Historisch-Kritische Methodik

Rund um Bibel und Glaube
Timmi

Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Timmi »

Warum dieser "Vortrag"? Weil damit deutlich wird, dass methodische Ergebnisse zur Wirklichkeit vom Wesen her etwas ganz anderes sind als die Wirklichkeit selbst. - Trotzdem machen methodische Ergebnisse im naturwissenschaftlichen Feld im Alltag in der Regel Sinn, da naturwissenschaftliche Ergebnisse meistens experimentell überprüft werden können. --- Ich stelle bspw. fest, dass Du ein guter Zuhörer bist, was mich zur Behauptung führt, dass Du 4 Ohren hast. Experimentell kann ich dies überprüfen, indem ich nach Wien fahre und eigenhändig Deine Ohren zähle. - Falls es NICHT 4 Stück sind, ist meine Behauptung falsifiziert.
Hi Hiob,

aber zeigst du hier nicht mit deinem Beispiel die Wahl der falschen Methode? Das Ohrenzählen setzt ja voraus, dass eine Kausalität zwischen Anzahl der Ohren und aufmerksamen Zuhören besteht. Das ist aber nicht gegeben. Es muß also zwangsläufig zu einer Differenz der methodischen Wirklichkeit und der Realität kommen. Du falsifizierst zwar, aber lediglich deine falsche Grundannahme. Könnte man nicht analog fragen, ob die HKM nicht die falsche Wahl ist und von falschen Voraussetzungen ausgeht, deren Rahmen oder Methodik die Entmythologisierung der Bibel darstellt? Forschung innerhalb einer weltanschaulichen Vorannahme bestätigt doch nur das, was innerhalb des gewählten Rahmens als zuverlässig und gültig angesehen wird.
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Helmuth
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 00:57 Das Fatale kommt jetzt - nämlich: Theologen, die wissenschaftlich auf der Grundlage "Wir untersuchen nur, was falsifizierbar ist" arbeiten, können meinen, ein Ergebnis wäre "wirklich"/"ontisch", wenn es nicht widerlegt (= falsifiziert) ist.
Es beginnt zu sickern. Ich erörtere: So wie du den Begriff "ontisch" gebrauchst, entspricht er meinem "objektiv". Wie Gott ein Objekt setzt, egal was, eine geschaffenes oder ein geistliches, er setzt es für mich "objektiv" und damit wahr, richtig und wirklich. Es ist dann auch objektives Recht, wenn es um Gottes Rechtssachen geht. Das wäre nun ein gutes Ergebnis unter uns in Sachen Verständnis.

Wir gehen von unterschiedlichen Begriffswelten an die Betrachtung eines Objektgegenstandes heran, das aber in demseleben Geist. Dann kann es auch zur Ebene des gegenseitigen Verständnisses kommen. Um ein bißchen weniger Fachsimpelei ersuche ich trotzdem, wenngleich ich mich gerade ebenfalls übe, aber bei dir geht das ja. ;)

Hingegen können Menschen mit völlig gleicher biblischer Begriffswelt versuchen zu verifizieren, aber sie kommen nie auf einen grünen Zweig, weil sie sich nicht in demselben Geist verständigen. Wollen beide ihre subjektive Sichtweise halsstarrig beibehalten, so kommt es zu vorprogrammierten Konflikten. Die Schrift redet von einem fleischichen Verhalten und darum mahnen die Apostel eines Sinnes zu sein.

Das gilt für Diskussionen wir für Verhaltensmaßen gleichermaßen. Am Verhalten offenbart es sich aber deutlicher als am reinen Sprechen. Nebenbemerkung: Eine subjektive Auffassung an sich ist noch kein Problem, erst wenn sie anderen aufoktroyiert wird und die Nichtannhame gerichtet wird. Anders formuliert: der HG leitet diese Person dabei nicht.
Hiob hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 00:57 Folglich trägt man Dinge vor, die als Mosaik-Steinchen nicht widerlegbar sind, und meint, dass man damit der Bibel gerecht werden würde.
Darum muss die HKM eine objektive Grundlage schaffen. Oder anders formuliert. Gott zeigt uns dafür die objektiven Grundlagen, das in meiner Begriffswelt gesagt. Wo sie das kann, ist sie dann auch ein brauchbares Werkzeug und kann unter der Leitung des HG nutzbringend angewandt werden. Das zeichnet gute Forscher allgemein aus, und zwar unabhängig davon ob sie christlich sind oder nicht, eben weil ihre Methode auch objektiv ist. Der Autor des Lk-Ev war einer davon.

