Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Philosophisches zum Nachdenken
Hiob
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Kann sein, aber du gehst halt hin und sagst “das Sein ist so und so”
Nein. - Mir geht es um die Unabhängigkeit des Seins von UNSERER Einordnung desselben.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 aber vorher noch
Wo sind hier Widersprüche?
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Was ist ontologisch so aber nicht im Alltag?
Im Alltag haben wir Systeme, die sinnvoll sind - bspw. das Rechtssystem, dessen Urteile verbindlich sind. Trotzdem sind solche Urteile ontologisch nicht bindend. Konkret: Ein als Mörder Verurteilter wird nicht dadurch zum Mörder, dass er verurteilt wird. - Mit anderen Worten: Es würde zur Aufklärung gehören, dass man systemische und ontische Verbindlichkeit nicht verwechselt.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Da es in dem Beitrag um menschliche Kognition ging, um die menschliche Vorstellung des Jetzt, ist es nicht so verwunderlich, dass da Menschen im Fokus standen.
Dann brauchen wir aber nicht über Ontologie zu sprechen. Das sind zwei grund-unterschiedliche Bereiche.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Was willst du damit sagen?
Wenn zwei Photonen aus einer Quelle in verschiedene Richtungen gehen, sind sie in einem unbestimmten Zustand, der erst dann bestimmt wird, wenn EIN Photon davon beobachtet wird. Geschieht dies aber, erhält das Partnerphoton ebenfalls seine Bestimmtheit - und zwar nicht in Lichtgeschwindigkeit, sondern "instantan" (so hieß, glaube ich, das Wort) - also sofort, selbst wenn das andere Photon Lichtjahre entfernt ist.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Du bist dagegen schon näher dran am Puls der Zeit – auch wenn du nur eine Minderheit repräsentierst, mit einer Wahrheitsdefinition die zu Querdenkern oder dieBasis passt.
:mrgreen: Das meine ich mit orwellschen Zuständen, auf die wir zusteuern: Was nicht Mainstream ist, wird als Querdenker diffamiert. - Ich beobachte eine Entwicklung der Gleichschaltung, an deren Ende es wieder Bücherverbrennungen geben wird.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Kurios ist, dass du nun auf einmal meinst, “die Wissenschaft” wäre irgendwie ein gänzlich objektiver Mechanismus, der alles menschliche komplett “herausrechnen” kann.
Im Rahmen der Modellwelt ist das so. Menschlich sind die Modelle selbst.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Aber man meinte nun mal auch, dass Wahrheit etwas ist, dem sich Menschen tatsächlich annähern können.
Richtig. Aber man weiß es nicht. - Man weiß es im Rahmen von Modellen ("Wenn dieses Modell wahrheits-orientiert ist, kann ich anhand von Ergebnissen nachweisen, dass ich der Wahrheit näher komme"). - Und jetzt käme wieder Descartes, der solchen Modellen im Prinzip glaubt, weil er NICHT glaubt, dass Gott dem Menschen Verstand gegeben hat, um in die Irre zu gehen. Wohlwollender Gott.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Ich ernähre mich nun seit ich 18 bin vegan. Du hast vielleicht einen gewissen Fortschritt im Vergleich zu Descartes durchlaufen aber am Ende sprichst du Tieren immer noch ein Ich ab, sprichst ihnen den Personenstatus ab.

