Du verstehst wahrscheinlich irgendetwas esoterisches oder spirituelles unter Wandeln im Geiste, was ja eigentlich nur bedeutet, dass wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen.
16. Ich sage aber:28 Wandelt im Geiste, so werdet ihr die Gelüste des Fleisches nicht vollbringen.29 [1Petr 2,11]
(28) Der Apostel erklärt die vorhergehenden Worte. – (29) Über den Sinn des Wortes „Fleisch“ siehe Anmerkung 25. Der Geist ist der höhere Teil des Menschen, soweit er, mit der Gnade ausgestattet, den Heil. Geist besitzt, den Ursprung der übernatürlichen Handlungen (Ök., Thom.). Im Geiste wandelt der Mensch, dessen Handlungen sich nach den Eingebungen der Gnade richten.
17. Denn das Fleisch begehrt wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch;30 denn diese widerstreben einander, damit ihr nicht das tuet, was ihr wollt.31
(30) Das Fleisch möchte dem Geiste die Herrschaft entreißen, der Geist das Fleisch unterdrücken; hieraus entsteht ein beständiger Widerstreit. – (31) Was wir tun und wem wir folgen, hängt von unserer Wahl ab.
18. Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetze.32
(32) D. i. unter der Knechtschaft des Gesetzes. Durch die Taufe sind sie Christus einverleibt und frei geworden, sie fallen aber in die Knechtschaft zurück, sobald sie nicht dem Geiste gehorchen, sondern dem Fleische zu dienen beginnen. Der Geist ist der Heil. Geist selbst, oder die göttliche Gnade, die in dem Herzen der Gläubigen wohnt.
19. Offenkundig sind die Werke des Fleisches,33 welche sind: Unzucht, Unlauterkeit, Unschamhaftigkeit, Unkeuschheit,
(33) Man erkennt den Baum an seinen Früchten [Mt 12,33]. Der Apostel will nicht alle Laster aufzählen, sondern einzig die herrschenden hervorheben. Die erste Gattung derselben umfasst drei Sünden gegen das sechste Gebot. Die Worte Unschamhaftigkeit, Unkeuschheit sind Übersetzungen für ein und dasselbe Wort. An zweiter Stelle werden zwei Sünden gegen Gott genannt; ihnen folgen neun Sünden gegen den Nächsten, der erste Name ist ein Sammelname. Die vierte Klasse der Sünden sind zwei Vergehen gegen die Mäßigkeit.
20. Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streitigkeiten, Eifersucht, Zorn, Hader, Zerwürfnisse, Spaltungen,
21. Missgunst, Mordtaten, Trunkenheit, Schwelgerei, und diesen ähnliches, wovon ich euch voraussage,34 wie ich es schon ehedem gesagt habe,35 dass die, welche solches tun,36 das Reich Gottes nicht erlangen werden.37
(34) Jetzt in diesem Briefe. – (35) Als ich bei euch war. – (36) Nachdem sie zumal zum Glauben gekommen sind. – (37) Wer etwas von alledem tut, kommt nicht in das Himmelreich (Aug., Hier.), soweit diese Sünden schwere sind.
22. Die Frucht des Geistes aber ist:38 Liebe, Freude,39 Friede,40 Geduld, Milde, Güte, Langmut,
(38) Während jedes Laster für sich bestehen und so vom Himmel ausschließen kann, ist jede Tugend notwendig mit anderen verbunden. Im griech. Texte werden nur 9 Früchte aufgezählt, so dass also mehrere in der Vulgata eine doppelte Übersetzung erhalten haben. Der griechische Text hat: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Milde, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Reinheit. – (39) Freude über die Vermehrung der Ehre Gottes. – (40) Friede mit anderen.
23. Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit; gegen dergleichen ist das Gesetz nicht.41
(41) Das Gesetz setzt für Tugenden keine Strafen fest und hat für die, welche mit Tugenden geschmückt sind, keine Drohungen. Vergl. [1Tim 1,9].
24. Die aber, welche Christus angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt, samt Leidenschaften und Begierlichkeiten.42
(42) Durch die Taufe werden wir dem am Kreuze sterbenden Christus verbunden, und mit Christus stirbt unser alter Mensch, d. i. das Fleisch mit seinen Leidenschaften und Begierlichkeiten, aus der Taufe aber geht ein neuer Mensch hervor, so dass nun Christus selbst in uns durch seinen Geist lebt. Vergl. [Röm 6,3ff].