Wo sie das nicht kann, ist sie schlicht und ergreifend kein Werkzeug. Daher sollt man klar trennen: Das Feuer kann brennen, das Wasser löschen, aber das Wasser kann nicht brennen und das Feuer nicht löschen. Man braucht dabei weder das Feuer noch das Wasser verteufeln, beides obliegt Gott.

Die HKM insgesamt zu verwerfen, nur weil Menschen, wie du schreibst ihre "unwiderlegbaren Mosaik-Steinichen" für nicht falsifizierbar halten, ist damit kein objektiver Beweis. Einverstanden? In meiner Sprache hieße es, sie wenden keine objektiven, sondern rein subjetive Methoden an.

Diese Art ist dann auch nicht vom HG getragen, sondern wie die Schrift sagt, gewirkt aus dem Fleisch. Das Fleisch hat noch nie Erkenntnis hervorgebracht, sondern wie Glater 5 ausführt bringt es nur dementsprechende Werke hervor (siehe dazu: Galater 5:19-21).

Ich denke aber man kann deren falsche Behauptungen dennoch widerlegen. Denn das genau war ein Arbbeitszweig der Apostel, wie sie gängigen Irrlehren und Fehlverhalten entgegengetreten sind. Man muss sich nur davon lösen, dass es auch angenommen wird. Diener der Finsternis werden nichts annehmen, was von den Kindern des Lichts kommt und umgekehrt.

Darum mache ich es immer so: Wenn ich sehe, ein Gesprächepartner begibt sich zu sehr auf diese Schiene, dann breche ich das Gespärch ab. Es macht dann ja auch keinen weitere Sinn mehr. Ich habe nichts zu beweisen, aber ich möchte für Jesus ein Zeugnis sein und andere damit zu ihm führen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Sunbeam
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 17:10
Sunbeam hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 15:45 . Aber verdammenswert und als des Teufels empfinde ich die HKM nun nicht
ich auch nicht - ganz und gar nicht. - Man muss sie nur ent-ideologisieren - und dieser Vorwurf geht in besonderem Maße an HKM-Jünger, die Wissenschaft benutzen, um Weltanschauungs-Mütchen zu kühlen.
Sunbeam hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 15:45 Wie viel Voreingenommenheit gestehst du dir selbst zu?
Keine - weil ich weiß, was Wissenschaft ist und was sie NICHT ist. - Das Problem ist eigentlich ein wissenschafts-theoretisches, wie ich oben auszuführen versucht habe. - Die ideologische HKM stolpert darüber, dass deren Verfechtern weiß gemacht wird, wissenschaftliche Ergebnisse seien gleichzeitig "ontische"/"wirkliche" Ergebnisse, wo es doch nur methodische Ergebnisse sind. - Dass methodische Ergebnisse selbstverständlich ontische/wirkliche Ergebnisse sein KÖNNEN, steht dabei nicht in Frage. - Dies gilt insbesondere in den Naturwissenschaften, die methodische Ergebnisse experimentell überprüfen kann - dies geht in der Regel in der Geisteswissenschaft NICHT.
Sunbeam hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 15:45 Denn du wohnst im Geistigen ein und diese ist sozusagen dein argumentatives Kern-Muster der Verteidigung, da hat dir dann wohl die HKM so manchen Stich versetzt.
Insofern ja, als dass ich erschrocken über die Entdeckung war, welche merkwürdigen Muster im Verhältnis von methodischen Ergebnissen und der Wirklichkeit gesehen werden. - Oder ob es mit einem Zitat Heideggers zu sagen: "Die Wissenschaft denkt nicht".

