Oleander hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 01:52
Wenn jemand Alkoholiker ist und dadurch in die Scheiße kam und Hilfe sucht, dann werd ich ihm da ansprechen und ihn nicht mit der Bibel "erschlagen"
Der muss erst mal sein Problem selber "erfassen", wenn er da ernsthaft raus will.
Richtig.
Oleander hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 01:52
Und erst wenn er sagt JA, ich will da raus, kann man sagen: Ok, ich gebe dir paar Tips
Das sage ich auch dann, wenn er NICHT "will". Denn wenn er NICHT will, heißt dies lediglich, dass es ihm zu schlecht geht, es wollen zu können. Dann sage ich etwas wie "Am Ende wird alles gut. SChöpfe daraus die Kraft, frei sein zu können, weil Du dann mehr Mut hast, jetzt etwas zu wollen" (Ich sage es NICHT in einem komplizierten Satz wie hier
)
Oleander hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 01:56
Wenn du mir ne Flasche Rotwein zum Geburtstags schenkst und ich die mal an einem Abend auf einmal aussaufe, dadurch betrunken und im Bsuff vielleicht hinfliege und so unglücklich stürze, dass ich ne Platzwunde habe, trägst doch du nicht die "Schuld"(Ursache) daran.
Ursache eventuell schon: Ohne diesen Wein hättest Du ihn nicht trinken können - logo. - Aber vielleicht wurdest Du im Leben mal von jemandem auf Alkohol gebracht, ohne den Du überhaupt keinen Alkohol trinken würdest. NAtürlich wäre diesem dies nicht bewusst gewesen - aber im Licht der Erkenntnis würde es offenbar werden. Das ist doch der "Gag": Sünde muss nicht böse GEWOLLT sein - es ist einfach Verstrickung ins Leid. Insofern würde ich "ich sündige" definieren als "Ich schaffe mir oder anderen Leid, egal ob ich es will oder nicht". - Also weg mit der Kopplung von "Sünde" und "Wille"/"Entscheidung".
Nobody2 hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 02:15
Sünde ist, zu tun, was das Böse liebt. -- Eine mögliche Definition.
Da ist schon wieder das Motiv des Willens drin. Nein, mir gefällt "Sünde = Ich schaffe mir oder anderen Leid, egal ob ich es will oder nicht".
Michael hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 05:16
Was du Verständnis nennst ist bei mir dein Gewissen, das dabei tätig ist.
Ja - aber es könnte auch NICHT tätig sein. Und wenn es nicht tätig ist, könnte dies dem Betroffenen gar nicht klar sein. - Ich halte die macht des Bösen für so groß, dass ich mir sogar den Satz vorstellen könnte: "Ich werde meinem Gewissen gerecht, wenn ich alle Wiener/innen, die ich treffe, auf der Stelle erdolche". - Warum? Weil ich einen Wahn in mir hätte, der mir dies als gute Tat erscheinen lässt. - Woher käme das?
Mit anderen Worten: Ich wehre mich gegen den Satz "Der Mensch ist für sein Gewissen verantwortlich" - das sind Schutzbehauptungen, um nicht Kontrollierbares kontrollierbar zu machen. - Meine Version ist: "Ich danke Gott, dass er mich mein Gewissen spüren lässt" (und wahrscheinlich das auch nicht immer).
Michael hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 05:16
Ich sagte, meine Sünde ginge nur Gott und mich etwas an bzw. noch diejenigen, an denen ich mich versündigt habe, aber sonst niemand. Und desgleichen gilt für dich.
Das stimmt.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 05:16
Erst dann, wenn ein (z.B. von Gott) eingesetzter Richter dafür zuständig ist. Dann bedarf es einer objektive Grundlage als Basis für eine Beurteilung. Aber hier muss das gemeinsame Verständnis nicht mit dem Sünder gesucht werden, damit das mal klar ist, sondern der Richter sucht es mit dem Gesetzgeber und danach urteilt er.
Weltlich stimme ich Dir zu, geistlich nur sehr bedingt. - Denn Gott wird mir verzeihen, wenn ich Wiener/innen aus gutem Gewissen erdolcht habe. Er wird mir vielmehr sagen, dass ich dem Bösen verfallen war, was diesen oder jenen Grund hatte. - Oder ganz anders: Man geht vor Gott nicht in die Knie, weil man sich willentlich schuldig fühlt, sondern weil man darum weiß, dass man sich willentlich oder unwillentlich schuldig gemacht hat - also unabhängig von "Wille". Die Schuld besteht in der Versündigung an der Schöpfung schlechthin.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 05:16
denn für uns ist der Fall klar. Adam und Eva waren schuldig. Punkt.
In MEINER Definition von "Schuld" waren sie ebenfalls schuldig - aber nicht weil sie es "wollten" oder "sich dafür entschieden". Es war der Beginn der Notwendigkeit der Schuld/Sünde.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Mi 14. Apr 2021, 08:54
Ich sehe hier kein Problem, nehmen wie einfach die aristotelischen Logik , zwei Aussagen, die sich in ein und derselben Hinsicht widersprechen, können bekanntlich nicht beide wahr sein.
Auf der gleichen Ebene! - Auf höherer Ebene kann es sein, dass dasselbe sich NICHT widerspricht. ----- Bsp: Die naturalistische Sichtweise der Genesis ("Adam hat vor 7000 Jahren gelebt") widerspricht sich mit der mythologischen Sichtweise ("Den Adam gab es nicht geschichtlich") - also nur eines kann in dieser Gegenüberstellung wahr sein. ---- Heilsgeschichtlich kann BEIDES richtig sein: "Heilsgeschichte offenbart sich sowohl mythisch als auch historisch - es ist egal, ob man Adam so oder so sieht".
Hier gilt also: "Aussage 1 und Aussage 2 widersprechen sich auf ihrer Vergleichsebene, weshalb mindestens eine davon unwahr sein muss. Auf höherer heilsgeschichtlicher Ebene widersprechen sie sich nicht, weil es dort nicht um das Transportmittel, sondern um die geistliche Ladung geht".
Es muss uns klar sein, das alles, was wir als Wahrheit bezeichnen, letztlich anthropozentrische System-Wahrheiten sind (die MAthematik könnte die einzige Ausnahme sein - weiß ich noch nicht). Jetzt wäre die (Glaubens-) Frage, ob es über all diesen Wahrheiten EINE Wahrheit gibt, in die alle System-Wahrheiten "aufgehoben" sind (im hegelschen Sinne). Ich meine: Ja.