Und dann gehst du hin und bezeichnest MICH als anthropozentrisch.
Deine Philosophie erweckt ständig diesen Eindruck. - Ob Tiere ein Ich haben und/oder Person sind, ist reine Defintionssache. - Nach christlichen Maßstäben haben sie KEIN Ich, da "ich" und "Person" dort metayphsisch definiert sind. - Heute definiert man beides so, dass auch KI oder ein Kühlschrank ein Ich haben kann oder Person sein kann.-

Wieder einmal: Sprache. Die Neusprech-Woge, die in den letzten Jahrzehnten über unsere Kultur geschwappt ist, hat mit der Semantik zuvor oft nur sehr wenig zu tun. - Im Grunde müsste man jedes benutzte Wort vorher definieren.
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

quantum entaglement...ein schönes beispiel für unterschiedliche ontologische setzungen, auf der einen seite der lokale charakter reduktionistischer systeme, wirkungen und/oder informationen können nicht schneller als mit lichtgeschwindigkeit übertragen werden, auf der anderen der holistische ansatz, alles ist mit allem verbunden

in der regel interpretiert man es so, die verschränkten teilchen sind keine einzelobjekte sondern bilden ein gemeinsames...poulärwissenschaftlich wird das meistens mit dem bild der handschuhe versucht zu erkären...könnten aber auch socken sein :lol:

wir haben also ein paar handschuhe...oder auch socken meinetwegen in einer schublade...wir holen also einen raus, allerdings mit verbundenen augen,
und schicken in nach andromeda

in dem moment, wo wir die augenbinde abnehmen und feststellen, dass es ein rechter handschuh ist, der bei uns geblieben ist, wissen wir auch, dass der in andromeda ein linker ist :devil:

könnte sein, dass der geist da etwas schneller als die lichtgeschwindigkeit ist
:mrgreen:

eh ja, die qantenphysik ist fundamentaler gegenüber ďen beiden relativitätstheorien, diese werden sich anpassen müssen, glaube ich...wer nicht geschockt ist, hat sie nicht verstanden ( niels bohr ) 8-)
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

Paul hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 17:23 quantum entaglement...ein schönes beispiel für unterschiedliche ontologische setzungen, auf der einen seite der lokale charakter reduktionistischer systeme, wirkungen und/oder informationen können nicht schneller als mit lichtgeschwindigkeit übertragen werden, auf der anderen der holistische ansatz, alles ist mit allem verbunden

in der regel interpretiert man es so, die verschränkten teilchen sind keine einzelobjekte sondern bilden ein gemeinsames...poulärwissenschaftlich wird das meistens mit dem bild der handschuhe versucht zu erkären...könnten aber auch socken sein :lol:

wir haben also ein paar handschuhe...oder auch socken meinetwegen in einer schublade...wir holen also einen raus, allerdings mit verbundenen augen,
und schicken ihn nach andromeda

in dem moment, wo wir die augenbinde abnehmen und feststellen, dass es ein rechter handschuh ist, der bei uns geblieben ist, wissen wir auch, dass der in andromeda ein linker ist :devil:

könnte sein, dass der geist da etwas schneller als die lichtgeschwindigkeit ist
:mrgreen:

eh ja, die qantenphysik ist fundamentaler gegenüber ďen beiden relativitätstheorien, diese werden sich anpassen müssen, :mrgreen: glaube ich...wer nicht geschockt ist, hat sie nicht verstanden ( niels bohr ) 8-)
hm...schon wieder irgendwelche wartungsarbeiten am server? :mrgreen:
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Hiob hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 14:48 Nein. - Mir geht es um die Unabhängigkeit des Seins von UNSERER Einordnung desselben.
Das als absolut zu setzen, wirkt auch wieder so dogmatisch.
Wo sind hier Widersprüche?
Du behauptest über das Sein nichts wissen zu können, aber machst ständig Aussagen darüber.
Im Alltag haben wir Systeme, die sinnvoll sind - bspw. das Rechtssystem, dessen Urteile verbindlich sind. Trotzdem sind solche Urteile ontologisch nicht bindend. Konkret: Ein als Mörder Verurteilter wird nicht dadurch zum Mörder, dass er verurteilt wird. - Mit anderen Worten: Es würde zur Aufklärung gehören, dass man systemische und ontische Verbindlichkeit nicht verwechselt.
Das klingt erst mal plausibel. Allerdings fließt in deinem Ansatz beides zusammen, weil “ontologisch” ein leerer Begriff ist. D. h. er ist nicht von “systemisch” abgrenzbar, da sich dadurch ein Maßstab ergibt nach dem man wirklich nichts ausschließen kann. Nicht einmal, dass es umgekehrte Kausalität gibt und tatsächlich ein Urteilsspruch den Angeklagten zum Mörder macht, indem er eben die Vergangenheit verändert.