Damit meint er NICHT, dass Wissenschaftler Doofies sind, sondern dass sie über ihr Modell-Denken nicht hinausdenken. - "Im Dienst" soll das ein Wissenschaftler auch nicht, weil seine Aufgabe ja ist, Beobachtungen aus der Wirklichkeit mit seinem Modell zu vergleichen (mit dem Ziel, dieses Modell zu falsifizieren). Das ist sein Job und sonst nichts. --- Nach heutigem Denken darf er auch nicht Metaphysisches für möglich halten, solange es nicht falsifizierbar ist - was es gar nicht sein kann, weil es dann ja physisch wäre. :lol: - Er "löst" dieses Problem dadurch, dass er es für "irrelevant" hält und den an sich und traditionell metaphyischen Begriff der Ontologie semantisch umdeutet als eine rein naturalistische Größe. - Er macht damit also aus ehemals "Gustav" nun "Gasthof", also was GANZ anderes.

Kleiner Rückzieher: Das macht nicht der Wissenschaftler (an so was denkt er gar nicht) - das macht der wissenschafts-theoretische/-philosophische Überbau, den der Wissenschaftler halt "abglaubt" (3. Semester und dann erledigt :| ). --- Mit anderen Worten: Wir haben eine extrem verworrene Situation:

Der Wissenschaftler glaubt was ab, was ihn eigentlich gar nicht interessiert, und hält sich deshalb für "aufgeklärt" gegenüber denen, die bspw. christlich glauben. - Nochmehr: Er kommt gar nicht auf die Idee, dass er in einem Glaubens-Kampf steht, weil er meint "Das IST doch so, wie ich gelernt habe. Was hat das mit 'Glaube' zu tun?". --- In den Reihen der scheinbar "Nicht-Aufgeklärten"/"Ewig-Gestrigen" (= Christen :D ) gibt es dann Leute, die das durchschauen und die diesbezüglich wirklich nicht-aufgeklärten Wissenschaftler aufzuklären versuchen, was diese als ideologischen Versuch verstehen, weil sie es doch selber sind (wie sie glauben), die aufgeklärt sind. --- Usw und so fort. ---- Hier steht eine Mauer, die zur Zeit nur sehr schwer durchbrechbar ist.
Danke für die ausführliche und eingängige Antwort. (Ich lasse aus diesem Grund deinen gesamten Beitrag einmal so stehen.)

Ich dachte schon, du willst wieder "Heideggern", ich denke einmal, dieser Mann und seine Philosophie ist einem Normalsterblichen unzumutbar. Ein Beispiel für den Sprach-Krampf eines Heidegger zur Ontik und zum Ontologischen:

„Das Dasein ist ein Seiendes, das nicht nur unter anderem Seienden vorkommt. Es ist vielmehr dadurch ontisch ausgezeichnet, dass es diesem Seienden in seinem Sein um dieses Sein selbst geht. Zu dieser Seinsverfassung des Daseins gehört aber dann, dass es in seinem Sein zu diesem Sein ein Seinsverhältnis hat. Und dies wiederum besagt: Dasein versteht sich in irgendeiner Weise und Ausdrücklichkeit in seinem Sein. Diesem Seienden eignet, dass mit und durch sein Sein dieses ihm selbst erschlossen ist. Seinsverständnis ist selbst eine Seinsbestimmtheit des Daseins. Die ontische Auszeichnung des Daseins liegt darin, dass es ontologisch ist.“
(Martin Heidegger, Sein und Zeit)

Davon kriegt man ja Schüttelfrost in den Synapsen, ich konnte diesem egozentrischen und eitlen Wortbrei eines Heidegger noch niemals etwa abgewinnen.
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Hiob »

Otto2 hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:23 aber zeigst du hier nicht mit deinem Beispiel die Wahl der falschen Methode? Das Ohrenzählen setzt ja voraus, dass eine Kausalität zwischen Anzahl der Ohren und aufmerksamen Zuhören besteht. Das ist aber nicht gegeben. Es muß also zwangsläufig zu einer Differenz der methodischen Wirklichkeit und der Realität kommen.
So genau habe ich es mit diesem Beispiel nicht genommen - mir ging es nur um einen Mechanismus. --- Inhaltlich hast Du natürlich recht.

