Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Hiob hat geschrieben:
Nicht umsonst hat die RKK kein Problem mit der Evolutions-Theorie.
Weiß das gemeine Kirchenvolk das auch? Das scheint mir nicht so zu sein.
Das kümmert sich nicht um solche Fragen. - Ein durchschnittlicher Christ, ob Handwerker oder Arzt, geht in die Kirche bzw. ist christlich, weil er einen Bezug zu Gott spürt - jeweils auf seine Weise. --- Solche Fragen sind eher fundamentaler Natur und werden im weltanschaulichen Streit zwischen Theologie und Naturwissenschaft geführt. - Wenn eine solche Frage ins "Volk" durchdringt, wird mindestens der Arzt pro Evolutions-Theorie sein - er wird dann auch ansprechbar sein für theologische Haltungen dazu und deren Begründungen. - Aber das kommt selten vor. - Diese Diskussionen finden nur in einem ganz engen, meist aggressiven Kontext, statt.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
"Die Kirche lebt faktisch davon, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bibelexegese in ihr nicht publik sind", schrieb
zu Recht der renommierte Göttinger Neutestamentler Professor Hans Conzelmann 1959 in einem Fachblatt.
Nein - ganz und gar nicht zu Recht. --- Würde man dieses Thema auf die Tagesordnung setzen UND würden die Zuhörer sich darauf einlassen, wäre es kein Problem, diesen Satz zu pulversieren.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Adam wurde nicht aus dem Staub des Ackerbodens gebildet, sondern hatte tierische Vorfahren, von denen er evolutionsbiologisch abstammt.
Genau das wäre dann das Ergebnis - trotzdem würde die Theologie erklären können, warum die Genesis-Geschichte von der Sache her historisch ist - aber darauf muss man sich halt einlassen, was für säkulare Ideologen schwer ist.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Wie hat man sich diesen außerbiblischen prähistorischen "Sündenfall" ohne Paradies, Jahwe, Satan, Baum der Erkenntnis, Gebotsübertretung im Süden Afrikas KONKRET vorzustellen?
Wie oft erklärt: Mit dieser Geschichte wird der Moment beschrieben, in dem in der Evolution erstmals ein homonoides Wesen sein Ich bewusst geistlich erkannte und zur Orientierungs-Größe neben Gott gemacht hat. - Diese Auffassung wurde von meinen konservativen (!) katholischen Gesprächspartnern meistens geteilt. - Andererseits ist das schwere Kost, die man nicht jedem servieren kann.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Auch das mythologische Stammelternpaar Adam und Eva hat sich nicht bewusst gegen Jahwe gestellt,
als es von der Frucht des Baumes der Erkenntnis aß.
Das ist auch meine Auffassung - es gibt Christen, auch hier im Forum, die das anders sehen. - Es gibt hier unterschiedliche Auffassungen, weil es eine Tradition gibt, wonach der Mensch im heutigen Sinn des Wortes "schuld" daran, dass alles so gekommen sei, es also nicht so hätte kommen müssen. - Dieser Auffassung widersprechen andere, zu denen ich mich zähle - ein typischer theologischer Konflikt.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Der kosmische Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren hat mit dem biblischen Schöpfungsmythos so viel zu tun wie die Kuh mit Sonntag.
Das ist falsch. - Das "im Anfang" darf man heute durchaus heute mit dem Urknall glechsetzen.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Nein - nimm einfach die entsprechenden Äußerungen des Papstes Johannes Paul II. zur Evolutionstheorie zur Kenntnis. Irgendwann dämmerte ihn, dass es schlichtweg nicht mehr möglich ist, die alte Schöpfungsdoktrin der Genesis aufrecht
zu erhalten, ohne sich vor aller Welt zu blamieren.