Das wäre eine lustige Idee für ein Horror-Videospiel.
Claymore hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 23:16 Da es in dem Beitrag um menschliche Kognition ging, um die menschliche Vorstellung des Jetzt, ist es nicht so verwunderlich, dass da Menschen im Fokus standen.
Dann brauchen wir aber nicht über Ontologie zu sprechen. Das sind zwei grund-unterschiedliche Bereiche.
Aber worüber wir sprechen müssen ist unser Vermögen, unsere Überzeugungen durch Fiat auszuknipsen. Damit wir vorsichtig sind, wenn wir meinen eine Ontologie von einem Standpunkt des universellen Zweifels zu entwerfen, dass wir uns nicht selbst betrügen.
Wenn zwei Photonen aus einer Quelle in verschiedene Richtungen gehen, sind sie in einem unbestimmten Zustand, der erst dann bestimmt wird, wenn EIN Photon davon beobachtet wird. Geschieht dies aber, erhält das Partnerphoton ebenfalls seine Bestimmtheit - und zwar nicht in Lichtgeschwindigkeit, sondern "instantan" (so hieß, glaube ich, das Wort) - also sofort, selbst wenn das andere Photon Lichtjahre entfernt ist.
Ja – aber so kann keine Information übertragen werden (no-cloning-Theorem).
:mrgreen: Das meine ich mit orwellschen Zuständen, auf die wir zusteuern: Was nicht Mainstream ist, wird als Querdenker diffamiert. -
So hießen halt die Proteste: “Querdenken” – Selbstbezeichnung. Sehe darin keine Diffamierung.
Ich beobachte eine Entwicklung der Gleichschaltung, an deren Ende es wieder Bücherverbrennungen geben wird.
Diese Entwicklung beobachte ich auch. Finde sie aber eher nicht lustig.

Unser Intelligenzia “glaubt” halt (so ist das Narrativ), die Gefahr für den öffentlichen Diskurs würde nicht mehr von klassischer Informations-Zensur ausgehen, sondern von Informations-Verdrängung durch Fluten an Fehlinformationen. Das führt sie (angeblich) zu dem Schluss: Zensur schützt den öffentlichen Diskurs.

Nur: Der Ansatz von dir, der die Menschen dazu erzieht, niemals zuzugeben “Ich lag falsch”, gießt da Öl ins Feuer und ist hochgradig kontraproduktiv.
Richtig. Aber man weiß es nicht. - Man weiß es im Rahmen von Modellen ("Wenn dieses Modell wahrheits-orientiert ist, kann ich anhand von Ergebnissen nachweisen, dass ich der Wahrheit näher komme").
Wie oben angedeutet fließt systemisch und ontisch in deiner Philosophie zusammen. Du kannst nicht plötzlich innerhalb eines Systems etwas “nachweisen”, wenn du es sonst nie kannst. Wenn man sonst alles hinterfragen kann, dann auch, ob innerhalb eines Systems wirklich ein bestimmtes Ergebnis erzielt wurde.
Deine Philosophie erweckt ständig diesen Eindruck.
Leider kommst du zu dieser Einschätzung. Warum auch immer…