In diesem Fall wäre die Modell-Annahme falsch. - Man hätte, wie Du sagst, eine falsche Vorannahme gemacht.
Otto2 hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:23 Könnte man nicht analog fragen, ob die HKM nicht die falsche Wahl ist und von falschen Voraussetzungen ausgeht, deren Rahmen oder Methodik die Entmythologisierung der Bibel darstellt? Forschung innerhalb einer weltanschaulichen Vorannahme bestätigt doch nur das, was innerhalb des gewählten Rahmens als zuverlässig und gültig angesehen wird.
Genau das ist der Punkt. - Das Problem: HKM-Jünger verschließen sich diesem Argument oft mit der Begründung, dass Wissenschaft grundsätzlich keine Vorannahme habe, weil sie ergebnisoffen sei. - Sie verkennen dabei, dass man auch innerhalb eines Korridors ergebnisoffen sein kann: "Wir fahren mal nach Osten - es ist völlig offen, ob wir am Polarkreis oder auf der Krim rauskommen". - Das ist durchaus ergebnisoffen, aber trotzdem kann man nie in Kapstadt rauskommen.

Die Vorannahme der HKM kann sein, dass sie in (nötigem) methodischen Atheismus bspw. Wunder ablehnen muss, die gegen Naturgesetze verstoßen. - Mit dieser Ablehnung geht sie aber bereits zu weit, weil sie mit ihrer Vorannahme "methodischer Atheismus" gar nicht ergebnisoffen Wunder beurteilen kann. - Also muss sie sich (müsste sie sich) zurückhalten. - Tut sie aber gelegentlich nicht, weil sie auch interpretieren will.

Unterm Strich: HKM ist eine wichtige Hilfs-Wissenschaft vor der geistlichen Beurteilung von Bibeltexten, aber nicht geistlicher Beurteiler ("biblische Auslegung") selbst. - Das wird dann oft ungern gehört.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 So wie du den Begriff "ontisch" gebrauchst, entspricht er meinem "objektiv".
Überm Daumen, erstmal ja.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 Darum muss die HKM eine objektive Grundlage schaffen.
Da ist "objektiv" und "ontisch"/"wirklich" doch wieder was anderes. - Traditionell versteht man, dass das "wirkliche Sein" immer nie genau von uns erfassbar ist, sondern immer nur vom Menschen angenähert werden kann. - "Objektiv" aus Deinem Munde klingt eher als "Hier ist Wirklichkeit für uns im Maßstab 1 : 1 fassbar". - Das geht nicht. Was fassbar ist, ist UNSERE Idee dessen, was wir für objektiv halten.

Die objektive Grundlage der HKM ist in diesem Sinne ihre Methodik und daraus entstehende Ergebnisse.
[/quote]
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 Gott zeigt uns dafür die objektiven Grundlagen
Gott zeigt uns etwas, was wir als objektive Grundlage setzen können. Beispiel: Glaubensbekenntnis. - Ob das "wirklich"/"ontisch" ist, wissen wir nicht, sondern glauben es und erhoffen es.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 In meiner Sprache hieße es, sie wenden keine objektiven, sondern rein subjetive Methoden an.
Mit Verlaub: Das ist komplizierter. - Gerade die HKM kann nachweisen, dass ihre Ergebnisse im Sinne ihrer Methodil objektiv sind. Aber sie müssen nicht wahr sein. --- Insofern machst Du möglicherweise einen ähnlichen Fehler wie die HKM, indem Du als objektiv Bezeichnetes/Beschlossenes/Gesetztes mit dem gleichsetzt, "was wirklich der Fall ist"/"ontisch ist".

