Rembremerding hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 10:33Welche Ehrfurcht hast Du vor der Bibel?
Ich möchte etwas ausholen:
Vor vielen Jahren habe ich mal überlegt, wie "Gott" zu definieren wäre, damit er wahr sein kann - und habe diese Frage philosophisch durch-dekliniert (ich verschone Euch hiermit davon
). - Was mich WIRKLICH überrascht hat, war, dass am Ende herauskam "Gott ist die Liebe" - wobei "Liebe" natürlich anders definiert war als im heutigen Populär-Sinn, sondern im Sinne von "Alles in Einem oder die Sehnsucht danach" (oder so ähnlich).
Das hat mich veranlasst, das AT von vorne bis hinten Satz für Satz mit einer für meine Denkweise GANZ hervorragenden AT-Übersetzung von Martin Buber (auch hier verschone ich Euch
) durchzustudieren (mit allein 350 Seiten Anmerkungen für die ersten 15 Bücher). - Um es kurz zu machen: Ich bin über das Verstehen zum Glauben gekommen - bei anderen ist es umgekehrt. - Und das Versteh-Buch war die Bibel.
Allerdings: MEIN Verstehen weicht ab von dem, was oft theologischer Standard ist, sondern schmiegt sich ganz eng am Text in einer so urtextnahen Übersetzung an, dass sie im Deutschen manchmal nur mühsam lesbar ist. Aber es lohnt sich.
Nur EIN wirklich einfaches Beispiel: Wo bei "normalen" Übersetzungen "fromm" steht, steht dort sprachlich textnah "schlicht". - Allein dieses Thema wäre einen Thread wert - aber ich verschone Euch hiermit davon
).
Mit anderen Worten: In der Bibel steht die Wahrheit und steckt der Heilige Geist - aber nicht immer so, wie es zu uns normalerweise rüberkommt.
Ist die Bibel inspiriert? Ja. ---- Aber das heißt nicht, dass jedes Wort wahr ist. ---- Auch hier ein einfaches Beispiel: Unvoreingenommen gelesen ist David ein Großteil seines Lebens ein listiger Schuft, der dann am Ende seines Lebens, als sein Sohn stirbt, sozusagen "bekehrt" wird. - David spricht also nicht wahr, weil er der große David ist (so wird oft interpretiert), sondern Gott spricht wahr, wenn er Unreine wie David so große heilsgeschichtliche Rollen zuweist.
Mit anderen Worten: Wenn man die Bibel nicht an deren mannigfachen Interpretationen, sondern aus ihrer wörtlichen Schlichtkeit als jüdisches Buch und nicht als griechisches Buch versteht (jüdisches und griechisches Denken sind eminent unterschiedlich), kann die Ehrfurcht vor ihr nicht groß genug sein.