Mir geht es doch darum:
  1. Jedes erdenkliche ontologische Grundkonzept ist “menschlich kontaminiert” und aus dem Kontext gelöst (allgemein verstanden) konfus. Vgl.: “Ist ein Loch Sein oder Nicht-Sein?”.
  2. Wir wissen nicht was es bedeuten soll, wahr oder falsch bzgl. einem ontologischen Grundkonzept xy zu liegen. (das “Ist ‘Riesenkraken existieren wirklich’ wahr oder falsch”-Problem hoch 1000)
  3. Wir können nicht mit universellem Zweifel beginnen.
  4. Wir können nicht per Fiat unsere Vorurteile abschalten. Denn darunter sind Überzeugungen, von denen uns nicht in den Sinn kommt, dass sie überhaupt in Frage gestellt werden können.
  5. Wahrheit kann uns widerlegen, ansonsten ist sie bedeutungslos. Ein Unterschied ohne Unterschied. Also kann die Wahrheit nicht auf “ontologische Grundkonzepte” zurückgeführt werden.
Gnothi seauton. Es geht also um Einschränkungen von uns Menschen, Bescheidenheit und die Bereitschaft zu sagen “Ich liege falsch”.

Wenn du das anthropozentrisch nennst, ist das – für dich als Orwell-Fan – ein ‘Schwarzweiß’: Ein Begriff der genau sein eigenes Gegenteil bedeutet.

Descartes’ Philosophie basiert auf postulierten ontologischen Grundkonzepten res cogitans und res extensae (eine hochabstrakte Konzeption der Materie, von der alle konkreten Eigenschaften wie Farbe, Geruch etc. entfernt wurden). Sicher geht er darauf ein, dass die res extensae evtl. nur unserer Einbildung entspringen. Das ist allerdings nur eine Nebelkerze. Denn woher er weiß, dass genau eine dieser beiden Optionen gelten muss, bleibt unklar. Genauso wird einfach postuliert, dass die res cogitans menschlich sind. Schließlich wird “Wahrheit” komplett degradiert, zu etwas völlig machtlosem: niemals muss ein Mensch zugeben, dass er falsch liegt.

In summa ist deine Philosophie also extreeem anthropozentrisch. Der Mensch besitzt eine Substanz, res cogitans, die sonst nicht in der Natur zu finden ist. Und egal was er behauptet, keine Macht der Welt kann ihn widerlegen. Man spricht dem Menschen die Fähigkeit zu alles zu bezweifeln. Und sich alles einzubilden (was für eine Fantasie)!
- Ob Tiere ein Ich haben und/oder Person sind, ist reine Defintionssache. - Nach christlichen Maßstäben haben sie KEIN Ich, da "ich" und "Person" dort metayphsisch definiert sind. - Heute definiert man beides so, dass auch KI oder ein Kühlschrank ein Ich haben kann oder Person sein kann.-

Wieder einmal: Sprache. Die Neusprech-Woge, die in den letzten Jahrzehnten über unsere Kultur geschwappt ist, hat mit der Semantik zuvor oft nur sehr wenig zu tun. - Im Grunde müsste man jedes benutzte Wort vorher definieren.
Ich gebe dir mit der Neusprech-Woge zwar recht, aber bei dir wirkt das leider wie eine Schutzbehauptung. Wie wenn jemand sagt “Ob der Walfisch ein Fisch ist, ist reine Definitionssache” und im nächsten Moment “Jeder Fisch hat Kiemen”.

Denn das Ich, res cogitans, war vorher bei dir gar nicht Definitionssache, sondern Teil einer fundamentalen Dichotomie in die das Sein zerfällt.

Wenn ich sage “Tiere haben ein Ich”, dann geht es mir da nicht um einen verbalen Disput. Sondern um einen faktischen. Und spätestens in dem Moment, wo ein smarter Kühlschrank (kommt bei der Serie Silicon Valley i. Ü. vor) denken und fühlen sollte wie ein Mensch, hat er ein Ich. Und zwar nicht bloß über die Hintertür durch Umdefinition. Sondern nach jeder allgemein formulierten Definition.