Beispiel: Die HKM kann auf wissenschaftlicher Ebene zusammen mit der Evolutionstheorie "objektiv" nachweisen, dass der Mensch über Millionen von Jahren entstanden ist und nicht so, wie es in der Genesis steht. - Das ist objektiv. --- Ober dieses "Objektive" auch "wirklich"/"ontisch" richtig ist, steht auf einem anderen Blatt - würden zumindestens Kurzzeit-Kreationisten sagen.

Der Kurzzeit-Kreationist kann auf Basis wörtlichem Bibelverständnisses "objektiv" nachweisen, dass der Mensch mit der Genesis mit einem Schlag entstanden ist (und dies zudem so etwa um die 700 v. Chr. datieren). - - Ober dieses "Objektive" auch "wirklich"/"ontisch" richtig ist, steht auf einem anderen Blatt - würden zumindestens HKM-ler und Naturwissenschaftler sagen.
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 10:26 Davon kriegt man ja Schüttelfrost in den Synapsen
:lol: :lol: :lol: Stimmt - davon abgesehen, dass ich wahrlich kein Heidegger-Spezialist bin, verstehe ich ihn oft auch nicht. - Andererseits wird er immer klarer, wenn man dran bleibt.

Was mich an ihm gefesselt hat, war, dass das, was er "horizontal" in seinem Existentialismus-Raum sagt, hoch-theologisch wird, wenn man dieselben Sätze ins "Vertikale" der Metaphysik kippt. War ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst. --- Unabhängig davon: Er macht grundsätzlich etwas deutlich (auch in Deinem Zitat), was heute offenbar nicht mehr beachtet wird - nämlich dass unser Dasein (ob "objektiv" oder "subjektiv") KATEGORIAL nicht dasselbe ist wie das Sein, von dem wir Dasein sind.

Würde man in diesem Sinne mehr heideggern, hätten wir nicht so eine schein-objektive Philosophie-Wüste in unserer Zeit.
Sunbeam hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 10:26egozentrischen und eitlen Wortbrei eines Heidegger
Nee - das ist weder egozentrisch noch eitel. - Er hat schlicht eine eigene Sprache entwickelt, weil die ihm vorliegende nicht ermöglicht hat, das auszudrücken, was er sagen wollte.
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PeB
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 23:25 - Waren meine Vergleiche (Werkzeug, Erziehungs-, Lehrmethode) nachvollziehbar?
Die Vergleiche waren nachvollziehbar, aber sie bleiben dabei oberflächlich und undifferenziert.
Ein Werkzeug ist eben nicht wie ein anderes. Ein Hammer erfüllt den Zweck, einen Nagel in die Wand zu hauen. Er ist unbrauchbar, wenn man einen Ast durchsägen will.

Daher: welchen -> Zweck erfüllt die HKM und wozu ist sie ungeeignet?
Michael hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 23:25 - Wurde der Punkt 10) als Ausschluss von der HKM zur Kenntnis genommen?
Die Punkte 1-10 sind keine Auswahlmöglichkeit, sondern eine Abfolge. Daraus lässt sich nichts herauslösen, isolieren.

Das führt aber zum Zweck der HKM: die HKM erfüllt den Zweck, die Bibel wissenschaftlich zu erklären - was per se übernatürliche Erklärungen ausschließen MUSS - da diese nicht wissenschaftlich sind.

So einfach ist es. Und man kann es auch mit einer seitenlangen Diskussion nicht relativieren.
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PeB
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 23:25 Eine spätere Datierung ist nicht nur ein Schluss ungläubiger Forscher die sich dogmatisch dafür entschieden haben, dass es später entstanden sein MUSS, sondern auch das Ergebnis gläubiger Forscher, dass sie später entstanden sein KANN.

