Was ist Theologie?

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Travis
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Travis »

Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Ja , das ist es. Dahin hat sich der Begriff " Theologie" entwickelt. Und aus dieser Sicht wollen wir uns dann eigentlich doch lieber nicht als Theologen bezeichnen. Wir sind es auch nicht , in der modernen Wortbedeutung.
Der Begriff an sich ist nur mäßig wichtig. Nimmt man theologisch Ausbildungsstätten außerhalb staatlich geförderter Universitäten dazu, kann man dem Wort auch durchaus positive Seiten abgewinnen.
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Theologie wurde ein Denken über Gottes Wort und der damit verbundenen Gotteslehre. Da gab es dann auf christlichem Sektor die sogenannten Kirchenväter, die sich um die richtige Auslegung von Gottes Wort bemüht haben.
Ich sehe das so. Jesus brachte uns Gottes Wort. Die richtige Auslegung dazu gaben uns die Apostel. Und dann begann das Zeitalter der NT-Theologie durch die Kirchenväter. Es ist eine Auslegung der Auslegung, eine Abstrahierung durch Bildung von Dogmen. Das Problem ist, dass nun auch falsches Lehrgut einfloss, was die Apostel aber voraussagten.

Jesus erzählt ein Gleichnis über das Reich Gottes, indem eine Frau Sauerteig ins Mehl gibt und dann solange vermengt bis alles durchsäuert ist (Mt.13:33). Das kann auch umgekehrt gesehen werden, indem ein wenig schlechter Sauerteig hinzukommt, der am Ende das Ganze schlecht macht. Jesus nennt das den „Sauerteig der Pharisäer“.
Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Und schließlich ist eine Wissenschaft daraus geworden und man hat versucht, das Denken über Gott in Kat
egorien aufzuteilen und systematisch vorzugehen.
Da gab es dann Exegese, Eisegese , Hermeneutik ,Apologetik , Hominetik usw. Alles so Begriffe, die ich ganz interessant finde ,aber die bei mir so ein Unbehagen auslösen.
Genau, das ist der Zustand heute.
Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Frage: War es Gottes Wille, daß sich die Dinge so entwickelt haben ? Oder sollten wir einfach nur Bibelleser bleiben, um daraus zu lernen, wie Gott uns Menschen begegnet ist und wie wir unser Leben danach gestalten sollen ?
Ich sage so, Gott weiß das und ich nehme an, es war mit im AT nicht anders. Die Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten machten dasselbe. Sie waren die Theologen des 1.Jh. Aus der Lehre des Mose und der Weisung der Propheten wurde die pharisäische und sadduzäische Theologie. Jesus nannte es „Sauerteig“, und er meinte dabei den schlechten. Er legte ihre Theologie als Geist des Irrtums aus.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Zippo
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Zippo »

Michael hat geschrieben: So 28. Jun 2020, 18:44
Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Theologie wurde ein Denken über Gottes Wort und der damit verbundenen Gotteslehre. Da gab es dann auf christlichem Sektor die sogenannten Kirchenväter, die sich um die richtige Auslegung von Gottes Wort bemüht haben.
Ich sehe das so. Jesus brachte uns Gottes Wort. Die richtige Auslegung dazu gaben uns die Apostel. Und dann begann das Zeitalter der NT-Theologie durch die Kirchenväter. Es ist eine Auslegung der Auslegung, eine Abstrahierung durch Bildung von Dogmen. Das Problem ist, dass nun auch falsches Lehrgut einfloss, was die Apostel aber voraussagten.
Mit "Jesus brachte uns Gottes Wort" habe ich wenig Probleme. Sicher hat uns der Herr Jesus Worte des lebendigen Gottes gebracht. Joh 15,15 Alles was der Herr bei seinem Vater gehört hat, das hat er den Jüngern kundgetan. Das ging sogar soweit, daß der Herr sagte, wer mich sieht , sieht den Vater. Er meinte natürlich nicht das Aussehen, sondern den Geist, der den Menschen Jesus erüllt hat und dem er Raum gegeben hat.
Und das war auch nicht zu jeder Zeit, bei den ganz banalen Dingen des Alltags war es der Herr selbst , der sprach.
"Gottes Wort " ist für mich umfassender, da ist nicht nur das Wort, das aus dem Munde Jesu kam, sondern auch das Wort der Propheten, die sich durch das Erscheinen Jesu erfüllt haben.
Noch am Kreuz wurden viele Worte des Königs David zitiert.

