Der Begriff "Legitimität" ist beim religiösen Glauben eine reine Machtfrage.
Macht bringt Deutungshoheit mit sich.
Larson hat geschrieben: ↑Do 28. Nov 2024, 12:53Und wie ist das mit dem Ewigen, wenn seine Aussagen umgedeutet werden, und das von solchen, welche da auf "sein Wort" hören wollen?
Naja, Christen sind keine "Juden, die noch etwas Erweitertes denken", sondern aus ihrer Sicht sind sie "durch und durch die bessere Variante", d.h. sie beanspruchen "das bessere Verständnis zu haben" (insbesondere das bessere Verständnis der Texte).
Das Prinzip "Gott-Über-Einen-Text-Übermitteln" ist halt reichlich dehnbar.
Die Gläubigen schauen durch einen Text auf ihren Entwurf einer Wirklichkeit.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist für die Juden der Messias eine Art "Zutat", d.h. das sonstige Glaubensgebäude ist nicht von dieser Thematik betroffen.
Bei den Christen steht die Messias-Idee im Zentrum und sie versuchen alle Bibelstellen in diesem Licht zu verstehen.
Larson hat geschrieben: ↑Do 28. Nov 2024, 12:53"In der Hand" hat keiner was, denn niemand kann Gott beweisen
Die religiösen Texte, egal aus welcher religiösen Richtung interpretiert, hören sich für mich (als Nicht-Gläubigen) nicht so an, als würde deine Erkenntnis viel beachtet werden.
Das Christentum ist aus dem Judentum heraus entstanden, weil die Idee aufkam, über das Messias-Thema, Fakten schaffen zu können.
Sowohl im Judentum, als auch im Christentum, spielt man mit der Verlässlichkeit der interpretierten Texte und es gibt nur wenig Vorsicht in Bezug auf die eigenen Ansprüche.
Larson hat geschrieben: ↑Do 28. Nov 2024, 12:53Es ging ja dabei nicht um "Nicht-Gläubige", auch nicht mal um "Säkular-Gläubige", sondern darum, dass im NT "ursprüngliche Texte" falsch widergegeben werden, dem Kontext entrissen werden und eine neue Theologie geschaffen wird, welche mit dem Ursprünglichen nichts zu tun hat, um eine neue Lehre zu unterstreichen.
Das Fatale ist, dass es bei den Religionssportlern nicht um eine "neue Lehre" geht, sondern um den neuen Anspruch einer "schon immer richtigen Lehre".
Der Christ sagt nicht "cool, ich mache etwas modisch Neues" sondern er sagt "cool, ich bin der erste/einzige, der es richtig macht" - das ist ein Unterschied.
Ich als Nicht-Gläubiger bin natürlich sehr daran interessiert, den Gegensatz zwischen jüdischer und christlicher Sichtweise zu erfahren, denn meine Ansicht ist, dass das Text-Konzept an sich reichlich ungeeignet ist.
Insofern "Welche Gültigkeit hat das NT?"
=> ich gestehe lediglich poetisch symbolische "Gültigkeit" als Glaubensstütze zu.
Aus meiner Sicht steht der Begriff "Glaubensstütze" im Zentrum, d.h. der christlich Gläubige benötigt anderes Stützfutter als der jüdisch Gläubige, obwohl sie beide behaupten "einen gemeinsamen Text zur Grundlage zu haben".
Am Ende sind es halt nur gemeinsame Buchstaben, aber nirgendwo "gemeinsames Lesen" dieser Buchstaben.
Larson hat geschrieben: ↑Do 28. Nov 2024, 12:53Es geht ja nicht einfach nur darum, nur über einen Text zu philosophieren, sich Gedanken darüber zu machen, sondern sie werden für etwas Fundamentales gebraucht. Mit weitergehender Philosophie selbst mit dem NT, braucht es dann keinen "Jesus" mehr.
Wie du siehst, ist der Text von vorne bis hinten eine Schwachstelle.
Das ist für mich als Nicht-Gläubiger auch das Erstaunliche:
Mit schier unendlicher religiöser Bereitschaft werden durch den Text hindurch, Göttlichkeiten in der Welt verankert, aber dass das Prinzip eines Textes eigentlich gar nicht so grossartig ist (sprich: "weit weg von Göttlichkeit"), wird übersehen.
Ich habe das früher ausgedrückt mit "Götter schreiben keine Texte" aber das wurde in Religionskreisen nicht sonderlich gut verstanden.
(OK, bei den Muslimen muss ich das erst noch ausprobieren - "ich rechne mit einem grandiosen Erfolg"
)