Es liegt hier wieder Fall des Ausschüttens des Kindes mitsamt dem Bade vor, indem unvernünftige Überlegungen samt den vernünftgen verworfen werden. Stattdessen trifft das Fleisch dogmatische Festlegungen, und zwar derart:

Bornierte Atheisten fixieren die Entstehung auf frühestens 70 nach Chr. als ein MUSS.
Bornierte Christen fixieren die Entstehung auf unbedingt vor 70 nach Chr. als ein MUSS.
Das ist falsch.

Die Spätdatierung durch die HKM basiert darauf, dass der Autor des Mt beschreibt, wie Jesus die Zerstörung des Tempels prophezeit. Da es gemäß der HKM mit wissenschaftlichem Anspruch aber keine übernatürlichen Prophezeiungen geben darf, muss demnach das Mt nach der Zerstörung des Tempels - also nach Kenntnis des Ereignisses - geschrieben worden sein; d.h. nach 70.
Wissenschaftlich gesehen spricht die HKM hier von einem "terminus post quem".

Das ist der "fromme" Grund für diese Spätdatierung.
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von SilverBullet »

Was steht denn in "Matthäus" über die Tempelzerstörung und wieso besteht die HKM darauf, dass stimmen soll, was dort steht?

Was weiss man über die Tempelzerstörung und woher weiss man das?
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Zippo »

PeB hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 11:06
Michael hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 23:25 - Waren meine Vergleiche (Werkzeug, Erziehungs-, Lehrmethode) nachvollziehbar?
Die Vergleiche waren nachvollziehbar, aber sie bleiben dabei oberflächlich und undifferenziert.
Ein Werkzeug ist eben nicht wie ein anderes. Ein Hammer erfüllt den Zweck, einen Nagel in die Wand zu hauen. Er ist unbrauchbar, wenn man einen Ast durchsägen will.

Daher: welchen -> Zweck erfüllt die HKM und wozu ist sie ungeeignet?
Michael hat geschrieben: Fr 20. Nov 2020, 23:25 - Wurde der Punkt 10) als Ausschluss von der HKM zur Kenntnis genommen?
Die Punkte 1-10 sind keine Auswahlmöglichkeit, sondern eine Abfolge. Daraus lässt sich nichts herauslösen, isolieren.

Das führt aber zum Zweck der HKM: die HKM erfüllt den Zweck, die Bibel wissenschaftlich zu erklären - was per se übernatürliche Erklärungen ausschließen MUSS - da diese nicht wissenschaftlich sind.

So einfach ist es. Und man kann es auch mit einer seitenlangen Diskussion nicht relativieren.
Daß die Wunder z.Bsp. des NT in Frage gestellt werden, daß ist ja eine Folge dessen, daß ungläubige Menschen von diesen Dingen lesen und nicht, daß Aussagen der Bibel in ihrem historischen Umfeld betrachtet werden.

Wenn man das Ganze mal etwas positiv betrachten wollte.
Was könnte einem gläubigen Menschen für ein Nutzen entstehen, wenn er versucht, das Nt mal unter dem geschichtlichen Aspekt zu betrachten ?

Da müßte man zunächst einmal betrachten, wer dort spricht und zu wem. Die Umstände müßten beleuchtet werden, um zu ergründen, was passiert ist. Das ist ja auch zunächst mal kein Fehler. Das tut ja jeder Bibelleser.

Meine Frage dazu wäre, ob man Aussagen Jesu aus einem historischen Kontext herausgreifen kann, um sie für jeden Menschen allgemeingültig zu machen ?

Nehmen wir nal die Aussage Jesu: "..wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet.."
Joh 3,18
Zu wem werden diese Worte gesprochen ?
Es wäre aus meiner Sicht verständlich, wenn Gott bei dem jüdischen Volk in dieser Hinsicht einen höheren Maßstab anlegt. Jeder, der damals die Wunder und Zeichen gesehen hat, die der Herr Jesus getan hat, sollte begriffen haben, wer da in die Welt gekommen ist.
Aber kann man nun alle Welt so beurteilen ? Muß jetzt die ganze Welt so beurteilt werden, als wäre der Glaube an Jesus das einzig wichtige ?

