Hiob,
zum Buch von Eckhard Böcher:
Das Thema Evolutionstheorie ist lediglich der 'Aufhänger' bei Böcher, um daran zu zeigen, wie sehr Weltbilder und Bewußtseinsbilder der jeweiligen Epochen hinsichtlich ihrer kulturellen Einflüsse, prägenden Charakter auf Bewußtseinsformen haben. Sollte man annehmen, dass dies bei unserem atomistisch-mechanistischem oder relational-evolutionärem Weltbild nicht mehr gegeben wäre, wird man eines Besseren belehrt.
Er weist darauf hin, dass die Gattung Mensch in der Lage ist, sich unzählige gruppenspezifische, kollektive, epochale und äonale Weltwirklichkeiten zu schaffen, zu kultivieren und zu tradieren.
Daher nimmt Böcher sich ein wissenschaftliches Thema vor (mit einem Ausflug zum Urknall, der die Grundlage einer ET bildet) und zeigt, das eine formallogische Theorie, dennoch eine Modellierungsbedürftigkeit der erkenntnistheoretischen Grundfragen bedarf, die Wahrnehmung und Erkenntnis als handlungsbezogene kreative Dimensionierung von Bedeutungen im Kontext der Lebensgeschichte eines Individuums hat.
Er geht davon aus, dass das Bewußtsein kontinuierlich Welten festlegt, statt sie zu spiegeln und bezeichnet dies als grundlegenden Prozess, der sich nicht nur auf Mythos und Religion auswirkt, sondern (und daher das Thema ET) gleichermaßen auf die Naturwissenschaften, die Technik und die Geisteswissenschaften.
Sozusagen verschiedene Zugänge der Menschen zur Welt, die unter erkenntnistheoretischen Gesichtspunkten, von den verschiedenen Disziplinen repräsentiert werden.
Warum die ET? Weil gerade sie in deutlicher Weise den Übergang von religiöser zu säkularer Welterfahrung zeigt und seine Abhandlung aufzeigen möchte, wie das Bewußtsein als Interpretierenden und Konstruierenden von Weltbildern funktioniert.
Können wir von den Zuständen unseres Bewußtseins Gewißheit haben? Diese Frage ist auch in den Naturwissenschaften zu stellen und auch wenn dies erstmal fremd erscheint, können wir an den Dogmenbildungen der Wissenschaft erkennen, dass dies nötig ist, nötig sein wird.
Böcher geht also den Strukturen des menschlichen Denkens und Erforschens auf den Grund und möchte zeigen, dass eine duale Ausrichtung der Identitätslogik eben seine Konsequenzen hat, die er kritisiert und mit einem Wunsch nach einem Paradigmenwechsel auf eine mehrwertige polykontextuale Logik seine Betrachtung abschließt.
Persönliche Anmerkung: Als Leser ohne philosophische Grundlagen wird man es schwer haben und lange an so manchen Sätzen kauen und möglicherweise doch nicht in voller Gänze verstehen. Philosophische, erkenntnis-und wissenschaftstheoretische Bildung ist ja selbst unter Naturwissenschaftlern eine Ausnahme und bildet erstmal eine Art Fachsprache (Kauderwelsch), die nicht erfasst wird bzw. nicht erfasst werden kann.
Bewußtseinsfragen, so möchte ich es mal nennen, sind dann eher das Hobby von Professoren der Naturwissenschaften im Ruhestand und nicht das tägliche Brot. Es sei denn man ist Physiker, dann ist man die Allzweckwaffe für alle Welterklärungen und philosphischen Exkursen.
Insgesamt kann man von Böcher aber sehr viel mitnehmen, als Nichtphilosoph möglicherweise die Bedeutung nicht in vollem Umfang erfassen, dennoch aber eine Ahnung davon bekommen, 'das da noch mehr ist', welches es zu erforschen gilt und jenseits formallogischer Gewissheiten liegt.