Du hältst den theologischen Apparat in Rom für doof - nicht wissend, dass dort seit Jahrhunderten theologisch UND naturwissenschaftlich hoch-gebildete Menschen sitzen. --- Wenn den Papst etwas dämmerte, war es, dass in der Abstimmung zwischen Wissenschafts-Sprache und Verkündigungs-Sprache etwas schief läuft. - An so etwas denken Kritiker von außen gar nicht, weil sie in der Regel nicht verstehen, worum es da geht - aber es ist ein Kernproblem.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Hiob hat geschrieben:
Auf der einen Seite hat man das Wissen (die Kirche wusste längst vor Galileo, dass die Erde rund war)...
… und sich unbeweglich im Mittelpunkt der Welt befand.
Nicht mal das. - Es geht auch hier um die Dissonanz von Wissenschafts- und Verkündigungs-Sprache. --- Die Verkündigungs-Sprache will vermitteln, dass nicht die Sonne, sondern der Mensch im Zentrum göttlicher Aufmerksamkeit ist - dies war Jahrhunderte lang nicht dadurch vermittelbar, dass man die Sonne zum Mittelpunkt machte. - Oder meinst Du, dass die Leute damals schlauer waren als heute?
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:05
Hiob hat geschrieben:
Denn es ist wahrscheinlich schwierig, im Klartext zu sprechen, weil es dann nicht verstanden wird.
Dass die Erde mitsamt den anderen Planeten um die Sonne kreist, kann sehr gut - auch von Gläubigen - verstanden werden.
Aber damit ist es nicht getan. - Die Frage ist, wie man die Welt darstellen soll, dass der göttliche Fokus auf den Menschen aufrechterhalten bleibt - und dafür war das geozentrische Weltbild sehr geeignet. - Jetzt kommt die Wissenschaft mit ihren Ergebnissen, so dass dieses geozentrische Bild unglaubwürdig ist - also muss man ein anderes Verkündigungs-Bild finden - und das dauert halt.
Davon abgesehen:Spätestens seit Einstein wissen wir, dass es KEINE verbindlichen Zentren mehr im Universum gibt, sondern nur immer nur im Sinne eines Modells. - Es wäre also physikalisch NICHT falsch, wenn Münek behaupten würde "Das Universum kreist um MICH". - Wir haben uns an das heliozentrische System gewöhnt, weil es schlicht das nützlichste Bild ist - man kann damit viel erklären - es ist vernünftig. Aber es ist nicht "an sich" so.
Insofern bezeichnet Galileo nicht den Übergang von dumm zu schlau, sondern von EINEM relativistisch erlaubten Bild zu einem anderen relativistisch erlaubten Bild. --- So - erkläre das mal in einer Predigt, wenn man nicht mal weiß, ob es Conzelmann verstehen würde. - Das funktioniert nicht.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:24
die Bischöfe, Pfarrer und Religionslehrer sollen ihren Schäfchen also erzählen ("das Volk in Verkündigungssprache ansprechen"), dass zu Beginn der Menschheitsgeschichte das von Gott aus Staub und Rippe erschaffene Stammelternpaar Adam und Eva im Paradiesgarten einem abgefallenen Engel (Satan) Gehör schenkten, Gottes Gebot missachteten und mit ihrem Ungehorsam die Sünde und den Tod in die Welt brachten.
Sie sollen die Realität dieser Geschichte in ihrer literaischen Ausdrucksform lassen und die Substanz dazu erklären. - Sie sollen dabei nicht Diskussionen über Evolutions-Theorie führen, weil dies kein geistliches Thema ist.
Münek hat geschrieben: ↑Di 28. Jan 2020, 21:24
Diesen Unsinn glaubst Du doch selbst nicht.
Diesen "Unsinn" weiß ich von Theologen. -- Aber Deine Reaktion zeigt, wie schwer diese Thematik verständlich gemacht werden kann. --- Leichter ist es, mit irgendeinem naturwissenschaftlichen Prügel zu kommen, blind zuzuschlagen und dabei zu meinen, man vertrete damit die Wahrheit. --- Das alles ist viel anspruchsvoller als das.