Das Leben des Menschen spielt ja auch noch eine Rolle und wenn es nicht so wäre, dann gäbe es ja gar kein Gericht mehr, wo das Buch des Lebens und das Buch der Werke aufgeschlagen würden. Off 20,12-13

Es gibt also einGericht für alle Menschen und das scheint der Aussage Jesu fast zu widersprechen. Muß man nicht dehalb die Worte Jesu in ihrem historischen Kontext betrachten ?

Gruß Thomas
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
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Helmuth
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Re: Historisch-Kritische Methodik

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 10:29 "Objektiv" aus Deinem Munde klingt eher als "Hier ist Wirklichkeit für uns im Maßstab 1 : 1 fassbar".
Was immer du mit "fassbar" meinst. Etwas zu erfassen ist Aufgabe des HG uns zu lehren. Ich meine schon, dass Gott mit seinem Wort die objektive Grundlage ist. Sein Wort ist die Wahrheit und damit oberster Maßstab.

Bitte trenne das vom subjektiven Erfassen, sonst weichen unsere Definitionen wieder ab. Versuche es so zu "fassen", dass wir nur zwei unterschiedliche Sprachmuster entwicklet haben, du aus dem philosophischen Bereich und ich aus dem rechtlichen, aber der Objektgegenstand ist derselbe. Mit gleicher Gesinnung können wir uns verstehen. Ich sehe wir sind noch am Weg und noch nicht am Ziel.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 Gerade die HKM kann nachweisen, dass ihre Ergebnisse im Sinne ihrer Methodil objektiv sind.
Ich setze einfach kein Modell. Oder das Modell ist global gesagt erst wieder "das Wort Gottes" in seiner Gesamtheit.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 Beispiel: Die HKM kann auf wissenschaftlicher Ebene zusammen mit der Evolutionstheorie "objektiv" nachweisen, dass der Mensch über Millionen von Jahren entstanden ist und nicht so, wie es in der Genesis steht. - Das ist objektiv.
Auch hier: Wir sehen den Begriff noch nicht gleich. Ich meine aber das, was du dazu als "ontisch" bezeichnest. Es liegt unter uns nur das Problem Babel (1 Mose 11:9), weniger das Verständnis für diese Sache. Geht es um anderen Dinge weichen wir mehr voneinander ab.
Michael hat geschrieben: Sa 21. Nov 2020, 09:25 Der Kurzzeit-Kreationist kann auf Basis wörtlichem Bibelverständnisses "objektiv" nachweisen, dass der Mensch mit der Genesis mit einem Schlag entstanden ist.
Darum ist diese Aussage für mich eine objektive Grundlage --> weil Gott das sagt!

Die HKM kann uns nun z.B. mit der C14 Methode unterstützen, dass keine Existenzen über 5.000 Jahre möglich sind, weil diese Methode für noch ältere Alter schlicht versagt wegen der Messtoleranz. Das bedeute noch nicht, dass es nicht ältere Dinge gäbe, nur dass damit "objektiv" kein älteres Datum nachgewiesen werden kann.

Nicht mehr und nicht weniger. Das wiederum widerspricht keinem Wort Gottes, somit hat die Methode ein legitime Anwendung, und zwar für alle Mensche egal woran er glaubt. In der Form arbeite ich als Techniker, wo das für andere Bereiche ebenfalls gilt.

Eine Methode nun zweckentfremd einzusetzen beweist dann objektiv gar nichts. Es gibt z.B. den Versuch mit Extrapolierung auf noch höhere Alter Schlüsse zu ziehen. Genau das ist eine Zweckentfremdung von C14.

Es kann die C14 Methode auch nicht erklären, ob es Gott war oder der Urknall, der etwas in die Existenz bringt. Bei der Bewertung von Ergebnissen ist es daher besser von Brillen zu reden.

So setze man sich lediglich unterschiedliche Brillen auf, der Atheist die atheisitsche und der Theologe die dogmatische. Mein simpler Schluss: Was durch Gottes Wort nicht gedeckt ist, ist objektiv falsch, egal wer etwas behauptet.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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