PS: Wir beide kämpfen vielleicht gegen den Zeitgeist an, aber wir sollten uns nicht einbilden, dass uns das automatisch zu vernünftigen Menschen macht.
Claymore
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Claymore »

Paul hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 15:15 du verlierst dich in details, wir sind hier nicht im physikforum :lol:
Es hat mich einiges an Zeit gekostet, diesen Beitrag zu schreiben. Kannst ja mal versuchen ihn zu verstehen.
die überzeugung, es gäbe naturgesetze die immer und überall gelten und dass sie von uns rational efassbar sind ist halt eben eine setzung...q.e.d. :mrgreen:
Es ist insofern eine Setzung, dass die Physik diese These nicht mit eigenen Methoden (experimentell) “beweisen” kann.

Aber es ist sicherlich keine ontologische oder unkorrigierbare Setzung. Und auch nicht eine Setzung in dem Sinne, dass man sie gar nicht begründen könnte.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Das als absolut zu setzen, wirkt auch wieder so dogmatisch.
Es ist eine hermeneutische Vorannahme, der eine solipsistische Vorannahme gegenüber steht. Beides ist nicht falsifizierbar.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Du behauptest über das Sein nichts wissen zu können, aber machst ständig Aussagen darüber.
Ich mache keine positiven Aussagen darüber, sondern nur, dass das Sein (nach meiner hermeneutischen Vorannahme) auch dann ist, wenn es uns nicht gibt.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Allerdings fließt in deinem Ansatz beides zusammen, weil “ontologisch” ein leerer Begriff ist. D. h. er ist nicht von “systemisch” abgrenzbar, da sich dadurch ein Maßstab ergibt nach dem man wirklich nichts ausschließen kann.
NAtürlich ist er von "systemisch" abgrenzbar - darum geht es doch. - "Abgrenzbar" heißt dabei nicht, dass beides nicht übereinstimmen könnte. - Unterm Strich würde ich sagen: Systemische Wahrheit ist eine Teilmenge ontologischer Wahrheit.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Ja – aber so kann keine Information übertragen werden
Aber Fakten. - Das zweite Photon wird plötzlich "grün", weil das Partner-Photon ganz woanders "rot" wurde - also kausaler Zusammenhang.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 So hießen halt die Proteste: “Querdenken” – Selbstbezeichnung. Sehe darin keine Diffamierung.
Denotativ ich auch nicht, konnotativ sehr wohl. Wir leben in einer konnotativen Welt. - Andersrum: Als ich jung war, war "Querdenker" ein Gütesiegel - es galt für "kritisch"/"hinterfragend". - Heute bedeutet "Querdenker", dass jemand gegen die Gleichschaltung ist (wobei dies die Täter alias der Mainstream ganz anders argumentativ verbrämt).
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Diese Entwicklung beobachte ich auch. Finde sie aber eher nicht lustig.
Das geht mir genauso.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Unser Intelligenzia “glaubt” halt (so ist das Narrativ), die Gefahr für den öffentlichen Diskurs würde nicht mehr von klassischer Informations-Zensur ausgehen, sondern von Informations-Verdrängung durch Fluten an Fehlinformationen. Das führt sie (angeblich) zu dem Schluss: Zensur schützt den öffentlichen Diskurs.
Genau so.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Nur: Der Ansatz von dir, der die Menschen dazu erzieht, niemals zuzugeben “Ich lag falsch”, gießt da Öl ins Feuer
Hiiilfe - wie kommst Du denn DARAUF? :lol:
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wie oben angedeutet fließt systemisch und ontisch in deiner Philosophie zusammen. Du kannst nicht plötzlich innerhalb eines Systems etwas “nachweisen”, wenn du es sonst nie kannst.
Du hast es echt nicht verstanden. - Ich TRENNE ontisch und systemisch KATEGORIAL - also KEINE Verschmelzung. - Das Systemische ist im besten Fall der Versuch, auf Basis dieser kategorialen Trennung nichtsdestoweniger Annäherungen zum Ontischen zu versuchen. Und jetzt kommt Descartes, der sagt: "Weil ich glaube, dass Gott uns nicht mit unserer Vernunft verarschen will, sind solche systemischen Annäherungen erfolgversprechend".

