Sind Katholiken Christen oder nicht?

[Munro]

Was wäre denn in diesem Zusammenhang spezifisch bayrisch und nicht-bayrisch?

Spezifisch bayrisch wäre, dass einem, der behauptet, Katholiken seien nicht christlich, vermutlich erst mal eine kostenlose Maß Bier ausgeschenkt werden würde, damit er wieder normal wird. - Solche Aussagen würden nicht mal Aggression hervorrufen, sondern Sorgen in Bezug auf den Geisteszustand des Betreffenden hervorrufen.

Gut gesagt!

Wie ich anderswo schon schrub:

Als ich zum ersten Mal von der imho absolut hirnrissigen Meinung las, Katholiken seien KEINE Christen, dachte ich spontan auf gut-badisch: "Der schbinndd!"

[Munro]

Hallo, Lovetrail: Du lebst ja im KATHOLISCHEN Österrreich - ist Deine Meinung dort verbreitet?

Wenn das so wäre, dann wäre wohl die Prozent-Zahl der Christen in Österreich in etwa so:
0,0000000000000000000000000000000000000000000000000000000001.

[jesher]

Mir wurde es damals deutlich als mir klar wurde, was in der Bibel unter "Christ" verstanden wird. Ein aus Gott neugeborener Mensch. Danach dämmerte es mir, dass eine konfessionale Zugehörigkeit und die tatsächliche Identität als Christ nicht deckungsgleich sein müssen und es ganz oft auch nicht sind.

[Hiob]

Mir wurde es damals deutlich als mir klar wurde, was in der Bibel unter "Christ" verstanden wird. Ein aus Gott neugeborener Mensch. Danach dämmerte es mir, dass eine konfessionale Zugehörigkeit und die tatsächliche Identität als Christ nicht deckungsgleich sein müssen und es ganz oft auch nicht sind.

Diese Einsicht könnte korrespondieren mit dem, was man in der RKK folgendermaßen ausdrückt: "Zwischen Gott und Mensch darf NIEMAND stehen - auch nicht die Kirche".

[lovetrail]

So, wie ich die die katholische Theologie verstehe, ist der Priester sozusagen ein Instrument Jesu - es ist also nicht der Priester, der verwandelt, sondern Jesus, der sich durch sein Instrument "Priester" verwandelt.

...- Da würde die RKK widersprechen und sagen: "Nein, nicht WIR tun das, Gott tut das".

Im NT ist vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen die Rede. Da gibt es keine speziell geweihte Priesterschaft (wie im AT), welche nun solche ungeheure Verfügungsgewalt über Jesu einmaliges Opfer bekommen hätte.

Jesus Christus sitzt jetzt zu Rechten des Vaters im Himmel. Seine Opferung muss nicht immer wieder rituell wiederholt werden. Das hieße ja sonst, dass die Gläubigen immer noch ein Sündenbewusstsein hätten. Vor allem der Hebräerbrief gibt da eine genaue Auskunft.

Ich habe nicht gesagt, Katholiken wären keine Christen. In der katholischen Kirche ist ja auch vieles möglich. Du, Closs, argumentierst ja auch nicht typisch katholisch. Du hast dir ein paar wesentliche christliche Dinge aus dem Katholischen System mitgenommen und hast vermutlich nicht soviel Kontakt zur Kirchengemeinschaft. Das ist mE noch das Beste was man damit machen kann. Aber wenn man näher zu Jesus will und ihm noch besser nachfolgen will, dann sucht man sich besser eine andere Gemeinschaft.
Ich habe letztes Jahr Leute aus der Loretto-Gemeinschaft kennengelernt, die ich vielversprechend empfand. Aber die haben eben diesen ganzen kath. Mysterienkram weggelassen (samt Priester und Marienverehrung). Es ist mir zunächst nicht mal aufgefallen, dass die keine "freien Christen" waren, wie die anderen auf dieser Sommerfreizeit.