Und die Evangelisten haben es alles notiert, damit es der Nachwelt zugänglich ist. Das war wieder keine Interpretation , sondern eine Direktinspiration in die Feder.

Die Apostel haben das AT ausgelegt, hatten aber auch so manche Offenbarung, sodaß man sie eigentlich nicht als Theologen im modernen Sinne sehen kann.
Sicher, die alten Griechen hätten das vielleicht getan.

Die Kirchenväter haben dann Schriften ausgelegt und dabei haben sie möglicherweise auch falsch gedacht, genau wie wir. Aber wir sollten sie nicht ganz so schlecht machen. Sie haben manchmal für ihr Zeugnis das Leben gelassen.
Michael
Jesus erzählt ein Gleichnis über das Reich Gottes, indem eine Frau Sauerteig ins Mehl gibt und dann solange vermengt bis alles durchsäuert ist (Mt.13:33). Das kann auch umgekehrt gesehen werden, indem ein wenig schlechter Sauerteig hinzukommt, der am Ende das Ganze schlecht macht. Jesus nennt das den „Sauerteig der Pharisäer“.
Ja , so ist es , die Frau Sauerteig hat dann alles verdorben. Da hat der Satan ganze Arbeit geleistet. Wenn der an der Menschheit arbeitet, hat er bald alles auf einem Niveau von Sodom und Gomorra und die Theologie wird gemacht, wie sie gefällt.

Jetzt würde ich die Pharisäer nicht mit den Kirchenvätern gleichsetzen.
Die Pharisäer waren zwar gelehrte , schriftkundige Leute, aber sie waren geldgierig und nur an äußerer Frömmigkeit interesseirt, um vor den Leuten was zu gelten.
Sie haben den Menschen nur schwere Bürden aufgeladen , die sie selber nicht tragen wollten. Mt 23 So waren die Kirchenväter nicht.
Michael
Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Und schließlich ist eine Wissenschaft daraus geworden und man hat versucht, das Denken über Gott in Kat
egorien aufzuteilen und systematisch vorzugehen.
Da gab es dann Exegese, Eisegese , Hermeneutik ,Apologetik , Hominetik usw. Alles so Begriffe, die ich ganz interessant finde ,aber die bei mir so ein Unbehagen auslösen.
Genau, das ist der Zustand heute.
Ich denke , wir sollten auf einem Gesprächsniveau bleiben, wo jedermann verstehen kann , was gemeint ist.
Michael
Zippo hat geschrieben: Sa 27. Jun 2020, 11:03 Frage: War es Gottes Wille, daß sich die Dinge so entwickelt haben ? Oder sollten wir einfach nur Bibelleser bleiben, um daraus zu lernen, wie Gott uns Menschen begegnet ist und wie wir unser Leben danach gestalten sollen ?
Ich sage so, Gott weiß das und ich nehme an, es war mit im AT nicht anders. Die Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten machten dasselbe. Sie waren die Theologen des 1.Jh. Aus der Lehre des Mose und der Weisung der Propheten wurde die pharisäische und sadduzäische Theologie. Jesus nannte es „Sauerteig“, und er meinte dabei den schlechten. Er legte ihre Theologie als Geist des Irrtums aus.
Die Pharisäer und die Sadduzäer könnte man als Theologen , auch im modernen Sinne bezeichnen, aber als schlechte Theologen, die auch nicht vorleben , was geschrieben steht, sondern sogar um des finanziellen Vorteils , Gottes Wort gefälscht haben.Mk 7,11 Außerdem wollten sie nicht an den Herrn glauben , obwohl das Wort des Mose von ihm sprach. Joh 1,45 Sie waren also schlechte Theologen.
Die haben wir heute auch noch. Die sind außen so ein wenig fromm , aber sie denken nur ans Geld und wollen sich ein schönes Leben machen, auf Kosten anderer.

