Zippo hat geschrieben: ↑Di 22. Dez 2020, 11:29
Wie würdest du bewerten, daß Lukas vor allem die Kindheit Jesu un die erste Dienstzeit beschreibt und schon ab Kapitel 9 die Wiederaufnahme in den Himmel ?
Ich denke, weil es dazu das meiste zu berichten gab. Wenn jemand zum ersten Mal ein spektakuläres Wunder vollbringt zieht er die Aufmerksamkeit an sich. Deshalb war die erste Zeit in Galiläa auch voller Augenzeugen, da die Massen sein Wirken gesehen haben und nicht nicht nur ein paar ausgewählte Apostel. Das zog auch die Pharisäer aus Jerusalem an. Man denke nur an die Brotvermehrung wo steht, dass 5.000 anwesend waren, wobei man nur die Männer gezählt hatte.
Jesus war mit Sicherheit mehrmals in Jerusalem, allein schon weil das Gesetz fordert, dass alles Männliche dreinmal im Jahr an den Festen teilnimmt, nur war das dann nicht von den Massen begleitet, sondern von seiner engeren Gefolgschaft. Es ist eine historische Rekonstruktion aus den anderen Evangelien nur nicht möglich, weil dies dort nicht im Fokus stand.
Die zweite Welle intensiver Erlebnisse war sein Einzug in Jerusalem auf dem Esel, was keinem damals lebenden Juden und Israeliten oder den zum Passahfest eingetroffenen Pilgern aus aller Welt verborgen bleiben konnte. Und in dieser Zeit lehrte er sehr viel, vor allem im Tempel und das war wiederum begleitet von ganzen Volksmassen. Kurz darauf erfolgte seine Verhaftung und Kreuzigung, die man dann nicht vergessen kann.
Das waren sozusagen die beiden Höhepunkte seines irdischen Daseins, die unzähligen Wunder der Anfangszeit unmittelbar nach Johannes dem Täufer, der das Volk auf ihn auch vorbereitet hatte und der Sinn und Zweck seines eigentlichen Kommens, sich als Lösegeld auch einzulösen bei seiner letzten Jerusalemreise.
Ich nehme an Lukas wird damals noch keine genauere Kenntnis davon gehabt haben, weil er sich erst später bekehrt hatte. Wir haben von Lukas keine eigene Biographie außer seiner eigenen Berichterstattungen in der Apg. Ansonsten hätte er über Jesus selbst schon als Augenzeuge berichten können. Vom Hörensagen kannten damals alle diese Ereignisse und Augenzeugen an sich gab es massenhaft.
Er stand aber vor der Herausforderung aus den Massen nicht x-beliebige Zeugen heranzuziehen, denn so wird man kaum korrekt informiert, sondern sich auf die abzustützen, die auch glaubwürdig berichten können. Das heißt das Volk trägt vieles an dich heran und jeder keinnt eine Menge Geschichten, aber denen muss man auch nachgehen. Man übernimmt das nicht ungeprüft.
Dann bleiben von der großen Masse nur die über, die Jesus auch persönlich gekannt hatten und ihm auch im Glauben nachgefolgt sind bzw. die der HG dazu berufen hatte für ihn Zeugnis zu geben. Darauf bezieht er sich auch in seiner Einleitung zum Bericht um es als erwiesene Tatsachen darzustellen. Er selbst wusste dabei noch nicht, dass sein Bericht einmal ein weltbekanntes Evangelium werden sollte.
Wie nun der HG sein Werk tut, indem er der Nachwelt das Zeugnis Jesu überbringt, ist bei mir heute in mehreren Belangen zu einer anderen Betrachtungsweise geworden als es die Theologie sieht. Bei Lukas war es die nüchterne Vorgehensweise, indem er sich dabei auf Tatsachen stützte anstelle auf religiöse verklärte Auffassungen. Dazu wurde er für würdig befunden.