LG

[lovetrail]

"Denn würde sonst nicht ihre Darbringung aufgehört haben, weil die den Gottesdienst Übenden, einmal gereinigt, kein Sündenbewusstsein mehr gehabt hätten?
Doch in jenen Opfern ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden;denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen.
Darum spricht er, als er in die Welt kommt: "Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet;
an Brandopfern und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen gefunden.
Da sprach ich: Siehe, ich komme - in der Buchrolle steht von mir geschrieben -, um deinen Willen, Gott, zu tun." (Heb.10,2-7. Elb.)

[Hiob]

Das hieße ja sonst, dass die Gläubigen immer noch ein Sündenbewusstsein hätten.

Hast Du KEIN Sündenbewusstsein?

Du, Closs, argumentierst ja auch nicht typisch katholisch. Du hast dir ein paar wesentliche christliche Dinge aus dem Katholischen System mitgenommen und hast vermutlich nicht soviel Kontakt zur Kirchengemeinschaft.

Schwieriges Thema. - Ich habe schon ziemlich tiefe Kontakte in die RKK (vor allem gehabt), die aber gerade das äußere Bild der RKk positiv revidiert haben - andererseits gibt es auch für mich Dinge in der RKK, die mich tierisch ärgern. - Aber Deine Andeutung, dass der Christ KEIN Sündenbewusstsein haben solle (so verstehe ich Dich), irritiert mich schon.

die haben eben diesen ganzen kath. Mysterienkram weggelassen

Wenn man "Mysterien" durch "Mystik" ersetzt, ist das ein interessantes Thema. - Die Frage dahinter: Erwirbt man Gottes Nähe intellektuell oder gefühlt?

[lovetrail]

Das hieße ja sonst, dass die Gläubigen immer noch ein Sündenbewusstsein hätten.

Hast Du KEIN Sündenbewusstsein?

Für einzelne Fehltritte habe ich schon ein Sündenbewusstsein, aber nicht grundsätzlich. Und wenn manchmal leider doch, dann sind das Anfechtungen vom Feind, denke ich. So lese ich das auf jeden Fall aus Gottes Wort.
vgl:

Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott.
So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus!" (Röm.6,10-11. Elb.)

Wenn man "Mysterien" durch "Mystik" ersetzt, ist das ein interessantes Thema. - Die Frage dahinter: Erwirbt man Gottes Nähe intellektuell oder gefühlt?

Diese starke Hinwendung zur Mystik in der RKK verstehe ich auch als Folge der Verarmung am Wort. Historisch gesehen, durften die katholischen Gläubigen die Bibel gar nicht selber lesen. Das war nur dem Klerus vorbehalten. Die Messe wurde zudem auf Latein abgehalten. Das hat das Volk auch nicht verstanden. So blieben die Bilder, Statuen, Zeremonien, Gebräuche als Kommunikationsmittel.

Und das treibt viele Katholiken in mystische Gefilde. Privatoffenbarungen sind da keine Seltenheit. Auf den Kirchenflohmärkten findet man auch jede Menge sog. New-Age-Literatur. Es fehlt also die klare geistige Führung. Das Selbstlesen und Verstehen der Bibel wird nicht gerade gefördert und traut man sich dann oft auch gar nicht so recht zu. Also sieht man sich dann halt in der Mystik um (die ja ohnehin schon tief im kath. System angelegt ist).

Wie gut, dass Gott da Luther und andere Reformatoren sandte

[lovetrail]

Hab jetzt mal nachgesehen: In Österreich gibt es immer noch 5,05 Millionen Katholiken. (Bei 8,8 Mill. Einwohner)

Das erscheint mir dann doch überraschend viel. Spürt man nicht in dem Ausmaß, muss ich sagen.

[Munro]

Die Messe wurde zudem auf Latein abgehalten.

Ein paar wenige stets wiederkehrende Formeln waren lateinisch.
Was "Dominus vobiscum" usw bedeutete, das wusste man dann schon.
Gesungen und gepredigt wurde immer schon auf deutsch.

Das erst Luther auf die originelle Idee kam, in deutscher Sprache zu predigen, ist eines jener Märchen, die sich bis heute gehalten haben.