Und natürlich kann man systemisch "nachweisen", weil "nachweisen" keine ontische, sondern eine systemische Größe ist. - Man kann "nachweisen" (bei entsprechendem Modell), dass ein Drittel aller inländischen Moslems extremistisch sind - man kann ebenfalls "nachweisen" (bei einem entsprechend anderem Modell), dass weniger als 1% aller inländischen Moslems extremistisch sind.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Das als absolut zu setzen, wirkt auch wieder so dogmatisch.
Es ist eine hermeneutische Vorannahme, der eine solipsistische Vorannahme gegenüber steht. Beides ist nicht falsifizierbar.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Du behauptest über das Sein nichts wissen zu können, aber machst ständig Aussagen darüber.
Ich mache keine positiven Aussagen darüber, sondern nur, dass das Sein (nach meiner hermeneutischen Vorannahme) auch dann ist, wenn es uns nicht gibt.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Allerdings fließt in deinem Ansatz beides zusammen, weil “ontologisch” ein leerer Begriff ist. D. h. er ist nicht von “systemisch” abgrenzbar, da sich dadurch ein Maßstab ergibt nach dem man wirklich nichts ausschließen kann.
NAtürlich ist er von "systemisch" abgrenzbar - darum geht es doch. - "Abgrenzbar" heißt dabei nicht, dass beides nicht übereinstimmen könnte. - Unterm Strich würde ich sagen: Systemische Wahrheit ist eine Teilmenge ontologischer Wahrheit.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Ja – aber so kann keine Information übertragen werden
Aber Fakten. - Das zweite Photon wird plötzlich "grün", weil das Partner-Photon ganz woanders "rot" wurde - also kausaler Zusammenhang.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 So hießen halt die Proteste: “Querdenken” – Selbstbezeichnung. Sehe darin keine Diffamierung.
Denotativ ich auch nicht, konnotativ sehr wohl. Wir leben in einer konnotativen Welt. - Andersrum: Als ich jung war, war "Querdenker" ein Gütesiegel - es galt für "kritisch"/"hinterfragend". - Heute bedeutet "Querdenker", dass jemand gegen die Gleichschaltung ist (wobei dies die Täter alias der Mainstream ganz anders argumentativ verbrämt).
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Diese Entwicklung beobachte ich auch. Finde sie aber eher nicht lustig.
Das geht mir genauso.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Unser Intelligenzia “glaubt” halt (so ist das Narrativ), die Gefahr für den öffentlichen Diskurs würde nicht mehr von klassischer Informations-Zensur ausgehen, sondern von Informations-Verdrängung durch Fluten an Fehlinformationen. Das führt sie (angeblich) zu dem Schluss: Zensur schützt den öffentlichen Diskurs.
Genau so.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Nur: Der Ansatz von dir, der die Menschen dazu erzieht, niemals zuzugeben “Ich lag falsch”, gießt da Öl ins Feuer
Hiiilfe - wie kommst Du denn DARAUF? :lol:
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wie oben angedeutet fließt systemisch und ontisch in deiner Philosophie zusammen. Du kannst nicht plötzlich innerhalb eines Systems etwas “nachweisen”, wenn du es sonst nie kannst.
Du hast es echt nicht verstanden. - Ich TRENNE ontisch und systemisch KATEGORIAL - also KEINE Verschmelzung. - Das Systemische ist im besten Fall der Versuch, auf Basis dieser kategorialen Trennung nichtsdestoweniger Annäherungen zum Ontischen zu versuchen. Und jetzt kommt Descartes, der sagt: "Weil ich glaube, dass Gott uns nicht mit unserer Vernunft verarschen will, sind solche systemischen Annäherungen erfolgversprechend".