Liebe Grüsse Thomas
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Sa 13. Jun 2020, 07:20 Hiob hat geschrieben: ↑
Sa 13. Jun 2020, 03:50

Um zum Thread zurückzukommen: Theologie ist die Kunst, auf objektiv/intersubjektiv nachvollziehbarer Weise das nicht nicht objektiv Nachweisbare zu vermitteln.

Was ja nun selbst schon so etwas wie ein theologisches Brausepulver darstellt!
Wer versteht, kann schon etwas damit anfangen. --- Das ist das alte Problem wie Banken auch: Man kriegt nur Kredit, wenn man nachweisen kann, dass man keines braucht. :lol:

Zu Heidegger:
Von Heidegger halte ich viel - da werde ich Dir nichts ausreden. --- Bezieht sich sein Zitat auf Theologie?
OttoZwo

Re: Was ist Theologie?

Beitrag von OttoZwo »

Theologie zählt zu den Wissenschaften.

Da kann man evangelische oder katholische Theologie studieren und sogar promovieren. Da schmückt dann der Dr. theol. den Namen und die jeweiligen Dogmen der konfessionellen Zugehörigkeit sind Bausteine einer Theo-Logik, die wohl zurecht als Sonderform der Wissenschaft angesehen werden.
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Hiob »

OttoZwo hat geschrieben: Do 2. Jul 2020, 20:16 Da schmückt dann der Dr. theol. den Namen und die jeweiligen Dogmen der konfessionellen Zugehörigkeit sind Bausteine einer Theo-Logik, die wohl zurecht als Sonderform der Wissenschaft angesehen werden.
Das ist ein kontroverses Thema, um das hier und woanders bitter gekämpft wurde. Nach den Kriterien, die ich noch in der Uni gelernt habe, ist eine glaubens-unterlegte Theologie in der Tat eine Wissenschaft - heute hat sich eher eine Lesart durchgesetzt, wonach Theologie nur dann eine Wissenschaft ist, wenn man Gott ausschließt. - Schwieriges Thema.

PS: Bohrt man tiefer, stellt man fest, dass Wissenschaft im Bewusstsein vieler "kritischer" Menschen die Rolle einer Ersatzreligion eingenommen hat, was die Sache nochmal schwieriger macht.
OttoZwo

Re: Was ist Theologie?

Beitrag von OttoZwo »

Ja, es ist schwierig, aber rein gefühlsmäßig empfinde ich ein Unbehagen, die Thelogie als Wissenschaft zu sehen. Man stelle sich mal vor, wir hätten eine evangelische und eine katholische Physik mit jeweils eigenen Glaubenssätzen. Allerdings halte ich auch andere Wissenschaften, die ich mal ungehörig als 'Laberwissenschaften' bezeichnen möchte, für hinterfragenswert.

Zu deinem PS: Ja, die Wissenschaft hat sich ein Prädikat angeheftet, welches Menschen 'gläubig' werden läßt. Allkompetenz, Allererklärung und Allwissen werden zwar scheu von sich gewiesen, aber insgeheim befürwortet oder die Hoffnung darauf gesetzt. Dabei kann der 'Ottonormalverbraucher' so manche Erkenntnisse gar nicht mehr verstehen oder begreifen, sondern nur staunend bewundern, falls er überhaupt davon erfährt.
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Sunbeam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Do 2. Jul 2020, 22:37 Das ist ein kontroverses Thema, um das hier und woanders bitter gekämpft wurde. Nach den Kriterien, die ich noch in der Uni gelernt habe, ist eine glaubens-unterlegte Theologie in der Tat eine Wissenschaft - heute hat sich eher eine Lesart durchgesetzt, wonach Theologie nur dann eine Wissenschaft ist, wenn man Gott ausschließt. - Schwieriges Thema.
Wenn Theologie eine Wissenschaft ist, dann ist Theologie auch eine illegitime Verdinglichung, Verweltlichung und "Verbürokratisierung" des christlichen Gottes.
(Mit jeweils konfessioneller Deutungshoheit und Deutungspacht.)