Und natürlich kann man systemisch "nachweisen", weil "nachweisen" keine ontische, sondern eine systemische Größe ist. - Man kann "nachweisen" (bei entsprechendem Modell), dass ein Drittel aller inländischen Moslems extremistisch sind - man kann ebenfalls "nachweisen" (bei einem entsprechend anderem Modell), dass weniger als 1% aller inländischen Moslems extremistisch sind.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Jedes erdenkliche ontologische Grundkonzept ist “menschlich kontaminiert”
Richtig - ich nenne das "hermeneutische Vorannahme". Man hofft dabei, dass man zu systemischen Ergebnissen kommt, die Teilmenge der ontischen Wahrheit sind.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wir wissen nicht was es bedeuten soll, wahr oder falsch bzgl. einem ontologischen Grundkonzept xy zu liegen.
Was es BEDEUTET, wissen wir eigentlich schon: Ich schließe aus meinen hermeneutischen Vorannahmen Dir gegenüber, dass Du 2 Ohren hast. Wenn Du ontisch zwei Ohren hast, war meine hermeneutische Annahme richtig.


Die Bedeutung liegt in der Übereinstimmung von ontischer Wahrheit und systemischem Ergebnis.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36
Wir können nicht mit universellem Zweifel beginnen.
Wir MÜSSEN das sogar, weil dies fundamental nachweisbar nötig ist. - Alternative: Wir erwählen ein bestimmtes System als ontischen Maßstab (genau das hat der Naturalismus flacherweise gemacht). Tun wir dies aber, ist es kein ontischer Maßstab mehr, sondern ein systemischer - man überlistet also anthropozentrisch den kategorialen Unterschied zwischen Sein und Wahrnehmung.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wir können nicht per Fiat unsere Vorurteile abschalten.
Richtig - deshalb sollen wir uns ja bewusst sein, dass unsere Systeme Folgen anthropozentrischer hermeneutischer Vorannahmen sind.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wahrheit kann uns widerlegen, ansonsten ist sie bedeutungslos.
Das tut sie ja ständig. - Aber Du meinst wahrscheinlich was anderes: "Wahrheit muss uns für unsere Systeme ersichtlich widerlegen", nicht wahr? - Nein, muss sie nicht.

Die Bedeutung von Wahrheit ist ihr Wahrsein und nicht, ob sie uns nach UNSEREN Systemen ersichtlich widerlegen kann. Wir sind voll drin im Buch Hiob.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Es geht also um Einschränkungen von uns Menschen, Bescheidenheit und die Bereitschaft zu sagen “Ich liege falsch”.
Darum geht es sowieso - und dafür ist eigentlich der Hermeneutische Zirkel da. Aber das hat nichts mit Ontologie zu tun.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Genauso wird einfach postuliert, dass die res cogitans menschlich sind. Schließlich wird “Wahrheit” komplett degradiert, zu etwas völlig machtlosem: niemals muss ein Mensch zugeben, dass er falsch liegt.
Da hast Du was nicht verstanden. - Ob man nach menschlichem Maßstab richtig oder falsch liegt, entscheidet sich bei den Systemen. Wenn eine Beobachtung einem Modell x widerspricht, gilt dieses Modell als falsifiziert ("Ich liege falsch") - das ist Alltag.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 In summa ist deine Philosophie also extreeem anthropozentrisch.
Nein. :D - Ich erkenne nur, dass alles Menschliche anthropozentrisch ist (auch Naturwissenschaft). Genau deshalb leite ich daraus nur systemische Richtigkeiten ab ("verifiziert innerhalb des Systems x"), aber nicht "Wahrheit".
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Denn das Ich, res cogitans, war vorher bei dir gar nicht Definitionssache, sondern Teil einer fundamentalen Dichotomie in die das Sein zerfällt.
Da geht es eher darum, dass "Ich" aus menschlicher Sicht das Einzige ist, bei dem Ontisches und Anthropozentrisches wesensmäßig (und nicht nur hermeneutisch postuliert) zusammenfallen.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Wenn ich sage “Tiere haben ein Ich”, dann geht es mir da nicht um einen verbalen Disput.
Je nach Definition von "Ich". - Wenn Du sagst, "Ich" ist, wenn ein Wesen logisch erkennbar reagieren kann, dann stimme ich Dir sogar zu. - Aber dann müssen wir uns klar darüber sein, dass wir "Ich" semantisch völlig unterschiedlich definieren.

Genau das ist in den heutigen gesellschaftlichen Disputen üblich - man spricht miteinander mit den selben Worten, die semantisch vollkommen unterschiedlich besetzt sein können.
Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:36 Und spätestens in dem Moment, wo ein smarter Kühlschrank (kommt bei der Serie Silicon Valley i. Ü. vor) denken und fühlen sollte wie ein Mensch, hat er ein Ich. Und zwar nicht bloß über die Hintertür durch Umdefinition.
Doch - NUR über Umdefinition.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Hiob »

Paul hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 17:23 die qantenphysik ist fundamentaler gegenüber ďen beiden relativitätstheorien, diese werden sich anpassen müssen, glaube ich...wer nicht geschockt ist, hat sie nicht verstanden ( niels bohr )
Bingo. - Nur: Man muss nicht geschockt sein - ich bin eher erfreut.
Paul hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 17:23 könnte sein, dass der geist da etwas schneller als die lichtgeschwindigkeit ist
Nee - "schneller" nicht. - "Überzeitlich" ist das richtige Wort - siehe Omegapunkt.
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Paul
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

Claymore hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 01:38
Paul hat geschrieben: Di 7. Sep 2021, 15:15 du verlierst dich in details, wir sind hier nicht im physikforum :lol:
Es hat mich einiges an Zeit gekostet, diesen Beitrag zu schreiben. Kannst ja mal versuchen ihn zu verstehen.
die überzeugung, es gäbe naturgesetze die immer und überall gelten und dass sie von uns rational efassbar sind ist halt eben eine setzung...q.e.d. :mrgreen:
Es ist insofern eine Setzung, dass die Physik diese These nicht mit eigenen Methoden (experimentell) “beweisen” kann.

Aber es ist sicherlich keine ontologische oder unkorrigierbare Setzung. Und auch nicht eine Setzung in dem Sinne, dass man sie gar nicht begründen könnte.
sorry, ich verstehe das schon, habe immerhin in den 80`ern vier semester höhere mathemaik gehört...aber mal eine frage, hast du verstanden, welche motivation einstein dazu veranlasst hat, die spezielle relativitätstheorie zu entwickeln (hint lorentz transformation)?
Zuletzt geändert von Paul am Fr 10. Sep 2021, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Descartes, OT von Kommt die (digitale) Technik vom Teufel?

Beitrag von Paul »

Hiob hat geschrieben: Fr 10. Sep 2021, 12:01
Paul hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 17:23 die qantenphysik ist fundamentaler gegenüber ďen beiden relativitätstheorien, diese werden sich anpassen müssen, glaube ich...wer nicht geschockt ist, hat sie nicht verstanden ( niels bohr )
Bingo. - Nur: Man muss nicht geschockt sein - ich bin eher erfreut.
Paul hat geschrieben: Mi 8. Sep 2021, 17:23 könnte sein, dass der geist da etwas schneller als die lichtgeschwindigkeit ist
Nee - "schneller" nicht. - "Überzeitlich" ist das richtige Wort - siehe Omegapunkt.
geschockt oder erfreut, kommt drauf an, welches weltbild man bevorzugt...monismus, wobei wir uns hier zwischen materialismus und idealismus entscheiden können, oder den klassischen substanzdualismus nach descartes...ich bevorzuge poppers drei welten :mrgreen:

lesenswert zum thema auch erhard scheibes "die philosophie der phisiker", alerdings nicht ganz einfach für laien
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
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