Geht damit nicht der Theologie der, einmal so gesagt, der Eigensinn des Mystischen im Christlichen verloren, oder anders gesagt, je mehr man einen Gott "Denken" und Lehren will, um so ferner wird Gott den Menschen?

Hatte Feuerbach mit seiner Projektionstheorie recht, denn Theologie ist für mich nichts anderes als eine Anhäufung von Anthropomorphismen.
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Helmuth
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Helmuth »

OttoZwo hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 09:08 Ja, es ist schwierig, aber rein gefühlsmäßig empfinde ich ein Unbehagen, die Thelogie als Wissenschaft zu sehen.
Als solche kann ich sie noch eher sehen, aber nicht zur Glaubensvermittlung, sondern als Hilfsmittel. Korrekte Wissenschaft verwerfe ich nicht. Man muss einfach nur wissen, was zu was taugt. Wer glaubt die Theologie repräsentiert den HG, der glaubt auch mit dem Taxi nach New York fahren zu können. :D
OttoZwo hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 09:08 Dabei kann der 'Ottonormalverbraucher' so manche Erkenntnisse gar nicht mehr verstehen oder begreifen, sondern nur staunend bewundern, falls er überhaupt davon erfährt.
Dabei wird auch Begriffsanmaßung betrieben. Man verwechselt Kenntnis mit Erkenntnis bzw. Wissen mit Offenbarung. Kenntnis und Wissen kann durchaus der Mensch vermitteln, Erkenntnis und Offenbarung kann nur von Gott kommen.

Hierin finde ich Theologie brauchbar, weil sie uns diese Art Analyse bieten kann. Sie kann also Offenbarung als einen Akt Gottes rein wissensmäßig weitergeben und damit zur Kenntnis bringen, aber um es geistlich zu verstehen, muss dazu die Offenbarung bzw. Erkenntnis von Gott selbst kommen, weil diese Sache geistlicher Natur ist und keine Denkleistung des eigenen Geistes.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Hiob
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 10:28 Wenn Theologie eine Wissenschaft ist, dann ist Theologie auch eine illegitime Verdinglichung, Verweltlichung und "Verbürokratisierung" des christlichen Gottes.
Das muss nicht so sein. Denn jedes wissenschaftliche Modell hat seine nicht falsifizierbaren Vorannahmen - genau das aber wird von modernen Wissenschafts-Freaks gerne geleugnet. --- Mit anderen Worten: Man kann sehr wohl wissenschaftlich arbeiten, selbst wenn Vorannahmen (hier bspw. die Annahme von Gott) nicht falsifizierbar sind.
Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 10:28 Geht damit nicht der Theologie der, einmal so gesagt, der Eigensinn des Mystischen im Christlichen verloren, oder anders gesagt, je mehr man einen Gott "Denken" und Lehren will, um so ferner wird Gott den Menschen?
Wenn man Wissenschaft im Sinne mancher gängiger Wissenschafts-Theorien versteht, ist das in der Tat so.
Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 10:28 Hatte Feuerbach mit seiner Projektionstheorie recht, denn Theologie ist für mich nichts anderes als eine Anhäufung von Anthropomorphismen.
ALLES, was durch den Menschen durchgeht, kommt als Anthropomorphismus raus. - Die entscheidende Frage ist eine andere: Ist das, was da rauskommt, auf Wirklichkeitsebene wahr oder nicht - was oft nicht nachweisbar/falsifizierbar ist. - Das, was "ist", ist nicht immer nachweisbar - aber wenn es "ist", schert es sich nicht darum, ob wir Menschlein es methodisch greifen können.
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